Sweeney Todd
Meuchel-Musical feiert umjubelte Premiere

08.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:37 Uhr
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Ein schriller Ton. Die scharfe Klinge tut ihr Werk. Munter schlägt Sweeney Todd im gleichnamigen Meuchel-Musical im Theater an der Rott wieder zu.

EGGENFELDEN Einst wurde der unschuldige Barbier von Richter Turpin 15 Jahre lang verbannt. Jetzt schwört er Rache. Doch anders als der bekannte Graf von Monte Christo, beginnt Sweeney Todd nicht nur an jenen Vergeltung zu üben, die sein Lebensglück zerstörten. Wie weit wird der Barbier gehen? Und was ist mit seiner geliebten Frau samt Tochter tatsächlich geschehen?

Den Tatort, die Gosse von London, inszeniert Intendant und Regisseur Karl M. Sibelius alias Rose Divine ganz ohne Vorhang auf fester, klar aufgebauter Bühne. Sein Ensemble präsentiert sich aus einem Guss. Gekleidet in der  Farbe seiner Seele, gefällt Norman Stehr als brummiger Sweeney Todd. Carin Filipcic erweckt seine Kumpanin, die Pasteten-Verkäuferin Mrs. Lovett, äußerstfassettenreich zum Leben. Das Besondere: Alle elf Akteure treten nicht nur als Schauspieler in Aktion, sondern auch als Instrumentalisten sowie als Sänger – ob als Solisten, im Duett oder im Chor.

Ausdrucksstark überstrahlt der Tenor des jugendlichen Liebhabers Anthony Hope (Christopher Ryan) das Geschehen. Die Rolle der umgarnten Geliebten Johanna verkörpert die schwarze US-Amerikanerin Sidonie Smith überzeugend. Schauspielerin Monica Arnó füllt mit dem Barbier Pirelli eine Männer-Rolle aus und verleiht ihr in höchsten Tönen eine eigene Note. Die Musik von Stephen Sondheim vermeidet bewusst Ohrwürmer.

Sweeney Todd ist eine fiktive Figur und wurde erstmals vor etwa 150 Jahren in London zum Leben erweckt. „Er war ein ganz normaler Mann, man glaubt nicht, dass er morden kann“, singt der Chor. Sodann nimmt das Musical in Sibelius’ deutscher Version ihren Lauf. Dass der Charakter der Hauptfigur des schaurigen Werks eindimensional wirkt, bleibt dem schwarzen britischen Humor geschuldet. Diesen zeichnet aus, selbst größte Ungeheuerlichkeiten harmlos und alltäglich erscheinen zu lassen.

Wenn also das Beseitigen von Leichen zum Geschäftsmodell gerät, schafft das mit Absicht einen schroffen Gegensatz zu einem geglückten Leben in einer gerechten Welt. In Anlehnung an Sibelius’ Leitspruch („Der will ja nur spielen“) gilt für Sweeney Todd: Der will ja nur morden.

Nach der umjubelten Premiere finden weitere Aufführungen statt am 17. bis 19. sowie 24. bis 26. Januar; Karten unter Tel. 08721/126 89 80.

Rottal-Inn