Wir kämpfen um jeden Auszubildenden“
MdL Taubeneder und Waschler wollen Handwerk ins Rampenlicht rücken

10.07.2017 | Stand 29.07.2023, 2:09 Uhr
−Foto: Foto: Stefanie Starke

Die Passauer CSU-Abgeordneten Walter Taubeneder und Dr. Gerhard Waschler wollen speziell das Handwerk stärker in den Mittelpunkt rücken.

NEUKIRCHEN AM INN / PASSAU Im Rahmen der ersten Bayerischen Woche der Aus- und Weiterbildung, initiiert durch das Bayerische Sozialministerium, war es den Passauer CSUAbgeordneten Walter Taubeneder und Dr. Gerhard Waschler ein wichtiges Anliegen, die berufliche Ausbildung, speziell das Handwerk, stärker in den Mittelpunkt zu rücken. „Es geht darum, junge Menschen auf dem Weg in den Arbeitsmarkt bestmöglich zu unterstützen und Orientierungshilfen zu leisten“, betont MdL Taubeneder. In diesem Zusammenhang spiele die berufliche Ausbildung eine wesentliche Rolle.

„Es muss nicht immer das Studium sein, denn die Perspektiven und Entfaltungsmöglichkeiten im Rahmen einer beruflichen Ausbildung sind so gut wie lange nicht“, ergänzt MdL Waschler. Bei bayernweit rund 10.000 unbesetzten Ausbildungsplätzen im Jahr 2014 haben Schüler momentan die Qual der Wahl, was wiederum bedeute, dass es vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen immer schwieriger werde, Ausbildungsstellen zu besetzen und geeignete Fachkräfte zu finden. „Bereits heute fehlen uns 110.000 beruflich Qualifizierte und nur 23.000 Akademiker“, betont MdL Walter Taubeneder, um diesen Trend mit Zahlen zu belegen. Auch in der Region sei diese Entwicklung für zahlreiche Betriebe deutlich spürbar.

„Wir kämpfen um jeden Auszubildenden“, bestätigt Malermeister Martin Kopfinger bei einem Besuch der Abgeordneten auf einer Baustelle in Neukirchen am Inn. Gemeinsam mit Vertretern der Innung, der Berufsschule Vilshofen sowie der Auszubildenden Lena Buchbauer haben sich die Politiker über die Situation der Maler und Lackierer ausgetauscht. „Junge und vor allem auch gute Kräfte sind für die Zukunft unserer Betriebe wichtig, aber leider schwer zu finden“, beklagt der Malermeister. Die schulische Leistung, aber auch die Motivation zu arbeiten gehe bei den Azubis immer stärker zurück – „als Unternehmer müssen wir uns oft sehr gut überlegen, ob wir das Risiko einer Anstellung auch tatsächlich eingehen möchten. Aber was bleibt uns bei der aktuellen Lage auf dem Ausbildungsmarkt übrig?“ Auch die Obermeisterin der Innung, Andrea Scheuer, bestätigt: „Bei rund 70 Meisterbetrieben in Stadt und Landkreis Passau wage ich zu behaupten, dass fast jeder Betrieb noch eine Ausbildungsstelle zu besetzen hätte.“

Vielen Schülern sei der Beruf des Malers schlichtweg zu anstrengend. Ganz anders sieht das Lena Buchbauer. Die 18-Jährige Windorferin steckt mitten im ersten Lehrjahr im Betrieb von Martin Kopfinger und ist mit ihrer Berufswahl überglücklich. „Schnell habe ich erkannt, dass meine anfängliche Ausbildung zur Erzieherin so gar nichts für mich ist – ich wollte plötzlich was ganz anderes machen!“, erzählt die junge Frau. Zwischenzeitlich hatte sie keine Ahnung, wohin sie ihre berufliche Zukunft führen sollte. „Eines Tages habe ich mehr oder weniger aus Langeweile mein Zimmer gestrichen und hatte dabei viel Spaß. Das haben auch meine Eltern bemerkt und mir ein Praktikum in diesem Bereich ans Herz gelegt.“ Gesagt, getan: Lena hat im Malerbetrieb Kopfinger ein Praktikum absolviert und ist schließlich dabei geblieben – „plötzlich war mir klar: Genau das möchte ich machen. Das kann ich mir super vorstellen!“

Dass die Eltern bei der beruflichen Orientierung ihrer Kinder eine wesentliche Rolle spielen, weiß auch Bernhard Zimmerling, Klassleiter der Maler und Lackierer an der Berufsschule Vilshofen – was jedoch nicht immer von Vorteil ist: „Leider folgen junge Menschen oft aus Unwissen um andere Berufsfelder eher den Wünschen und Empfehlungen der Eltern, anstatt tatsächliche ihre eigenen Neigungen und Stärken zu entdecken und diese weiterzuentwickeln.“ Dies erkläre laut Zimmerling auch die hohe AusbildungsAbbrecherquote in einigen Branchen. „Unser größtes Problem ist, dass Eltern die Kinder oft zu einem Studium drängen und die berufliche Ausbildung nicht mal in Erwägung ziehen – die praktischen Begabungen fallen dann unter den Tisch“, ergänzt auch Christa Jungwirth, die Schulleiterin der Berufsschule Vilshofen. Gerade handwerkliche Berufsbilder seien geprägt von großer Vielfältigkeit.

„Ob Fassadengestaltung, Wärmedämmung, Spachteltechniken, Trockenbau, das Anbringen von hochwertigen Tapeten, Stuckimitationen oder auch diverse Bodenbelege – eigentlich nehmen wir uns der kompletten Raumausstattung an und bieten damit auch den Auszubildenden ein großes Spektrum an Entfaltungsmöglichkeiten – es ist eben mehr als ‚nur‘ malern und lackieren“, betont Martin Kopfinger. „Die Ausbildung ist wirklich sehr abwechslungsreich: Immer wieder arbeiten wir auf anderen Baustellen, mit anderen Materialien und Werkzeugen, sind in Kontakt mit den unterschiedlichsten Kunden und ich kann vor allem auch meine eigenen Ideen und meine Kreativität mit einbringen – das ist spannend“, erzählt auch Lena Buchbauer von ihrer Ausbildung.

„Ein Berufsbild mit glänzender Zukunft“, sind sich die Abgeordneten nach dem Austausch einig. Vor allem das duale Berufsausbildungssystem mit der Vereinigung von schulischer mit betrieblicher- und überbetrieblicher Ausbildung bereite die jungen Menschen optimal und umfassend auf das Berufsleben vor.

Passau