Er zog eine 13-Jährige aus der Alz
Lebensretter erhält NIVEA-Preis 2012

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 21:44 Uhr

Ludwig Schreml hat am 1. Mai einem 13-Jährigen Mädchen das Leben gerettet. Jetzt wird er dafür ausgezeichnet

GARCHING/MÜHLDORF Der DLRG Kreisverband Mühldorf a. Inn hat den Vorschlag eingereicht, die Jury des NIVEA-Preises für Lebensretter hat entschieden: Ludwig Schreml aus Pleystein ist der diesjährige Preisträger in der Kategorie "Soforthilfe".

Der 48-jährige Oberpfälzer zog am 1. Mai 2012 ein 13-jähriges Mädchen aus einer Wasserwalze unterhalb eines Wehres in Garching an der Alz. Das Mädchen war beim Überqueren des Flusses in das Tosbecken gerissen worden und bereits bewusstlos als ihr der Retter zur Hilfe eilte (wir berichteten).

Die Preisverleihung findet im Rahmen der NIVEA-Preis-Gala am 16. Oktober 2012 in Hamburg statt.

Mit dem NIVEA-Preis würdigen die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und die Beiersdorf AG unter der Schirmherrschaft von Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer Zivilcourage und bürgerschaftliches Engagement. Der mit insgesamt 6.000 Euro dotierte Preis ist seit mehr als 20 Jahren bundesweit die einzige Auszeichnung, die speziell Lebensrettungen aus Wassergefahren sowie besonderes ehrenamtliches bürgerschaftliches Engagement im Wasserrettungsdienst honoriert.

Der Preis in der Kategorie „Soforthilfe“ wird für Mitglieder der DLRG und Nicht-Mitglieder vergeben und ist mit 1.500 Euro dotiert.

Hier die ganze Geschichte:

Es gibt Zufälle im Leben, die müssen fast von einer höheren Macht inszeniert worden sein. Einem solchen Zufall verdankt die 13-jährige Sonja K. aus Tüßling ihr Leben. Sie war zusammen mit ihrem Freund, Alexander C. (16) aus Garching, beim Wasserfall am Walder Stauwehr in die kalte Alz gestürzt und dort in die tückische Wasserwalze geraten. Alexander konnte sich aus eigener Kraft retten. Sonja wurde von Ludwig Schreml aus der lebensgefährlichen Lage gerettet.

Der Oberpfälzer (48) hatte sich an diesem Feiertag (Tag der Arbeit, 1. Mai) ganz gezielt das Wehr bei Wald als Ziel seines Motorradausflugs ausgesucht. Sein Interesse war beruflicher Art, denn mit seiner Firma baut er Turbinen und andere Anlagen für Wasserkraftwerke.

Zusammen mit seiner Frau machte er sich auf den Weg. Sie befuhren dabei die Strecke, die auch die Fußwallfahrer nehmen, wenn sie von seinem Wohnort Pleystein nach Altötting pilgern. Vielleicht war das schon ein Omen für den guten Ausgang der Geschichte? Von Altötting ging´s dann schnurstracks zum Wehr an der Alz.

„Ich war gerade abgestiegen und hatte meine Jacke ausgezogen, als eine Frau daherkam und rief: Da saufen zwei ab”, erinnert sich Schreml. „Ich war ca. 15 Meter von der Alz weg und hab als erstes einen Jungen gesehen, der aus der Gefahrenzone herausgeschwommen ist. Dann habe ich den Haarschopf des Mädchens auftauchen sehen und bin ins Wasser gesprungen.”

Er schaffte es, die 13-Jährige zu packen und rettete sich mit ihr auf eine Kiesbank. „Sie war kurz davor ohnmächtig zu werden, war aber noch ansprechbar.” Nach dem Kräftesammeln auf der Kiesbank, waren auch schon die Männer der Feuerwehren Wald und Garching zur Stelle und holten die beiden mit einem Sicherungsseil ans rettende Ufer.

„Eigentlich habe ich keine Sekunde darüber nachgedacht, wie gefährlich das war”, so der Lebensretter. „Es war nicht das erste Mal, dass ich in eine solche Wasserwalze geraten bin, ich wusste was zu tun ist. Das habe ich schon mehrmals getestet, allerdings immer mit einer Sicherung.”

Seine Ehefrau Jutta Schreml musste die Rettungsaktion vom Ufer aus mitverfolgen. Sie war es auch, die sofort per Notruf die Rettungskräfte verständigt hatte.

Um seine triefend nassen Klamotten ausziehen zu können, wurde Schreml von einem Feuerwehrler versorgt. Ein Motorradgeschäft in der Nähe lieh ihm eine Hose für die Heimfahrt in die Oberpfalz.

Wie war es denn, als er wieder daheim, zur Ruhe gekommen ist? „Gut! Einfach ein schönes Gefühl, zu wissen, dass das Mädl lebt”, sagt er. „Man braucht zwar ein bissl Zeit, um so eine Sache zu verarbeiten. Aber es ist ja alles super gelaufen.” Und wenn´s wieder so gut ausgeht, würde er immer wieder so handeln.

Diesen Tag werden Sonja und Alexander sicher nie vergessen

Alexander war als erstes in die Alz gestürzt, wurde von der Wasserwalze nach unten gedrückt: „Ich dachte, das schaffe ich nicht, ich muss sterben.” Sonja wollte ihren Freund retten, sprang hinterher und war hilflos im Wasserstrudel gefangen. Alexander erreichte das Ufer: „Ich habe es nicht geschafft ihr zu helfen.”

Sonja suchte nach Alexander, konnte ihn nicht finden und sah nur noch Wasser. „Ich war so froh, als ich von Händen gepackt wurde”, erinnert sie sich an den Moment ihrer Rettung. Sie musste eine Nacht im Krankenhaus bleiben, wo ihre besorgten Eltern sie besuchten. Ihr geht es wieder gut: „Ich bin jetzt nur ein bissl wasserscheu.”

Altötting