Erfolg an der Regensburger Uniklinik:
Neues Verfahren der Lebertransplantation rettet dem kleinen Naron das Leben

07.07.2017 | Stand 28.07.2023, 2:05 Uhr
−Foto: n/a

Mithilfe einer neuartigen Technik ist Ärzten des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) eine lebenswichtige Lebertransplantation trotz eines blutgruppenfremdem Spenderorganes gelungen.

REGENSBURG Der kleine Naron ist gerade einmal sieben Monate alt. Aufgrund einer so genannten Gallengangatresie kommt es zu einer Leberzirrhose mit Leberversagen. Die Ärzte am Universitätsklinikum Regensburg entschließen sich daher zu einer dringlichen Lebertransplantation. Nur diese kann dem Jungen, der ohne Lebertransplantation innerhalb weniger Wochen versterben würde, noch helfen. Da Naron jedoch nicht in Deutschland ansässig ist, kann kein Organ von Eurotransplant zur Verfügung gestellt werden. Deshalb entschließt sich der Vater des Jungen zu einer so genannten Lebendspende. Dabei wird dem Spender ein kleiner Teil der eigenen Leber entnommen und dem Empfänger eingesetzt. Beide Lebern "wachsen" anschließend dem Bedarf entsprechend nach.

Nimmt der Körper das neue Organ nicht an, kann es folglich auch die lebenswichtigen Funktionen nicht übernehmen. Bei einer Transplantation spielen viele Faktoren eine Rolle, um eine möglichst große Akzeptanz des fremden Organs zu erreichen. Je besser das Organ des Spenders zum Empfänger passt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Abstoßungsreaktion. Wichtig dabei ist bisher, dass Spender und Empfänger die gleichen oder kompatible AB0-Blutgruppen haben. Dies ist bei Naron und seinem Vater jedoch nicht der Fall. 

Forscher weltweit arbeiten seit Jahren intensiv an Methoden, um diese Problematik zu umgehen. Am Universitätsklinikum Regensburg ist es nun gelungen, eine bei Erwachsenen bereits angewandte Technik an die Behandlung sehr kleiner Kinder anzupassen. Dabei nutzten Privatdozent Dr. Norbert Ahrens und sein Team vom Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin am UKR im Vorfeld der Transplantation ein Verfahren mit so genannten Glycorex Isoagglutinin-Apheresen. Mit diesem sehr spezifischen Verfahren werden Antikörper gegen AB0-Merkmale entfernt, die jeder Mensch ansonsten gegen fremde Merkmale hat. Hat ein Patient beispielsweise die Blutgruppe B, besitzt er Antikörper gegen A. Diese Antikörper richten sich gegen rote Blutkörperchen mit der Blutgruppe A und zerstören sie. AB0-Merkmale gibt es auch auf anderen Zellen, beispielsweise in der Leber. Wird ein Organ mit Blutgruppe A transplantiert, erkennt der Körper dieses als „fremd“ und zerstört es rasch. Durch das im Falle Narons angewandte Verfahren konnten diese Antikörper eliminiert werden und das vom Vater stammende, blutgruppenunverträgliche Transplantat verträglich gemacht werden. 

In einer mehrstündigen Operation setzten Professor Dr. Hans-Jürgen Schlitt und Privatdozent Dr. Martin Loss, Klinik und Poliklinik für Chirurgie am UKR, den Spenderteil der Leber des Vaters ein. Naron hat die Operation sehr gut überstanden, in den folgenden Wochen kam es zu keiner Abstoßungsreaktion durch das Immunsystem des Jungen. "Wir freuen uns und sind natürlich auch stolz, dass die Transplantation so erfolgreich verlaufen ist. Durch die neuartige Technik können wir hoffentlich auch anderen Kindern in Zukunft helfen. Narons Überlebenschance ist damit schlagartig von 0 auf langfristig etwa 90 Prozent angestiegen", so Professor Dr. Michael Melter, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin („KUNO-Klinik“). Etwa 20 Kinderlebertransplantationen werden in Regensburg als einzigem Zentrum für Lebertransplantationen bei Kindern in ganz Bayern pro Jahr durchgeführt.

Am vergangenen Wochenende konnten der kleine Naron und seine Eltern das Krankenhaus wieder verlassen. Seine Eltern sind froh und dankbar, dass alles so gut verlaufen ist. Dankbar sind sie nicht zuletzt auch den Geldspendern, die die Operation ermöglicht haben. Da Naron aus dem Ausland stammt und keine Versicherung hat, die für die Transplantation aufkommt, hatten die Eltern eine groß angelegte Spendenkampagne ins Leben gerufen. Durch die vorbildliche Spendenbereitschaft auch der Oberpfälzer konnte abermals einem Kind in Not geholfen werden. 

Regensburg