Autorenlesung
Mordermittler Josef Wilfling berichtet aus der 'realen Welt des Bösen'

11.10.2017 | Stand 31.07.2023, 6:10 Uhr
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Mit seinem Schritt in den Ruhestand wechsle er nicht "vom Mordermittler zum Bettenaufschüttler". Das sagte Josef Wilfling, der Leiter der Münchner Mordkommission, in einem Pressegespräch im Jahre 2009. Da lagen 42 Dienstjahre in verschiedenen Sparten der Bayerischen Polizei hinter ihm.

BEILNGRIES/LANDKREIS EICHSTÄTT Die Jahre bei der Mordkommission in die er 1987 gewechselt war und die er seit 2002 auch leitete, haben ihn sicher am meisten geprägt und so ihre Spuren hinterlassen. Viele dieser Eindrücke und Erfahrungen hat der mittlerweile 70-Jährige in mehreren Büchern und Filmdokumentationen aufgearbeitet und sie so einer breiten Öffentlichkeit nahe gebracht.

Das gelingt Josef Wilfling sicher auch bei seiner Autorenlesung am Samstag, 18. November, um 19.30 Uhr im "Haus des Gastes" in Beilngries zugunsten der Nepalhilfe Beilngries. Der Eintritt beträgt 16 Euro. Karten gibt es beim Touristikbüro Beilngries unter der Telefonnummer 08461/ 8435 oder per Mail an info@nepalhilfe-beilngries.de. Unter der Überschrift "Die reale Welt des Bösen" wird einer der erfolgreichsten Mordermittler Deutschlands die Besucher mitnehmen auf eine Exkursion in die Abgründe der menschlichen Psyche, von Gewalt, Heimtücke, Gier und sexueller Abartigkeit.

Der 1947 in Oberfranken geborene Wilfling galt als Vernehmungsspezialist und klärte spektakuläre Fälle wie etwa den Sedlmayr- und den Moshammer-Mord. Sie brachten zum Vorschein, dass das Leben im Rampenlicht auch seine dunklen Seiten hat. Er überführte Horst David, den "Würger von Regensburg", der wegen seiner Morde an sieben Frauen in München und in Regensburg zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde und verhörte hunderte Kriminelle. Nach seiner Pensionierung schrieb er den Spiegel-Bestseller "Abgründe" in dem er einige seiner Fälle schilderte und der Frage nachging, aus welchen Motiven heraus Menschen zu Mördern werden. Zwei weitere Bücher sollten folgen in denen es um raffiniert geplante, von Habgier, Eifersucht und Hass getragene Beziehungstaten ging, verübt von bislang unbescholtenen Mitmenschen. Daran knüpft er die Frage, ob jeder von uns zum Mörder werden kann und beantwortet diese auch. Er zeigt dabei auf, dass jeder Mord komplexe Folgen nach sich zieht. Sei es das lebenslange Leid der Angehörigen des Opfers, die Stigmatisierung der Angehörigen des Täters und oftmals die Folgen eines Mordes, die auch an den Ermittlern nicht spurlos vorübergehen. Ganz offen schildert Wilfling dabei Situationen, in denen er an seine Grenzen stieß, wie etwa im Falle eines sadistischen Vergewaltigers und Mörders: das Wissen um das Ausgeliefertsein der Opfer; die Wut, die über die professionelle Distanz die Oberhand gewinnt; den Frust, weil vor Gericht alle zusammengetragenen Beweise nicht ausreichten. Die ungeschminkte Realität – genau das macht Wilflings Fälle spannender als jede Tatort-Folge. Mit dieser Erkenntnis werden die Besucher an diesem Abend den Heimweg antreten.

Kelheim