Geflügel-Gigant wehrt sich gegen Negativ-Berichterstattung
Nach ARD-Bericht: Jetzt keilt Wiesenhof zurück

05.07.2017 | Stand 09.05.2024, 23:59 Uhr

Nach ARD-Bericht fühlt sich Wiesenhof in Bogen zu Unrecht an den Pranger gestellt

BOGEN Ende August sorgte eine in der ARD ausgestrahlte Reportage deutschlandweit  für Schlagzeilen. Unter dem Titel „Das System Wiesenhof – Wie ein Geflügelkonzern Menschen, Tiere und die Umwelt ausbeutet“ wurden in dem TV-Beitrag unter anderem angebliche gravierende Mängel und Tierschutzrechtsverletzungen bei Wiesenhof-Zulieferern, aber auch vermeintlich schlechte Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter des Unternehmens thematisiert.

Die Auswirkungen der halbstündigen Fernsehdoku haben auch vor dem Landkreis Straubing-Bogen nicht Halt gemacht. In Hofweinzier, vor den Toren Bogens, steht eine Zweigniederlassung der Firma Wiesenhof. Die Verantwortlichen hier fühlen sich durch den ARD-Bericht zu Unrecht in Verruf gebracht. „Wir haben es satt“, sagt Betriebsratsvorsitzender Josef Kräh. 

In einem offenen Brief, der bereits vor Ausstrahlung des ARD-Berichts verfasst und an führende Politiker im Landkreis, den Staatsminister Helmut Brunner sowie Ministerpräsident Horst Seehofer adressiert wurde, schlägt Kräh zurück. Sein Vorwurf: In Medienbeiträgen würden Wiesenhof-Betriebe als „Schmuddelbetriebe“ dargestellt. Zudem würde die Botschaft transportiert, dass Wiesenhof systematisch Mitarbeiter ausbeute. „Dagegen, so Kräh, „wehren wir uns mit Nachdruck.“

Am Produktionsstandort Bogen werden täglich 250.000 Hähnchen geschlachtet. Über 500 Mitarbeiter sind hier beschäftigt, dazu kommen die Geflügelfleischkontrolleure beim Landratsamt sowie weitere gut 200 Arbeiter eines Dienstleistungsunternehmens. „Die Belegschaft ist beunruhigt“, berichtet Kräh von seinen Eindrücken  der letzten Wochen.

Die ARD-Reportage, die unter anderem katastrophale Verhältnisse in Mastbetrieben sowie brutale Szenen beim Verladen von lebendigen Schlachttieren zeigt, hat das Image von Wiesenhof und der gesamten Branche beschädigt. „Wir akzeptieren diese Bilder nicht“, sagt Wiesenhof-Prokurist Jürgen Loibl. Für seinen Verantwortungsbereich stellt er klar: „Bei uns wird jeder rausgeschmissen, der erwischt wird, wie er ein Tier misshandelt.“ Externe wie interne Kontrollen sowie spezielle Schulungen für Mäster sollen das von Loibl propagierte „Animal Wellfare“ gewährleisten. Doch die Überwachung der Tierschutzbestimmungen stößt außerhalb der Wiesenhof-Mauern an Grenzen. Mit 175 Aufzuchtbetrieben arbeitet allein das Werk in Bogen zusammen. „Eine lückenlose Kontrolle“, so Loibl, „wird nicht möglich sein.“ 

Josef Kräh treibt noch eine andere Sorge um: Durch die Negativ-Berichterstattung könnten die Zukunft des Unternehmens und somit auch konkret Arbeitsplätze in Bogen gefährdet werden. Laut Prokurist Loibl ist aber ein Stellenabbau nicht geplant. Man habe keine Absatz- oder Umsatzeinbußen festgestellt, so Loibl. Und weiter: „Wir werden niemanden entlassen.“

Das Wiesenhof-Werk in Bogen kämpft um seinen Ruf. Und will mit dem jüngst verfassten offenen Brief die Politik für seine Belange sensibilisieren. „Wir werden es uns nicht bieten lassen, dass unser Image weiter beschädigt wird“, so Kräh.

Das Bild zeigt Wiesenhof-Prokurist Jürgen Loibl (re.) sowie Betriebsratsvorsitzenden Josef Kräh (li.) mit dem CSU- Landtagsabgeordneten Josef Zellmeier (Mi.) bei einer Betriebsbesichtigung in der vergangenen Woche.

Straubing-Bogen