88 Prozent der privaten Sexbilder werden ohne Einverständnis verwendet
Nacktfotos von Jugendlichen landen auf Pornoseiten

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 22:33 Uhr

Jugendliche, die Nacktfotos von sich und ihren Freunden ins Netz stellen, sind ins Visier der Pornoindustrie geraten.

WELT Laut einer Studie der Internet Watch Foundation (IWF) suchen "parasitäre Pornoseiten" auf sozialen Netzwerken und privaten Webseiten nach sexuellen Inhalten und veröffentlichen sie ohne die Zustimmung der ahnungslosen Inhaber. Den Experten zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein privates Nacktfoto auf einem der hoch frequentierten Portale landet, bei 88 Prozent.

Verbreitung nicht aufzuhalten

"Durch diese Untersuchung haben wir einen bestürzenden Überblick über die Ausmaße dieser Praxis und die riesige Anzahl der Bilder und Videos von Jugendlichen, die auf Pornoseiten auftauchen, bekommen", sagt IWF-CEO Susie Hargreaves. Sie betont, dass das größte Problem die Kontrolle von solchen Inhalten ist. "Sobald ein Bild von einem dieser Portale kopiert wird, ist die Löschung ein Ding der Unmöglichkeit."

Für die Studie wurden in einem Zeitraum von vier Wochen rund 12.000 Bilder und Videos beobachtet und deren Verbreitung im Web protokolliert. Der Großteil dieser Inhalte wurde von Pornoseiten kopiert und veröffentlicht. Die Bilder und Videos der Jugendlichen wurden ursprünglich auf 58 verschiedenen Webseiten und Netzwerken veröffentlicht. Nachdem die Pornopiraten zugeschlagen haben, wurden nahezu 11.000 dieser Bilder auf einschlägigen Portalen wiedergefunden.

Das Problem äußert sich auf verschiedene Arten. Bilder werden oft für unüberlegte Racheaktionen verwendet. Deswegen raten wir zur Vorsicht, auch bei Profilbildern", sagt Bernhard Jungwirth von Safer Internet.

Berufliche Konsequenzen

"Wir haben immer wieder auf die Gefahren des Sexting unter Kindern und Jugendlichen hingewiesen. Junge Menschen müssen verstehen lernen, dass sich ein Bild, das im Internet veröffentlicht wurde, sehr schnell verbreiten kann", so Hargreaves, deren Organisation täglich mit Anfragen von Betroffenen konfrontiert wird, die auch berufliche Konsequenzen befürchten. "Solche Bilder können Karrieren zerstören und auch zu schweren Konflikten innerhalb von Familien führen", sagt Hargreaves.

Vor allem Eltern sollen den Forschern zufolge mehr Verantwortung übernehmen und ihre Kinder über die Gefahren des Internets aufklären. "Bei unserer Arbeit hat sich herausgestellt, dass man durch Gespräche und Aufklärung sehr viel erzielen und die Jugendlichen auch im Netz beschützen kann. Auch Lehrer sollten in einen Dialog mit ihren Schülern treten und über die drohenden Konsequenzen sprechen", sagt David Wright von UK Safer Internet Centre.