Rekordverdächtige Bauzeit von 13 Monaten
Neue Doppelturnhalle fürs Rottmayr Gymnasium

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 13:32 Uhr

Landkreis investiert 3,2 Millionen Euro.

LAUFEN „Auspowern, um die Birne wieder frei zukriegen.” Hier kann man das, sagte Eberhard Zeh, und sich wohlfühlen, hier, wo Schule nach Sonne riecht, nach blondem Holz – und nach Kindheit. Wie der evangelische Pfarrer waren alle Redner voll des Lobes über die neue Doppelturnhalle am Laufener Rottmayr-Gymnasium. Der Landkreis Berchtesgadener Land hat hier in rekordverdächtiger Bauzeit ein 3,2-Millionen-Objekt erstellt. Lehrer und Schüler hatten sich eine Menge einfallen lassen, um die Einweihung am Freitag, 16. November, zu einem außergewöhnlichem Fest werden zu lassen.

„Wir investieren in Menschen, nicht in Gebäude“, betonte Georg Grabner, „in die Zukunft unserer Heimat“. Der Landrat ließ stichpunktartig nochmal die Entstehungsgeschichte des Baus Revue passieren, allen voran die einstimmige Entscheidung des Kreistages im März 2011, die alte marode Halle nicht zu sanieren, sondern stattdessen eine große, wettkampftaugliche und teilbare Doppelturnhalle zu errichten. Nach dem Abriss begann der Bau im September 2011 und war im Oktober 2012 fertiggestellt. 1,1 Millionen Euro hat der Freistaat Bayern beigesteuert, 2,1 Millionen musste der Kreis selbst aufbringen. Bis zu 900 Menschen können hier Platz finden, 180 davon auf einer Galerie, mit der man dem ausdrücklichen Wunsch der Stadt Laufen nachgekommen war.

Nicht zuletzt seien neben der Schule Laufens Vereine die Nutznießer dieser neuen Halle, erinnerte Grabner, lobte sie als funktional und modern. „Das hat Atmosphäre, das ist nobel – einfach g'scheid schee.“ Hubertus Strüber verglich die „Rottmayr-Arena“ gar mit den großen Sportstätten. Einen Unterschied freilich wollte der Elternbeiratsvorsitzende aber doch festgestellt haben: „In den großen Arenen laufen vielleicht mal 22 Sportler über den Rasen, dafür schreien 50.000. Hier aber trainieren und spielen jede Woche hunderte junge Menschen. Und schreien tut vielleicht einer“, erlaubte er sich einen augenzwinkernden Seitenhieb auf die Sportlehrer, die „allesamt eine hervorragende Arbeit machen“.

Das habe sich auch bis München rumgesprochen, bemerkte Ministerialdirigent Walter Gremm, und verwies auf die großen Erfolge der Leichtathletik-Abteilung. „Das Gymnasium ist nicht so kopflastig, wie oft behauptet“, so Gremm, „nein: es ist einem ganzheitlichem Bild verpflichtet“.

Eben weil idealerweise in einem gesunden Körper ein gesunder Geist lebe, waren sich Ministerialdirigent und Pfarrer einig. Eberhard Zeh freilich hatte genau nachgelesen beim „alten Juvenal“, der das Ganze den „damals körperstyling-perfektionistischen elitären römischen Zeitgenossen hingerotzt hatte.“ Beten hätten sie sollen, um einen gesunden Geist in einem gesunden Körper. Aufs Wohlfühlen komme es an, und aufs miteinander wohlfühlen, so Zeh, der zusammen mit Stiftsdekan Simon Eibl das Gebäude segnete.

Ein Bauwerk, das auf 950 Kubikmeter Beton und 75 Tonnen Baustahl errichtet worden war, nachdem zuvor 10.000 Kubikmeter der alten Halle abgebrochen werden mussten, verdeutlichte Architekt Armin Riedl die Dimensionen. „Zweihundert Handwerker aus 40 Firmen haben hier sauber und unfallfrei gearbeitet.“ Der Planer verschwieg nicht, dass die sich gegen Ende hin doch zeitweise auf die Füße getreten seien.

Laufens Bürgermeister Hans Feil lobte ausdrücklich die Errichtung nach „neuesten energetischen Maßstäben“ und die Barrierefreiheit. Und er lobte den Direktor. „Doktor Alfred Kotter war es, der mit seiner hartnäckigen Argumentation und dem Verweis auf eine notwendige Größe das entscheidende Stichwort für einen Neubau gegeben hat.“

Der Direktor machte in diesem Bau etliches an Symbolik aus: „Ein Symbol, dass auch im 21. Jahrhundert öffentliche Bauvorhaben in Rekordzeit erstellt werden können; dass im Landkreis Bildung einen hohen Stellenwert besitzt. Symbol dafür, was möglich ist, wenn politisch eindeutige Prioritäten gesetzt werden, wenn eine effiziente Verwaltung, ein Architekt mit Überblick und leistungsfähige Baufirmen zusammenarbeiten. Symbol für die Bedeutung des Sports in der Schule. Ein Symbol, dass höchste ästhetische Ansprüche mit uneingeschränkter Funktionalität kombiniert werden können. Und das bei überschaubaren Kosten.“ Hierbei habe es eine „Punktlandung“ gegeben, freute sich besonders Landrat Grabner, der erzählte, wie er Sonder- und Zusatzwünschen des Planers gerne zugestimmt habe, allerdings mit der Einschränkung: „Es darf nicht teurer werden.“

Noch ein Symbol konnte der Schulleiter entdecken: Nämlich dafür, „was möglich ist, wenn eine lebendige Schulgemeinschaft in wochenlanger Vorbereitung so ein Programm erarbeitet.“ Musik, Tanz, Pantomime, Sprünge, Einrad, Ballett, Orchester, Bigband, Chor. Über 300 Mitwirkende zauberten ein vielseitiges und originelles Programm in die sonnendurchflutete Halle, das von den knapp 200 Gästen mit anhaltendem Beifall belohnt wurde, und das Landrat Grabner als „supertoll“ bezeichnete.

Zu guter Letzt trugen die drei geheimnisvollen Damen in Schwarz, die zuvor schon für Umbau und Übergänge gesorgt hatten, hinter weißer Maske verborgen das Mikrofon ins andere Ende der Halle. Dort stand die junge, hübsche „Zenzi“ im Dirndl, und versprach demjenigen ihr Herz, der ihr das schönste Edelweiß aus der Wand holen würde. Zwei verwegene Burschen in Lederhosen wagten parallel den schwierigen Aufstieg an der Kletterwand, wetteiferten noch am Überhang bis …; ja, bis sie gleichzeitig ins Seil stürzten. Nicht ohne dabei die Sponsorentafel neben den Routen zu enthüllen.

Auch das ein Symbol dafür, „was möglich ist, wenn viele gemeinsam ein Ziel verfolgen“, so der Schulleiter, der betonte, wie wichtig ihm gerade dieses Projekt gewesen war. „Hier lernen die Schüler ihren Körper kennen, vor allem aber Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein.“ Rund 27.000 Euro der benötigten 34.000 konnten bereits durch Spenden und Sponsoren aufgebracht werden. „Noch ist Platz auf der Tafel“, umschrieb der Direktor den Umstand, dass noch etwas Geld fehle.

Georg Grabner hatte zuvor an Teresa von Avila erinnert, jene Heilige, die empfohlen hatte, dem Leib Gutes zu tun, damit die Seele Lust habe, darin zu wohnen. Es darf angenommen werden, dass der Landrat zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, welch reichhaltiges Buffet die Gäste nach dem Festakt erwarten würde.

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