Oberviechtach bekommt Original-WTC-Trümmerteil:
Memorial im Gedenken an den 11. September 2001

05.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:25 Uhr

Der 11. September 2001 ist ein besonders Datum. Noch heute weiß fast jeder, wo er an diesem denkwürdigen Tag war, als ihn die Nachricht vom Anschlag auf die Twin Towers in New York erreichte. Die Fernsehbilder gingen um die Welt, einzelne Szenen haben sich in das Gedächtnis der Menschen eingebrannt.

OBERVIECHTACH Das Bild der Frau im Kostüm, über und über mit Staub bedeckt – die Staubwolke, die unaufhaltsam durch die engen Gassen New Yorks tobt – Menschen, die sich in ihrer Verzweiflung aus den Türmen des Hochhauses stürzten – und die vielen, vielen Helfer, die versuchten, Überlebende aus den Trümmern zu befreien: All diese Bilder sind auch heute, zehn Jahre nach der Katastrophe, für viele Menschen noch immer gegenwärtig.

Für Martin Zimmermann aus Oberviechtach haben diese Bilder eine besondere Bedeutung. Seit langem pflegt er eine tiefe Freundschaft zu Maggie Eberhart aus Baldwin, Long Island. Maggies Mann Doug war als Feuerwehrmann 2001 im Einsatz. Heute arbeitet er auf der Baustelle am Ground Zero. Vor zwei Jahren entstand dann bei einem Besuch in New York die Idee, auch in der Oberpfalz ein Denkmal zu errichten. Überreste der Twin Towers wurden weltweit für solche Gedenkstätten verarbeitet – und Martin Zimmermann hatte Glück: Das WTC-Stahlteil mit der Bezeichnung "# H-0031a" kommt in die Oberpfalz. In Oberviechtach wird somit ein Originalteil aus New York in ein Mahnmal eingebaut werden – das einzige übrigens in ganz Deutschland. Erst im Februar 2011kam die Nachricht, dass eines der rund 1.070 Teile nach Deutschland kommt. Der Stadtrat in Oberviechtach stimmte dem Ansinnen, ein Mahnmal zu errichten, einstimmig zu. Am 17. Juni wurde der Verein "German American Firefighters and Friends", kurz G.A.F.F., gegründet. Das Vorhaben konnte in Angriff genommen werden.

Das "9-11 WTC Memorial Oberviechtach", so der offizielle Name des Mahnmales, wird aus verschiedenen Elementen bestehen, der Entwurf stammt von Rainer Wild. Das Trümmerteil der Zwillingstürme wird auf einem Sockel Platz finden. Dieser Sockel besteht aus Thansteiner Granit, den Kurt Flöttl aus Oberviechtach bearbeitet. Vor dem Sockel werden zwei Glassäulen aufgestellt. Diese sind im Verhältnis 1:200 den Zwillingstürmen nachempfunden. Durch das Material – Glas – wird der Bezug zum Aufstellungsort an der Glasstraße hergestellt. Günther Irlbacher aus Schönsee kümmert sich um die Fertigung der Glastürme. Ein weiteres Element bildet die Beleuchtung. Zwei LED-Strahler werden im Farbwechsel die Glastürme in weiß, rot und blau illuminieren. Werner Bösl wird die Leuchten entsprechend programmieren. Innerhalb kürzester Zeit haben zahlreiche freiwillige Helfer rund um Martin Zimmermann und einige Sponsoren die Umsetzung des ehrgeizigen Planes in Angriff genommen.

"Dedicated to all who serve with honor", das ist der Spruch, der auf einem der Twin Towers stehen wird. "9-11 WTC Memorial Oberviechtach", wird als Bezeichnung auf dem zweiten Turm stehen. Die Initiatoren haben dabei drei Bedeutungsebenen im Kopf: Zum einen wollen sie an die weltbewegenden und verändernden Ereignisse des 11. Septembers 2001 erinnern. Zum Zweiten wollen sie die Verbindung zu Freunden, Bekannten und Kameraden in den USA verdeutlichen. Ein dritter Aspekt ist die Wertschätzung für alle, die sich in einer Hilfsorganisation wie THW, BRK, Feuerwehr, Polizei, aber auch Bundeswehr und US Army für ihre Mitmenschen engagieren.

Anfang September wird das Trümmerteil des World Trade Centers auf die Reise gehen – entweder mit dem Schiff oder mit dem Flugzeug. In Deutschland angekommen, wollen es die Oberviechtacher zunächst in die Kaserne nach Vilseck transportieren lassen. Dort wird in einer feierlichen Übergabe die dort stationierte Sryker-Brigade den Stahträger in einem symbolischen Akt an die Bundeswehr übergeben. Die Patenkompanie, das Panzergrenadierbataillon 122, wird das Teilstück "# H-0031a" dann nach Oberviechtach bringen. Der genaue Zeitplan für diese Transporte steht noch nicht fest. Zunächst muss Martin Zimmermann klären, ob der Flug oder der Seeweg gewählt wird. Das hängt auch entscheidend von den zur Verfügung stehenden Geldmitteln ab. Es ist uns eine "Herzensangelegenheit", dieses Memorial in Oberviechtach umzusetzen, beschreibt Zimmermann seine Intention gegenüber dem Wochenblatt. "Wir bedanken uns bei allen Sponsoren und Helfern, die dieses Mahnmal erst möglich machen!"

Die Arbeiten in Oberviechtach haben bereits begonnen, das Baufeld wurde entsprechend hergerichtet. Während in Oberviechtach an der Umsetzung gearbeitet wird, fliegt Martin Zimmermann am Mittwoch, 17. August, zu seinem jährlichen Besuch nach New York. Diesen wird er auch nutzen, um den Transport des WTC-Stahlträgers nach Deutschland zu organisieren.

Auch ich weiß noch, wo ich war, als wäre es gestern gewesen. Ich war auf dem Heimweg von der Uni, im Bus war eine seltsame Stimmung, die ich mir nicht erklären konnte. Zuhause angekommen, saß meine ganze Familie vor dem Fernseher, zu einer völlig ungewöhnlichen Zeit. Und als mein Blick auf das Fernsehbild fiel, stockte mir der Atem …

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