Mais
Massenproduktion als Kunstwerk – Österreicherin Catrin Bolt gestaltet „Art Lab Gleis 1“ der „Donumenta“

11.05.2020 | Stand 04.08.2023, 16:10 Uhr
−Foto: n/a

Maisgelb ist sie gefliest, die frühere Unterführung am Hauptbahnhof in Regensburg. Mit den fotogenen Kolben gestaltet die Künstlerin Catrin Bolt ein „Monokulturelles Stillleben (Kukuruz)“ im „Art Lab Gleis 1“. Sie verwandelt den Kunstraum in einen Produktionsraum für den Rohstoff Mais, eine der wichtigsten Ressourcen in unserer Gesellschaft.

Regensburg. Beim ersten Hinsehen wirkt der Tunnel unangetastet, doch das Stillleben nimmt den gesamten Raum in einer stetigen Wiederholung ein und macht ihn zum Bildträger. Der Tunnel wird zu einem Produktionsraum. Catrin Bolt erzeugt eine Art Rapport. Sie bemalt 750 Fliesen, jede mit einem Maiskolben. Die Motive erinnern an Küchenfliesen, Schmuckfliesen die Stillleben von Obst, Gemüse oder Kräutern zeigen. In der Masse allerdings hat die Getreidepflanze längst die Grenzen des Privaten und der Küche verlassen. Vielmehr verweist die Künstlerin mit dieser seriellen Arbeit auf landschaftsprägende Produktionsweisen. Bolt kommentiert: „Wie beim Bahnfahren die Monokulturen an einem vorbeiziehen, so kann man im ,Art Lab Gleis 1‘ an den Maiskolben entlanggehen. Sie ähneln und kopieren sich immer weiter, aber sind doch jeweils anders und eigens gemalt.”

Mais ist das am meisten angebaute Getreide weltweit, auch in Bayern. Mais und Maisstärke befinden sich in fast jedem Nahrungsmittel. Hauptsächlich wird das Getreide zu Tierfutter, aber auch Biotreibstoff und Kunststoffersatz verarbeitet. Mais „ist so etwas wie die Grundlage unserer Konsumgesellschaft. Er wird im Kampf um Ressourcen und Billigpreise zum Politikum”, sagt Bolt. Ihr Werk regt an, über unsere Produktions- und Konsumweisen nachzudenken, über Effizienz und eine Flut an Waren, Bildern und Informationen.

Catrin Bolt studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. In ihren Projekten arbeitet sie meist im öffentlichen Raum, unter anderem im Stadtraum von Wien und Graz, im Arkadenhof der Universität Wien oder in Viehofen bei St. Pölten. Neben internationalen Stipendien und Preisen erhielt sie auch den renommierten Otto Mauer-Preis. Mit der Installation „Monokulturelles Stillleben (Kukuruz)“ eröffnet der Verein „Donumenta“ seine diesjährige Saison im „Art Lab Gleis 1“ am Hauptbahnhof in Regensburg. Die Ausstellung ist vom 28. Mai bis zum 28. Juni jeweils Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.donumenta.de. Der Eintritt ist frei. Auf diese Weise bringt der donumenta e.V. Kunst zu den Menschen und zeigt einmal mehr, wie eng aktuelle künstlerische Positionen mit gesellschaftlichen Fragen der Gegenwart zusammenhängen.

Regensburg