Der Super-Rektor:
Neuer Wind an der Uni passt nicht jedem

05.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:25 Uhr
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Eigentlich startete der Regensburger Uni-Rektor seine Amtszeit nicht gut. In Rostock, wo er seit 2006 Rektor war, musste er aus dem Amt zurück treten. Dort waren die Professoren-Kollegen sauer, weil sich Thomas Strothotte in Regensburg beworben hatte.

REGENSBURG Hier, in der Domstadt, brauchte es einen zweiten Wahlgang für den Informatiker. Denn im Senat der Uni war ein Kampf entbrannt zwischen den einen, die eine interne Lösung vorschlugen, und den anderen, die sich gerne den Anstrich der Internationalität verpassen wollten. Durch die Regensburger Uni wabert der Ruch des Provinziellen, trotz Papst als Ehrenprofessor.

Seit mehr als einem Jahr ist Strothotte nun in Regensburg angekommen, und Insider reiben sich die Augen. Denn was viele erwarteten, gerade jene, die mehr Wert auf die Lehre statt auf die internationale Forschung legen wollten, ist nicht eingetreten: Statt an der verkrusteten Struktur der Uni zu scheitern, räumt Strothotte auf – und nimmt dabei auch noch die Studentenschaft mit. Am eindrücklichsten lässt sich der neue Wind mit dem Relaunch der Uni-Zeitschrift festmachen. Die alte Zeitschrift hieß zwar „UMail”, hatte aber wenig mit modernen Kommunikations-Formen zu tun. Der sprichwörtliche Muff der Talare dampfte aus dem Blatt. Jetzt heißt das Heft „signatUR”, erscheint in Farbe, ist fesch aufgemacht und sieht endlich nach 21. Jahrhundert aus. Doch Strothotte ging weiter: Die Internet-Seite der Uni wurde neu gestaltet, Corporate Design füllt nun das Netz. Doch das reichte ihm nicht: Mehr Interaktion mit den Studenten musste her.

Der blog.uni-r.de, ein Blog, auf dem die Mitarbeiter der Uni Artikel posten, die oftmals scharfzüngig von den Studenten kommentiert werden können, sind ein Schritt in die richtige Richtung.

Einer, der sich einen jahrzehntelangen Kampf mit der Uni-Leitung lieferte, ist Rainer Pawelke. Auch er glaubt sich noch in einem Traum mit seiner Fabrik: „Als wir uns das erste mal getroffen haben”, sagt Pawelke, „hat Herr Strothotte kein Wort über die Streitigkeiten der vergangenen Jahre verloren. Wir haben nur darüber geredet, was Uni und Traumfabrik miteinander machen könnten”. Der Streit, der den Steuerzahler hunderttausende von Euros kostete, wurde auf wundersame Weise beigelegt. Dass ein Rektor aber nicht nur Zustimmung, sondern auch Kritik erfährt, ist auch für Pawelke klar: „Natürlich gefällt das nicht jedem, wenn einer in diesen verkrusteten Strukturen aufräumt”. Auch die Studentenschaft reibt sich aber die Augen. Viele sind enttäuscht vom Rektor, dass er im vergangenen Jahr, als die Studenten gegen die miserable Bildungspolitik und den Höchstsatz an Studiengebühren an der Uni Regensburg auf die Barrikaden gingen, hart blieb. Während die benachbarte Hochschule den Satz von 500 auf 400 Euro senkte, bewegte sich Strothotte keinen Millimeter. Dass nicht immer nur sinnvolle Sachen angeschafft werden für die Studiengelder, liegt vor allem in den Geisteswissenschaften auf der Hand. Und auch die Naturwissenschaften haben irgendwann ihre Labors endgültig mit Mikroskopen überfüllt.

Jetzt aber sind der Rektor und die Studenten gemeinsam auf den Barrikaden. Denn die Streichung von 3,7 Millionen Euro zur Rüstung der Uni für den doppelten Abi-Jahrgang 2011 hat sie ins selbe Boot geholt. „Er hat uns letztes Jahr hängen lassen”, schreibt ein Student enttäuscht im Internet. „Warum sollen wir uns dieses Jahr mit ihm solidarisch erklären?” Am Donnerstag, 11. November, laden die Studenten zu einer „Global Wave”-Party in die Alte Mälzerei, um den Protest gegen das Streichkonzert zu begießen. Mal sehen, ob auch Strothotte auf die Tanzfläche hottet – zuzutrauen ist dem Mann ja Einiges. 

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