Der Weg ist das Ziel:
Mit dem Rad durch Deutschland

08.07.2017 | Stand 25.10.2023, 12:01 Uhr
−Foto: n/a

Josef Oberhofer aus Teisendorf macht sich jedes Jahr auf den Weg zu sich selbst.

TEISENDORF In den Tag hineinradeln, nicht wissen, wo man abends übernachten wird, einfach treiben lassen – Josef Oberhofer aus Teisendorf nimmt sich jedes Jahr seine ganz besondere Auszeit. Er fährt seit vier Jahren jedes Jahr alleine mit dem Fahrrad eine Tour in Deutschland. „Ich suche Ruhe, Zeit für mich“, sagt er im Gespräch mit dem Wochenblatt und fügt hinzu: „Für mich ist das eine Art Tiefenerholung.“

Der 47-Jährige erlebte die Leidenschaft fürs Radfahren von Kind auf bei seinen Eltern. Er selbst war stets fasziniert davon, eine neue Gegend auf dem Fahrrad zu erkunden. Nie ging es um Sport oder Trainingseffekt, sondern stets um den Ausgleich. Entsprechend steckt er sich – außer die grobe Tour zu planen – keine festen Ziele. Josef Oberhofer radelt in den Tag hinein, solange und soviel er will. Meistens sind es um die hundert Kilometer pro Tag. In zwei Taschen verstaut er sein ganzes Gepäck: zwei Garnituren Fahrrad- und Regenbekleidung sowie eine Garnitur für abends, Fotoapparat und Reisetagebuch.

Dann geht die Reise los. „Es gibt keine Verpflichtung, ich muss an keinem bestimmten Ort ankommen“, sagt der Teisendorfer, der beruflich für eine Druckerei in Ainring tätig ist. „Ich suche Zeit für mich. Die Kombination Bewegung und Natur ist total schön.“

Bewusst macht er sich bei diesen Urlauben alleine auf den Weg und kann stets tun, wonach ihm gerade ist. „Wenn ich alle hundert Meter stehenbleibe und fotografiere oder mir was anschauen möchte, würde wahrscheinlich ein Begleiter ungeduldig werden mit mir. Außerdem kommt man so viel leichter mit anderen Menschen ins Gespräch. Ich hatte schon sehr viele schöne Begegnungen.“

Das erste Mal machte sich Josef Oberhofer mit einem selbst umgebauten Mountainbike im Jahr 2010 auf den 650 Kilometer langen Weg von Kassel bis zur Nordsee. „Während der Reise war mir klar: Das ist nicht das letzte Mal.“

Im Jahr darauf fuhr er eine Vier-Flüsse-Tour an Saar, Mosel, Rhein und Lahn. Da das Wetter sehr schlecht war, brach er nach 550 Kilometern ab und fuhr mit dem Zug heim. Im Jahr 2012 fuhr Josef Oberhofer eine Vier-Länder-Tour über Bayern, Schweiz, Italien und Österreich, 780 Kilometer in sieben Tagen. Und heuer Berlin-Ostsee-Berlin – 900 Kilometer in neun Tagen.

„Ich habe alle Touren vor meinem geistigen Auge, als sei es gestern gewesen. Auf dem Fahrrad durch eine Landschaft zu fahren ist ein sehr bewusstes Erlebnis.“

Jetzt im Winter beginnen bereits die gedanklichen Vorbereitungen für die Tour im nächsten Jahr. „Elbe und Moldau würden mich reizen“, erzählt der Teisendorfer. Entschieden ist aber noch nichts. Außer, dass er wieder fährt.

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