Kelheimer Erklärung
Landwirte, Jäger und Forstleute beraten zum Thema Afrikanische Schweinepest

16.11.2017 | Stand 31.07.2023, 13:46 Uhr
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Seit 1998 treffen sich Landwirte, Jäger und Forstleute im Landratsamt, um sich in jagdlichen Fragen auszutauschen und ihre Probleme vorzubringen. In der von Landrat Martin Neumeyer geleiteten Besprechung wurde in diesem Jahr vor allem die Afrikanische Schweinepest (ASP) behandelt.

LANDKREIS KELHEIM Der Leiter des Veterinäramtes am Landratsamt, Dr. Stephan Schranner, hat hierbei den Seuchenverlauf der ASP dargestellt, der sich im Juni dieses Jahres vom Baltikum ins benachbarte Tschechien ausgebreitet hat; in Tschechien ist die ASP nur bei Wildschweinen aufgetreten. Dr. Schranner berichtete, dass die ASP für Menschen oder andere Tiere als Haus- und Wildschweine keinerlei gesundheitliche Gefahr darstellt. Für die ASP steht derzeit kein Impfstoff zur Verfügung. Ein Ausbruch der ASP hätte jedoch gravierende wirtschaftliche Folgen für die Landwirtschaft und fleischverarbeitenden Betriebe. Vorbeugemaßnahmen, insbesondere Biosicherheitsmaßnahmen, verstärkte Schwarzwildbejagung und Hygienemaßnahmen helfen, das Risiko einer ASP-Ausbreitung zu mindern. Hierzu ist die Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Jägern, Gemeinden und Behörden notwendig. Auch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit durch Information der Reisenden, der Saisonarbeitskräfte und der Jäger soll auf die Gefahr einer Verschleppung aufmerksam machen. Achtlos weggeworfene Wurstwaren auf einem Autobahnrastplatz, die von einem Wildschwein gefressen werden, können das ASP-Virus verbreiten, wenn man bedenkt, dass dieses bis zu 400 Tage aktiv sein kann. Auch bei Jagdreisen in den Osten Europas sollten die Waidmänner am Besten auf Jagdtrophäen verzichten und auf eine umfangreichende Reinigung und Desinfektion ihrer Kleidung und Ausrüstung achten.

Dr. Schranner informierte, dass bei der Feststellung von ASP bei Wildschweinen ein „gefährdeter Bezirk“ und eine „Pufferzone“ eingerichtet wird. Alle schweinehaltenden Betriebe in diesen Zonen unterliegen dann weitreichenden Restriktionsmaßnahmen. Tiertransporte von und auf Betriebe sind nur eingeschränkt und unter Auflagen, sowie mit behördlicher Genehmigung möglich. Im gefährdeten Bezirk (15 Kilometer Mindestradius um Fundort eines an ASP erkrankten Wildschweins), gilt ein Jagdverbot von mindestens 21 Tagen und es werden Sammelstellen zur Kadaverbeseitigung eingerichtet. Hausschweine dürfen nicht mehr im Freien gehalten werden und Hunde sind anzuleinen. In einer weiteren Pufferzone mit einem zusätzlichen Radius von rund 15 Kilometern soll eine Reduktion der Wildscheinpopulation, wenn möglich, um bis zu 90 Prozent vorgenommen werden, um eine weitere Seuchenausbreitung zu verhindern.Man war sich einig, dass die Anstrengungen bei der Bejagung der „Schwarzkittel“ nicht zurückgefahren werden dürfen, um zu einem eine Ausbreitung der ASP zu verhindern, aber zum anderen natürlich auch, um landwirtschaftliche Schäden zu minimieren.

Der Landkreis Kelheim hat mit die höchsten Schwarzwildstrecken im Regierungsbezirk Niederbayern. Von den im letzten Jagdjahr in Niederbayern erlegten 4.050 Stück Schwarzwild fielen 1.167 auf den Landkreis Kelheim. Landrat Martin Neumeyer bat um eine weiterhin gute Zusammenarbeit von Jagdgenossen und Jägern und dankte für den bisherigen Einsatz bei der Bejagung der Wildschweine. Die von den Teilnehmern aus den verschieden Gebieten im Landkreis berichteten Erfahrungen lassen eine Bestandserhöhung der Wildschweine im Vergleich zum letzten Jagdjahr erwarten. Eine intensive Bejagung und die Organisation der Entsorgung der anfallenden Nebenprodukte stehen deshalb in nächster Zeit im Mittelpunkt der Arbeit der Jägerschaft.

Landrat Martin Neumeyer bedankte sich bei den Teilnehmern für die konstruktive Zusammenarbeit. Bei den bisherigen Gesprächskreisen sei es immer sachlich und fair zugegangen. Bestehende Probleme konnten meistens durch klärende Gespräche ausgeräumt werden. Die jährlich stattfindende Zusammenkunft bezeichnete er als eine gelungene Einrichtung, die auch in Zukunft ihren Platz in seinem Terminkalender finden wird.

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