Arbeitsagentur Traunstein will neue Schwerpunkte setzen
Mehr Chancen auf Arbeit für Schwerbehinderte

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:08 Uhr
Andreas Wittenzellner

Speziell für die Wiedereingliederung Schwerbehinderter auf dem Arbeitsmarkt will die Arbeitsagentur Traunstein neue Anstrengungen unternehmen. Bei der Vorstellung des Jahresberichts präsentierte Agenturchefin Jutta Müller zusammen mit den Landtagsabgeordneten Klaus Steiner und Ingrid Heckner aktuelle Zahlen und neue Schwerpunkte.

TRAUNSTEIN „Die Unternehmen in der Region blicken trotz globaler Risiken zuversichtlich in die Zukunft“, erklärte Jutta Müller, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Traunstein, bei der Präsentation des aktuellen Jahresberichts. Sie zeigte sich stolz, dass die Region mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 3,4 Prozent (Vorjahr: 3,5 Prozent) und stabiler Beschäftigungslage im landesweiten Vergleich (3,7 Prozent) und den bundesweiten Zahlen (6,8 Prozent) deutlich besser abschneide.

Im Agenturbezirk - den vier Landkreisen Traunstein, Mühldorf, Altötting und Berchtesgadener Land - habe man neben einigen überwiegend international ausgerichteten Großbetrieben vor allem eine gesunde mittelständische Struktur und gesunde Handwerksbetriebe. „Wir haben eine gute Mischung.“ Gleichzeitig betonte sie, dass sich in diesem Jahr ein Trend zur „Umkehrung der Halbjahre“ erwarten lasse, mit einem verhaltenen ersten Halbjahr und einer wirtschaftlichen Beschleunigung im zweiten Halbjahr, das sich auch auf den Arbeitsmarkt niederschlagen werde.

Die Regionen zeigen unterschiedliche Trends

„Die Dynamik wird mit dem Jahr 2012 vergleichbar sein“, betonte sie und stellte fest, dass insgesamt ein „anhaltender und nachhaltiger Abbau der Arbeitslosigkeit gelungen ist“. Die Vorstellung des Jahresberichtes verband Müller beim Pressegespräch mit einer Diskussion mit den beiden Landtagsabgeordneten Klaus Steiner (Landkreis Traunstein) und Ingrid Heckner (Landkreis Altötting). Mit einer gegenüber dem Vorjahr (4,3 Prozent) moderat und gegenüber dem Vormonat (3,5 Prozent) deutlich auf 4,4 Prozent angestiegenen Quote zeigte sich der Arbeitsmarkt im Januar des laufenden Jahres trotzdem robust.

Mit Blick auf die einzelnen Regionen der Agentur zeigte sich kein einheitlicher Trend: Während beispielsweise im Landkreis Traunstein die Rate von 3,7 Prozent (Januar 2012) marginal auf 3,8 Prozent stieg, ergab sich im Landkreis Mühldorf ein Anstieg von 4,3 Prozent auf 4,6 Prozent auf Jahresbasis. Saisonal im Vergleich zum Dezember 2012 verzeichnete der Landkreis Berchtesgadener Land von 4,0 Prozent (Dezember) auf jetzt 5,3 Prozent den größten Sprung. Der Landkreis Altötting entwickelte sich positiv gegen den Trend: Auf der Grundlage der Jahresbasis konnte die Arbeitslosigkeit um 0,1 Prozent reduziert werden.

„Wir sind erfolgsverwöhnt“, sagte Müller, betonte aber gleichzeitig ihre positive Erwartung: „Im Frühjahr wird es wieder besser werden.“ Aktuell sind damit 11.193 Menschen (Jahresdurchschnitt 2012: 8.541) arbeitslos. Im Bundesdurchschnitt liegt die Arbeitsagentur Traunstein mit 4,4 Prozent damit im vorderen Feld. Die Zahlen reichen dabei von 2,7 Prozent (Freising) bis zum Schlusslicht Stralsund (17,4 Prozent).

Junge Menschen und Schwerbehinderte im Fokus

In der Diskussion mit den beiden MdL Klaus Steiner und Ingrid Heckner war sich Müller einig, dass man insbesondere bei jungen Menschen alles daran setzen müsse, dass diese einen schulischen und beruflichen Abschluss machen. Zeige sich doch gerade bei jugendlichen Arbeitslosen (im Jahresdurchschnitt 637), dass fast vier Fünftel der jungen Arbeitslosen mit einer abgeschlossenen schulischen, betrieblichen oder akademischen Ausbildung innerhalb von vier Monaten wieder in Erwerbstätigkeit stehen und entsprechend vermittelt werden konnten.

Die Agentur will sich laut Müller daneben in diesem Jahr insbesondere dem erfolgreichen Wiedereinstieg in das Arbeitsleben von schwerbehinderten Menschen widmen, die bisher wenig am wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben konnten. Es gelte – insbesondere auch vor dem Hintergrund der Fachkräftediskussion – nicht das Handicap der Menschen in den Vordergrund zu stellen, sondern deren Stärken.   Landtagsabgeordneter Steiner betonte nochmals sein Festhalten an einem mehrgliedrigen Schulsystem und hier insbesondere auch an einem Fortbestand der Förderschulen, auch wenn man gerade vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnen Verband (BLLV) „hartnäckig unter Beschuss stehe, da man dort das System schleifen wolle“. Müller sah in der Schulvielfalt eine Chance: „Damit wird die Durchlässigkeit für jeden ermöglicht.“

Bauhandwerk wirbt erfolgreich um Auszubildende

In der Frage nach schwindenden Zahlen in manchen Berufsschulklassen lobte Müller daneben Werbe- und Imagekampagnen des Bauhandwerks, mit denen man vor einigen Jahren die Attraktivität des Berufsbildes erfolgreich gesteigert habe und inzwischen wieder einen guten Zulauf an Auszubildenden habe. Für das laufende Jahr sah die Vorsitzende der Geschäftsführung Schwerpunkte im Bereich der Integrations- und Investitionsarbeit der Agentur. Man wolle Arbeitssuchende und Arbeitgeber schneller zusammenführen und individueller auf Marktveränderungen reagieren.

Berchtesgadener Land