Jeweils um die 5 Jahre für zwei der Kupferdiebe
Moderate Freiheitsstrafen für Bandenmitglieder der 'Kupferbrigade'

11.07.2017 | Stand 25.07.2023, 1:52 Uhr
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Nach zwölf Verhandlungstagen seit Dezember letzten Jahres ging der Prozess vor der 4. Strafkammer des Landshuter Landgerichts gegen zwei Mitglieder der so genannten rumänischen Kupferbrigade, der eine Vielzahl von Einbrüchen in Südbayern, u.a. auch in Freising, zur Last gelegt wurden, mit moderaten Freiheitsstrafen zu Ende.

FREISING / LANDSHUT Für fünf Jahre und zwei Monate muss ein 31-jähriger Mechaniker aus Eggenfelden, für vier Jahre und zehn Monate ein 28-jähriger Gelegenheitsarbeiter aus Bochum hinter Gitter.

Ab Oktober 2013 hatten sich Firmeneinbrüche im südbayerischen Raum, bei denen schwerpunktmäßig Kupfer und Buntmetalle aus metallverarbeitenden Betrieben entwendet wurde, gehäuft, bis die überörtlich tätige Ermittlungsgruppe „ANDRADA” der Bande das Handwerk legte. Insgesamt wurden 42 Bandenmitglieder, die alle aus der rumänischen Kleinstadt Urziceni stammten und sich selbst als Zigeuner bezeichneten, festgenommen. Ihnen werden über 100 Einbrüche – jeweils in wechselnder Besetzung – mit einem Gesamtschaden von rund zwei Millionen Euro zur Last gelegt. Überführt wurden die meisten Bandenmitglieder in erster Linie durch Handy-Auswertungen und durch DNA-Abgleiche.

Bei den einzelnen Einbrüchen waren jeweils rund ein halbes Dutzend Bandenmitglieder involviert: Da wurden zunächst Eingangstüren und -tore der Fertigungs- oder Lagerhallen aufgebrochen und Überwachungskameras zerstört. Anschließend wurden hochwertige Metalle, hauptsächlich Kupfer, tonnenweise abtransportiert und – was besonders dreist war – in meist gestohlene Transportfahrzeuge verladen. Die Beute wurde dann umgehend zu einem Hehler im holländischen Venlo gebracht, der Erlös umgehend unter den jeweils beteiligten Bandenmitgliedern aufgeteilt.

In einer Prozessserie vor dem Landgericht Landshut bzw. den Amtsgerichten im Landgerichts-Bezirk hatten sich bereits seit Dezember letzten Jahres der Eggenfeldener Mechaniker und der Bochumer Gelegenheitsarbeiter zu verantworten. Die Anklage gegen sie listete insgesamt 16 Fälle des schweren Bandendiebstahls in Niederbayern, Oberbayern und der Oberpfalz auf, bei denen sie zusammen oder einzeln mit jeweils bis zu einem halben Dutzend Komplizen beteiligt waren.

In all diesen Fällen wurden Buntmetalle in einem Gesamtwert von rund 300.000 Euro entwendet und dazu noch mehrere Transportfahrzeuge im Gesamtwert von 150.000 Euro. Die Fahrzeuge wurden allerdings in den meisten Fällen nach dem Transport der „heißen Ware” nach Holland abgestellt und konnten ihren Besitzern wieder zurückgegeben werden.

In Freising war die Kupferbrigade erstmals in den frühen Morgenstunden des 8. Oktober 2014 aktiv. Von einem Firmengelände wurden Kupferkabel im Wert von 25.000 Euro entwendet. In der Nacht zum 8. Dezember wurde bei einem weiteren „Gastspiel” das Rolltor einer Firmen-Lagerhalle aufgehebelt und insgesamt rund 2,6 Tonnen Kupferteile ilm Wert von etwa 10.000 Euro entwendet.

Beim Prozessauftakt war es zunächst zu turbulenten Szenen gekommen: An die 20 Familienangehörige, teilweise mit Kleinkindern, und Freunde der beiden Angeklagten hatten sich eingefunden und die Vorführ- und Justizbeamten hatten größte Mühe, für Ruhe im Gerichtssaal zu sorgen. Erst als Einlasskontrollen bzw. auch ein Hausverbot verhängt wurde, blieben die rumänischen Zuschauer aus. Damit fiel es dann offenbar dem Bochumer Gelegenheitsarbeiter leichter, sich zu einem weitgehenden Geständnis, in dessen Rahmen er auch seinen Mitangeklagten belastete, durchzuringen. Der Eggenfeldener Mechaniker dagegen zog es zunächst vor, sich in Schweigen zu hüllen, um schließlich dann doch angesichts der Beweislast die Beteiligung an fünf Einbrüchen einzuräumen.

Nach zwölf Verhandlungstagen mit einer umfangreichen Beweisaufnahme beantragte Staatsanwalt Dr. Dominikus Reither für den Eggenfeldener, dessen Beteiligung an acht Fällen des schweren Bandendiebstahls erwiesen sei, eine Freiheitsstrafe von sechseinhalb Jahren, für den Bochumer, der sogar bei 15 Brüchen dabei war, sieben Jahre und neun Monate. Massive Strafen, so der Anklagevertreter, seien schon erforderlich, um das Vertrauen der Bevölkerung in den Rechtsstaat zu erhalten und ein klare Signal zu setzen, dass es sich nicht lohne, für Einbrüche und Diebstähle nach Deutschland zu reisen. Die Verteidiger verwiesen auf die untergeordnete Rolle ihrer Mandanten, ihre Geständnisse sowie ihre Motivation, die vor allem in finanziellen Notlagen zu suchen seien, und beantragten wesentlich mildere Strafen, deren Höhe sie ins Ermessen des Gerichts stellten.

Diese Anträgen entsprach die Kammer dann auch mit den jeweils verhängten Strafen. An der Bandenmitgliedschaft, so Vorsitzender Richter Oliver Dopheide, habe es keine Zweifel gegeben, auch wenn die beiden Angeklagten einen untergeordneten Part gehabt hätten. Straferschwerend habe sich der jeweils hohe Einbruchsschaden ausgewirkt, strafmildernd beim Bochumer Gelegenheitsarbeiter dagegen sein Geständnis und seine Rolle als „Kronzeuge” im Prozess gegen andere Bandenmitglieder. Deshalb sei er trotz der Beteiligung an wesentlich mehr Einbrüchen mit einer geringeren Freiheitsstrafe davon gekommen.

Freising