Bildung
Modellversuch für Kindergärten: Gegen Betriebsblindheit, für ein kollegiales Miteinander

10.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:28 Uhr
−Foto: n/a

Kerstin Schönberger versteht ihren Job. Seit über 20 Jahren arbeitet sie in Kindergärten. Zunächst in München und Roding, seit mittlerweile zehn Jahren ist sie im Wenzenbacher Ortsteil Irlbach tätig. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich in der Kinderbetreuung viel getan, weiß Schönberger. Früher, da war es "anders", sagt sie.

WENZENBACH-IRLBACH Früher, so berichtet Schönberger, sei das Jahr in einem Kindergarten strukturiert gewesen, der Jahreskreis und auch die Kirchenfeste hatten die Themen vorgegeben, da wurde dann gesungen und gebastelt, passend zum Thema. Heute ist da vieles anders, individueller, sagt Schönberger. Man müsse viel mehr auf die Kinder und deren Interessen eingehen. Früher habe man viel an den Schwächen der Kinder gearbeitet, heute versuche man eher, die vorhandenen Begabungen zu fördern. Früher, da habe es auch keine Diskussionen mit den Eltern gegeben, denn der Jahreskreis gab ja vor, was zu tun ist, heute ist da vieles anders, viele Eltern wollen sich aktiv am Kindergartenalltag beteiligen.

Es ist also viel Bewegung in der Kindererziehung – und trotzdem wird man manchmal betriebsblind, sagt Schönberger. Ein neuer Modellversuch – "Pädagogische Qualitätsbegleitung in Kindertageseinrichtungen (PQB)" – will hier die Kindergärten unterstützen. Und auch der Johanniter-Kindergarten Irlbach ist dabei! Seit dem vergangenen Sommer sind Daniela Richter-Haugg und Lioba Scherer im Einsatz. Die beiden Pädagoginnen informieren Personal und auch Eltern über die verschiedenen Möglichkeiten der Unterstützung, die sie bieten können. Und je nachdem, was eine Einrichtung gerade braucht, wird die Beratung dann entsprechend angepasst.

In Irlbach hatte Kerstin Schönberger vor allem Fragen zu den Räumlichkeiten. Hier gibt es eine Gruppe, die Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren besuchen. Und denen muss man ein Umfeld bieten, das sowohl Spaß bereitet, als auch Möglichkeiten fürs Lernen offenlässt. In Irlbach ist Lioba Scherer im Einsatz. Für Kerstin Schönberger war die Unterstützung "sehr hilfreich", Lioba Scherer habe ihr viel Arbeit abgenommen, so blieb Zeit, sich mit den Kindern zu befassen. Scherer wälzte zum Beispiel Kataloge für Möbel und Spielgeräte – "das hätte sonst ich machen müssen", sagt Schönberger.

Doch wird es nicht als Einmischung empfunden, wenn jemand in die Einrichtung kommt und plötzlich mitreden will? Da lacht Kerstin Schönberger, denn sie hat es eher als Entlastung erlebt. "Man wird doch mit den Jahren etwas betriebsblind", sagt sie. Und da waren Tipps von einer Außenstehenden sehr willkommen.

Auch Sylvia Meyer, Sachgebietsleitung Kindereinrichtungen bei den Johannitern, zieht ein positives Fazit: "Ziel des Projektes ist nicht nur die eigentliche Begleitung und Beratung selbst; sondern es ist uns auch sehr wichtig, dass unsere Einrichtungsleitungen und pädagogischen Mitarbeiterinnen Unterstützung bei der kollegialen Beratung bei pädagogischen Qualitätsfragen erfahren. Und dies gelingt sehr gut! Dadurch haben wir in diesem Kompetenzbereich bereits weiter verbessern können."

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