Bei der Renovierung von St. Georg zu Eitting trat eine kleine Kostbarkeit zutage
Medaillon von Papst Innozenz XII. gefunden

19.07.2017 | Stand 21.07.2023, 4:27 Uhr
−Foto: n/a

Der alte Kaiserstiel hat seine Schuldigkeit getan. Jahrhundertelang trug er als zentraler Balken aus Eichenholz das Dach des Kirchturms der Pfarrkirche St. Georg in Eitting. Doch bevor man ihn zur letzten Ruhe im Museum bettet, tat er den Gläubigen noch einen Dienst: In einer von mittelalterlichen Zimmerleuten herausgestemmten Tasche des Kaiserstiels entdeckte der ehemalige Kirchenpfleger Werner Zollner ein ganz besonderes Kleinod: ein Wachsmedaillon von Papst Innozenz XII. aus dem Jahr 1701.

EITTING Zur Zeit des Turmbaus im 18. Jahrhundert sprachen Zimmerleute ein Gebet, bevor sie ein Gerüst aufstellten. Anschließend fügten sie etwas Geweihtes wie das gefundene Medaillon in das Holz ein zum Schutz vor Sturm, Hagel, Blitz und anderem Unglück. Innozenz XII., den das Medaillon zeigt, hieß mit bürgerlichem Namen Antonio Pignatelli. Das Papstamt übte er von 1691 bis 1700 aus. Er begann es mit verschiedenen Reformen. So reformierte er mithilfe der Bulle Romanum decet Pontifecem den Kirchenstaat, indem er die Ausstattung von päpstlichen Verwandten mit Ämtern einschränkte. Zusätzlich verschärfte er die gerichtlichen Bestrafungen in Rom und strebte danach, die Disziplin in Mönchsklöstern wiederherzustellen.

Bei der Bevölkerung war Innozenz XII. sehr beliebt. Man nannte ihn den „Vater der Armen“, weil er einen Teil der kirchlichen Gelder für karitative Zwecke einsetzte. So errichtete er die Stadt Cervia komplett an einem gesünderen Standort. Neben dem gefundenen Medaillon befanden sich auch noch zwei Bohrungen im Holz. Werner Zollner vermutet, dass sie sogenannte Berührungsreliquien enthalten haben könnten: Einfache Knochen, mit denen man echte Reliquien berührte. Man glaubte damals, dass die Kraft der Reliquien dann auf die Knochen übergehe. In der heutigen Substanz geht die Kirche St. Georg auf die Zeit um 1700 zurück. Ab 1690 wurde die Kirche unter Beibehaltung der spätgotischen Mauern des Langhauses durch Hans Kogler neu gebaut und mit einer prächtigen Ausstattung versehen. Wie die Chronik von Eitting berichtet, nahm der Fürstbischof Johannes Franziskus 1698 die Neuweihe des sakralen Baus vor. 1718 erfolgte durch Anton Kogler dann ein Neubau des Chors. Der Kirchturm selbst ist von spätgotischer Prägung. An sich ist der Kirchturm von St. Georg ja das Sorgenkind der Pfarrei Eitting. Denn 1978 wurden Langhaus und Kirchturm bereits renoviert und Dachstühle und Dachziegel dabei erneuert. Nun mussten aber Dachstuhl und Eindeckung des Turmes erneut instand gesetzt werden. Dadurch entstehen der Pfarrei Kosten in Höhe von 160.000 Euro. Nachdem die Erzdiözese München und Freising, der Landkreis Erding und die Gebäudeversicherung schon zugeschossen haben, fehlen derzeit noch rund 12.000 Euro.

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