Heimat und Gemeinschaft im Dorf für 24 Menschen mit Behinderung
Neues Hermann-Altmann-Hauses der Lebenshilfe Freising ist eingeweiht

12.09.2017 | Stand 29.07.2023, 11:34 Uhr
−Foto: n/a

Strahlende Sonne, weißblaue Schäfchenwolken, saftiges Grün, der Kirchturm grüßte herüber, Blasmusik im Ohr – schöner hätte die Einweihungsfeier des Hermann-Altmann-Hauses am Samstagvormittag nicht sein können.

FREISING Dazu ein perfekter Vorgeschmack für die 24 Menschen mit Behinderung, die nach gut eineinhalb Jahren wieder ihre Wohneinrichtung im Dorf zurückerhalten. Monika Haslberger, 1. Vorsitzende der Lebenshilfe Freising, dankte allen Beteiligten an dem fast fünf Millionen Euro schweren Bauvorhaben: der Stadt Freising als Grundherrin und Genehmigungsbehörde, dem Bezirk und allen anderen öffentlichen und privaten Geldgebern und den ausführenden Planern und Erbauern des hochmodernen Wohnhauses. Nicht zuletzt dankte Haslberger für das Verständnis der Bewohner und Betreuer des Hermann-Altmann-Hauses und der Nachbarn, denen der Bau zwangsweise eine geraume Zeit Unannehmlichkeiten bereitet hatte.

Die Glückwünsche der Stadt Freising überbrachte Bürgermeisterin Eva Bönig: „Das Haus ist ein Schmuckstück geworden, in dem man sich zuhause und wohl fühlen kann.“ Das gute „Miteinand“ mit den Nachbarn und dem ganzen Dorf, das schon im alten Haus gelebt wurde und wird, zeige wahre Inklusion, lange bevor das Fachwort in aller Munde war. So wie die Lebenshilfe Freising 1981 mit der Eröffnung des alten Hauses eine „Pionieraufgabe“ von Inklusion anging, war auch der jetzige Neubau eine zukunftsweisende Entscheidung. „Das Hermann-Altmann-Haus ist ein Leuchtturm, der zeigt, wie fest die Lebenshilfe bei uns verwurzelt ist“, bekräftigte Bürgermeisterin Bönig.

Nachdem Architekt Michael Wacker den Bau mit 1750 Quadratmetern Nutzfläche beschrieben hatte, überreichte er einen symbolischen goldenen Schlüssel an die Bewohnervertreterinnen und Hausleiter Günther Schwab. Die kirchliche Segnung spendeten der langjährige „Hauspfarrer“ Otto Steinberger und der evangelische Vikar Alois Vogl.

„Ich freue mich schon, bald wieder das vertraute „Grüß Gott, Herr Pfarrer!“ zu hören, wenn ich in die Kirche nebenan gehe – und meinen Parkplatz wieder zu haben“, schmunzelte Pfarrer Steinberger. In seiner Ansprache erklärte er, dass der Mensch Heimat und Gemeinschaft brauche, was die Bewohner des Hermann-Altmann-Hauses und „Mitbürger Sünzhausens“ bald auch wieder hätten. „Leben ist in jeder Form lebenswert, auch mit einer Behinderung“, schloss Pfarrer Steinberger und ging dann mit seinem Kollegen Vogl durch die Räume, sprengte Weihwasser aus und segnete somit das ganze Gebäude.

Den gemütlichen Teil der Feier mit Braten und zünftiger Musik der vier Bläser von „Premium Bavaricum“ eröffnete Geschäftsführer Michael Schwaiger und lud zur Besichtigung des Hauses ein, das am Nachmittag auch für die allgemeinen Bevölkerung geöffnet war.

Weitere Infos:

Nach Abbruch des Altbaus im Frühjahr 2016 wurde in eineinhalb Jahren nicht nur ein völlig barrierefreies Haus für 24 Menschen mit geistiger Behinderung gebaut sondern auch ein Gebäude für die Zukunft. Ganz neu sind Räume, die für eine Tagesstruktur-Betreuung von Menschen mit Behinderung im Rentenalter genutzt werden. Ein zukunftsweisender Ansatz, da immer mehr Menschen mit geistiger Behinderung aus dem Arbeitsleben ausscheiden.

Architekt des Baus ist Dipl.-Ing. Michael Wacker mit seinem Büro in Nandlstadt. Die Projektsteuerung hat Helmut Grepmair von Stein und Partner Projektmanagement. Besonderheit des Baus ist die völlige Barrierefreiheit von Gebäude und Außenanlagen nach den neuesten Anforderungen. Der Baukörper wurde dem kleinteiligen Umfeld der Nachbarbebauung und die großzügigen Außenanlagen der anspruchsvollen Hanglage angepasst. Helle und freundliche Bewohnerzimmer, ergonomische Funktionsräume für die Pflege und eine zeitgemäße Gastro-Küchentechnik versprechen eine gute Wohnqualität auf Jahre hinaus. Das gute nachbarliche Einvernehmen garantierte die geordnete Bauabwicklung nach Zeitplan.

Auf 4,83 Millionen Euro war der Neubau veranschlagt. 3,3 Millionen Euro davon kamen aus Fördermitteln aus dem Bayerischen Landesbehindertenplan, vom Bezirk Oberbayern, von der eigenen Stiftung Lebenshilfe Freising und der Aktion Mensch. Der Eigenmittelanteil der Lebenshilfe Freising e.V. von rund 1,5 Millionen Euro wird durch ein Kapitalmarktdarlehen gedeckt. Darüber hinaus soll den Menschen im Hermann-Altmann-Haus nicht nur die Grundausstattung sondern ein wirkliches Zuhause geboten werden. Sie sollen in ihrer jeweiligen Entwicklung begleitet und gefördert werden. Die dazu nötige zusätzliche Ausstattung wurde durch Spenden von vielen Privatpersonen und Unternehmen finanziert.

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