NAZ eingerichtet
Neue Strukturen am Krankenhaus für Notfälle

06.07.2017 | Stand 12.05.2024, 2:46 Uhr

Die Rottal-Inn-Kliniken bringen ihr Notaufnahmezentrum in Eggenfelden voran. Vorteile für Patienten: geringe Wartezeiten, schnelle Abklärung.

EGGENFELDEN Notfall ist nicht gleich Notfall: In der Notaufnahme eines Krankenhauses treffen ganz unterschiedliche Patienten ein. Derjenige, der bei einem Verkehrsunfall verletzt wurde, ebenso wie jemand mit akuten Herzbeschwerden oder Kinder, die sich am Kopf gestoßen haben. Um jährlich rund 25.000 Notfall-Patienten optimal zu versorgen, haben die Rottal-Inn-Kliniken ihre Notaufnahme am Krankenhaus Eggenfelden ausgebaut und neu strukturiert. Ein Notaufnahmezentrum (NAZ) wurde eingerichtet, mit einem eigenen Team aus Ärzten und Pflegekräften, die darauf spezialisiert sind, jeden Patienten individuell zu betreuen, sich um die Erstversorgung zu kümmern und alle nötigen Diagnoseschritte zu koordinieren.

Das Notaufnahmezentrum ist dort, wo auch bisher schon die Notaufnahme des Eggenfeldener Krankenhauses war. Fürs neue Zentrum wurde umgebaut, Räume wurden neu eingerichtet: Untersuchungskabinen, kleine Einzel- und auch ein Doppelzimmer, ein Schockraum sowie ein Raum für kleinere Eingriffe. Insgesamt verfügt das NAZ nun über 17 Plätze für die Versorgung von Notfällen. Ziel der Umstrukturierung war es auch, die enge Verflechtung der Notaufnahme mit den ambulanten Sprechstunden des Krankenhauses zu lösen. 

Denn bislang eilte das Personal aus den Sprechstunden bei Bedarf in die Notaufnahme, was an beiden Orten zu längeren Wartezeiten führen konnte. Inzwischen ist die Notaufnahme nicht mehr Teil der Fachabteilungen, sondern eine eigene organisatorische Einheit, für die auch eine eigene Chefarzt-Stelle geschaffen wurde. Oliver Zorn kam im September an die Rottal-Inn-Kliniken. Seither kümmert er sich um die Patienten und zugleich darum, dass das Konzept des NAZ in der Praxis immer besser funktioniert. 

Auf dem Papier gab es das NAZ schon einige Zeit: Dass die zentrale Notaufnahme in Eggenfelden ausgebaut und aufgewertet werden soll, war Bestandteil des neuen Krankenhauskonzepts für den Landkreis Rottal-Inn, das der Kreistag 2010 beschlossen hat.

Als Patient kann man mittlerweile erleben, was das neue NAZ ausmacht. Chefarzt Zorn beschreibt: „Zuallererst stellen wir fest, wie dringend die Versorgung des einzelnen Patienten ist.“ Lebensbedrohliche Fälle werden naturgemäß zuerst behandelt; bei allen anderen Patienten sind die ersten Untersuchungsergebnisse dafür entscheidend, wann sie drankommen. Blutdruck, Pulsfrequenz und erste Blutwerte spielen dabei eine Rolle – für diese Einteilung werden in Eggenfelden derzeit die international üblichen Kriterien eingeführt. Wenn jemand länger warten muss, ist es sehr wichtig, demjenigen zu erklären, warum das so ist, weiß Chefarzt Zorn.

Insgesamt sollen die Wartezeiten für Patienten durch die neuen Strukturen merklich kürzer werden. Auch das gehört zu den Aufgaben des Teams im NAZ: die unterschiedlichen Untersuchungen zu koordinieren, von Computertomografie über Laborwerte und Ultraschall bis Röntgen, und dabei stets für kurze Wege zu sorgen. Der Patient bleibt im NAZ, in der so genannten Abklärungseinheit mit ihren acht Plätzen, bis alle Untersuchungen rund um seine Klinik-Aufnahme abgeschlossen sind und eine Diagnose feststeht. Auf eine Station verlegt werden Patienten üblicherweise erst danach.

Längst nicht alle Patienten müssen längerfristig in der Klinik bleiben, manchen kann auch in der Notaufnahme schon so geholfen werden, dass sie gleich oder nach nur einer Nacht wieder heimgehen können. Als typische Fälle hierfür nennt Oliver Zorn, dass jemandem der Blutdruck kurzfristig entgleist oder eine Person mit Brustschmerzen in die Klinik kommt und man abklären muss, ob es um Herzprobleme geht.

Das Notaufnahmezentrum mit seinen Räumen spielt auch nachts eine wichtige Rolle im Krankenhaus: Es sorgt für mehr Nachtruhe auf den Stationen. Denn wer nach 20 Uhr noch in der Notaufnahme ist, bekommt bis zum nächsten Morgen hier ein Zimmer. Auch wer mitten in der Nacht kommt, wird hier ärztlich betreut und beobachtet. Erst am nächsten Tag  werden diese Patienten aus dem NAZ auf die Stationen verlegt. Die Neuregelung entlastet das Personal auf den Stationen ebenso wie die Patienten. Für bestimmte Patienten gelten Ausnahmen von dieser Regelung: Wer mit einem Schlaganfall eingeliefert wird, den leitet das NAZ in den TEMPiS-Bereich weiter, zur telemedizinisch unterstützten, integrierten Versorgung. Auch für Patienten, die auf die Intensivstation, auf die Palliativstation oder in einen isolierten Bereich verlegt werden, gilt die nächtliche Verlegungspause nicht.

Im NAZ ist Kommunikation wichtig: „Ich bin Ansprechpartner für viele Menschen“, erklärt Chefarzt Zorn. „Für Patienten und ihre Angehörige. Für die Fachabteilungen und Einrichtungen der Rottal-Inn-Kliniken. Auch für niedergelassene Ärzte, die wissen wollen, wie es einem Patienten geht, den sie in die Klinik geschickt haben. Und natürlich für den Rettungsdienst und die Notärzte.“ Weil es im Ernstfall um Sekunden geht, gibt es bestimmte Telefonnummern, eine für Verkehrsunfälle, eine andere für Herzinfarkte, die immer erreichbar sind. 

Über diese Nummern wird das Team in der Klinik alarmiert, noch während ein Unfallopfer oder Infarktpatient unterwegs ist nach Eggenfelden. Wenn der Rettungswagen eintrifft, stehen Ärzte und ihre Teams bereits bereit, der Computertomograph und andere wichtige Einrichtungen sind startklar.

Rottal-Inn