Deutliche Kritik an Umstrukturierung des Archivwesens
Ortsheimatpfleger: Brandbrief an den Kreistag

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:58 Uhr
Andreas Wittenzellner

Deutliche Kritik an der Umstrukturierung des Kreisarchivs übten die Ortsheimatpfleger des Landkreises bei ihrem letzten Treffen. Sie verabschiedeten bei ihrem letzten Treffen im Traunsteiner Heimathaus eine Petition für die Unverzichtbarkeit des Archivs als „historisches Gewissen”.

TRAUNSTEIN Die Petition ist an den Traunsteiner Landrat und den Kreistag gerichtet. Sie enthält eine Beschwerde in deutlichen Worten über die Umstrukturierung im Landratsamt im Zusammenhang mit dem Kreisarchiv.     

Einzelne Ortsheimatpfleger hatten sich bei dem Treffen des „Freundeskreis Heimatpflege” kritisch geäußert über die Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Ruhestand des Kreisarchivpflegers Götz von Dobeneck. Die Anwesenden zeigten sich mit der künftigen Betreuung des Archivs unzufrieden. Pallings Ortsheimatpfleger Franz Jäger machte deutlich, dass man hier „auf die Tube drücken müsse" und auf den Landrat und den Kreistag mit der Forderung, einen neuen Kreisarchivar einzustellen, zugehen müsse. Kosten müssten unter Umständen auf die Gemeinden umgelegt werden.

Jäger wünschte sich eine Petition, die die Anwesenden bei der Veranstaltung beschließen sollten. Helmberger, Vorsitzender des historischen Vereins in Traunstein, wollte die Kostenumlage so nicht gelten lassen. Der Landkreis müsse sich um die Pflege der Kultur kümmern, das müsse auch finanziell drin sein. Das ist eine „Frage der Prioritäten" betonte er seine Überzeugung.

Traunsteins Stadtarchivar Franz Haselbeck machte deutlich, dass der in Pension gegangene Kreisarchivpfleger zwar ersetzt wurde, aber „um die Basisarbeit kümmert sich keiner mehr, eine Archivarbeit findet nicht mehr statt". Einig waren sich alle Anwesenden, dass das Kreisarchiv „fachlich kompetent besetzt” werden müsse. Diese Forderung an Landrat und Kreistag wurde in Form einer Petition aufgenommen, der sich die Anwesenden Ortsheimatpfleger einstimming anschlossen.

Kreisheimatpfleger Dr. Soika lobte die Anwesenden als „Rückgrad der Heimatpflege" und dankte für deren Arbeit. Traunsteins Oberbürgermeister Manfred Kösterke machte deutlich, dass es wichtig sei, die eigene regionale Geschichte zu kennen. „Es ist wichtig, die Wurzeln der Gesellschaft zu kennen", sagte er und fügte hinzu, dass das Kennen der eigenen Geschichte wichtig sei, um zu wissen, wo man in der Zukunft hin wolle. Hans Helmberger, als Erster Vorsitzender der Stiftung Heimathaus als "Hausherr" sprechend, machte deutlich, dass die Arbeit der Ortspfleger unverzichtbar sei: sie seien das „historische Gewissen".       Volker Bräu vom Haus der Bayerischen Geschichte in Augsburg warb für die Landesausstellung 2015 „Napoleon in Bayern", die in Ingolstadt geplant sei. Insbesondere wolle man in der Ausstellung auch zeigen, wie die Kriege in dessen Zeit auch die Bevölkerung Bayerns beziehungsweise die Menschen der jeweiligen Regionen belastet habe. Bräu bat um Unterstützung des Projektes durch die Heimatpfleger. Man sei für die Ausstellung auf der Suche nach Stimmen aus der Bevölkerung, Liedern und Gedichten aus der damaligen Zeit. Auch Uniformen und Waffen aber auch Lebensläufe und Schicksale aus der damaligen Zeit wolle man nach Möglichkeit in die Ausstellung mit einbauen.

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