Welt-AIDS-Tag
Mit HIV leben oder sterben im Jahr 2017

29.11.2018 | Stand 31.07.2023, 16:40 Uhr

Sabine Eggersdorfer von der Diakonie Passau informiert

PASSAU AIDS ist ein Thema – immer noch! Am Freitag, 1. Dezember, wird deshalb auch in diesem Jahr wieder der Welt-AIDS-Tag begangen. AIDS scheint nicht mehr so präsent; ist nicht mehr neu; hat irgendwie seinen Schrecken verloren – oder?

Aktuell gibt es nach dem Robert-Koch-Institut in Deutschland 88.400 HIV-positive Menschen, davon 3.100 Neuinfektionen. In Bayern leben zirka 12000 Menschen mit HIV, davon etwa 390 Neuinfektionen. In Niederbayern leben ca. 450 Menschen mit HIV und weltweit sind es 37 Millionen. Das Schreckliche: Die Zahl der Menschen, die mit HIV leben, steigt weiterhin an. „Aber nicht, weil sich mehr Menschen anstecken, sondern weil die Menschen mit HIV immer älter werden. Die Zahl der Neudiagnosen bleibt relativ konstant. Zumindest in Deutschland. In Deutschland wurde und wird auch der Prävention und Aufklärung weiterhin viel Bedeutung zugemessen und HIV darf nicht in Vergessenheit geraten. HIV würde unbehandelt zu AIDS führen, was wiederum ebenfalls unbehandelt zum Tod führen kann“, weiß Sabine Eggersdorfer von der Diakonie Passau.

In Deutschland hat allerdings jeder Zugang zu den nötigen Medikamenten, weshalb die Zahl der Todesfälle immer weiter abnimmt. Die Menschen sterben an anderen Erkrankungen, sie „erleben“ durch das Älterwerden Krankheiten, die jeden anderen auch treffen können. Das ist aber nicht überall so.

Nach wie vor kann ungeschützter Geschlechtsverkehr tödlich sein. Und nach wie vor besteht der einfachste Schutz durch Kondome. Ansonsten gibt Sabine Eggersdorfer aber Entwarnung: „Im ganz normalen alltäglichen Umgang, kann sich niemand mit HIV infizieren. Weder durch das Trinken aus dem gleichen Glas, noch durch Umarmungen oder durch Anniesen/Anhusten im Bus.“

Hat sich aber jemand mit HIV infiziert und wird nicht behandelt, schwächt die Krankheit nach und nach immer mehr das Immunsystem und der Körper wird schwächer und kränker. Irgendwann bricht dann die Krankheit AIDS aus, d.h. das Immunsystem ist fast völlig zerstört. Die Zeit zwischen Ansteckung mit HIV und Ausbruch von AIDS kann viele Jahre dauern, teilweise sogar bis zu zehn Jahren. In der Zwischenzeit merkt der Betroffene nichts und lebt mit dem Virus.

Sabine Eggersdorfer warnt: „Wenn sich jemand angesteckt hat, kann dies nur durch einen HIV-Test nachgewiesen werden. Deshalb ist uns die Botschaft wichtig: Wenn Du ein Risiko hattest, lass Dich testen!“

An HIV muss hier niemand mehr sterben

Eine Ausbreitung von HIV lässt sich nur eindämmen. Ein komplettes Zurückdrängen der Krankheit wird nicht funktionieren, meint Eggersdorfer, da sie weltweit vorherrscht und nicht alle Länder die gleichen Voraussetzungen und Bedingungen haben wie Deutschland.

Übrigens: Die WHO hat 2014 einen Plan ins Leben gerufen. 90-90-90. Dieser Plan besagt, dass bis 2020 weltweit 90 Prozent aller Betroffenen von ihrer Diagnose wissen (es gibt viele Menschen, die nicht wissen, dass sie HIV-positiv sind, da man es nicht merkt, wie bei einer Grippe) – davon sollen 90 Prozent in Behandlung sein (leider gibt es in vielen Ländern der Welt immer noch nicht einen Zugang zu Medikamenten für alle) – und von diesen sollen 90 Prozent unter der sogenannten Nachweisgrenze sein.

Die Nachweisgrenze sagt Folgendes aus: Nimmt ein HIV-positiver Mensch Medikamente, drängen diese den Virus im Körper so weit zurück, dass dieser Mensch nicht mehr ansteckend ist. Sabine Eggersdorfer führt aus: „Das bedeutet z.B., dass eine Frau auf natürlichem Weg schwanger werden kann, ohne ihren Partner anzustecken, und auch ein gesundes Kind zur Welt bringen kann. Das Wissen über diese Nicht-Infektiösität hat leider die Gesellschaft in weiten Teilen noch nicht erreicht. In Deutschland stehen wir bei dem 90-90-90 Plan bei 86-86-93.“

Die gute Nachricht ist, dass Menschen, welche die Diagnose HIV bekommen, nicht mehr sterben müssen. „Es ist kein Todesurteil mehr. Medizinisch hat sich sehr viel getan und somit haben HIV-Positive eine annähernd normale Lebenserwartung wie andere Menschen auch“, weiß Eggersdorfer. Dennoch: Infizierte müssen regelmäßig Medikamente nehmen – ein ganzes Leben lang! Dem Menschen kann am meisten geholfen werden, wenn sie respektiert werden und es einen solidarischen Umgang mit ihnen gibt. Leider erfahren HIV-positive Menschen immer noch Ausgrenzung und Diskriminierung. Aus Angst und Unwissenheit. „Die Angst und Unsicherheit darf ja sein, aber es ist wichtig, wie ich damit umgehe. Informieren und offen zu den Menschen stehen, das ist wichtig und das ist das, womit den Betroffenen am meisten geholfen ist. Wir unterstützen unsere Klienten auch finanziell, falls dies nötig ist. Z.B. mit Zugfahren zum Schwerpunktarzt, der sich in Landshut befindet“, so Eggersdorfer.

Der HIV-Test ist übrigens kostenlos und anonym an jedem Gesundheitsamt möglich. Das Gesundheitsamt Passau bietet dieses Jahr auch an der Uni Passau wieder einen kostenlosen Test an. Und zwar am Montag, 4. Dezember, von 11 – 17 Uhr im Raum 401/403.

Passau