Dauereinsatz am Wochenede:
"Land unter" in der Region

05.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:28 Uhr
−Foto: n/a

Bereits am vergangenen Freitag zeichnete es sich ab, dass es kein ruhiges Wochenende werden würde. Bei meiner Fototour an der Naab in Schwandorf und im Landkreis war mir schnell klar, dass hier wohl am Wochenende einiges zu tun sein wird. Die Nachfragen bei Stadt und Landratsamt ergaben, dass man es zum einen in der Stadt für nicht so schlimm halte, und zum anderen, dass man im Landkreis für alle Eventualitäten gerüstet sei.

LANDKREIS SCHWANDORF Der Samstag brachte dann das, was viele vermutet hatten: Die Pegel stiegen weiter, viele Straßen mussten gesperrt werden. Zwischen Burglengenfeld und Teublitz zum Beispiel ging zeitenweise nichts mehr, in Nabburg und Schwarzenfeld sowie in Wernberg-Köblitz waren die Durchgangsstraßen betroffen. Da hieß es, Fahrzeuge schnell umzuparken, Sandsäcke zu füllen und die Habseligkeiten aus dem Keller zu räumen.

So mancher ist von früheren Hochwässern bereits ein gebranntes Kind. Eine Ladeninhaberin aus Nabburg hat im Keller wohlweislich alle Dinge bereits schon etwas höher untergebracht als üblich. Am Samstag dann stand das Wasser einen halben Meter hoch im Keller. "Wenn das Wasser wieder abgelaufen ist, muss ich erst sehen, welche von den gelagerten Dingen noch brauchbar sind", so die Geschäftsfrau.

Auch in Burglengenfeld waren Bürgermeister Heinz Karg, Pressesprecher Michael Hitzek und der Krisenstab das ganze Wochenende im Einsatz. "Dieser Hochwasser-Krisenstab war ein Novum – und hat gleich bei der Premiere die Belastungsprobe bestanden", so eine Pressemitteilung der Stadt vom Samstag. Feuerwehren, Wasserwacht, BRK, THW, Stadtverwaltung und Bauhof seien im Einsatz gewesen, um die Bevölkerung vor den Fluten zu bewahren. Da, wo das nicht mehr möglich war, stand das Team mit Rat und Tat zur Seite. Besonderes Augenmerk galt einer Schwangeren, die als errechneten Geburtstermin den Sonntag hatte. Hier musste sichergestellt werden, dass die Frau jederzeit mit einem Boot evakuiert werden könnte. Das war letztlich nicht nötig, am Montagabend erfreute sich die Schwangere bester Gesundheit, der Nachwuchs lässt auf sich warten.

Am Dienstag war dann bereits wieder Aufräumen angesagt in Burglengenfeld. In der Vorstadt und in der Kellergasse laufen die Pumpen auf Hochtouren, um die Keller wieder trocken zu bekommen. Der Bauhof ist bereits wieder unterwegs, um die Straßen, die das Wasser wieder frei gegeben hat, zu reinigen und wieder befahrbar zu machen. Über das Ausmaß der Schäden gibt es noch keine Übersicht. "Das liegt auch daran, dass viele betroffenen Hausbesitzer große Ruhe bewahren und routiniert das Nötige erledigen", so Bürgermeister Karg. In der Vorstand seien sogar "Hochwasser-Partys" gefeiert worden, um die Wartezeit bis zum Einsatz an Sandsack und Wasserpumpe zu überbrücken. Insgesamt lobte Karg den Zusammenhalt der Einsatzkräfte: "Ihnen gebührt unser Dank und unser Respek", so das Stadtoberhaupt.

In der Stadt Schwandorf war man am Freitag noch davon ausgegangen, dass das Hochwasser nicht so schlimm werden würde. Pressesprecher Lothar Mulzer musste aber dann am Montag doch eingestehen, dass das Hochwasser "ganz schöne Dimensionen" angenommen hatte. Die Bevölkerung sei vernünftig gewesen und hätte bereits im Vorfeld die nötigen Maßnahmen ergriffen und sich auch technisch auf das kommende Wasser eingestellt. Der Pegel sei etwas höher gestiegen, als zunächst erwartet. Ettmannsdorf sei "blitzschnell" unter Wasser gestanden, da die Naab die Mengen nicht mehr aufnehmen konnte, so Mulzer. Die Stadtverwaltung sei von den Einsätzen nicht betroffen gewesen. Man habe "Gewehr bei Fuß gestanden", doch die einzelnen Stadtteilfeuerwehren hätten im Zusammenspiel hervorragende Arbeit geleistet, so Mulzer. Die Stadt sei informiert gewesen, sah aber keinen Grund, bei den Arbeiten einzugreifen, was etwas seltsam anmutet, wenn man zum Beispiel den Einsatz der Stadtverwaltung und des Bürgermeisters in Burglengenfeld betrachtet. Es habe sich gezeigt, dass alle Wehren in den einzelnen Ortsteilen ihre Berechtigung haben. "Es gibt gutes Personal, das gut geschult ist. Solidarisch helfen die Wehren sich gegenseitig", lobte Mulzer den Kameradschaftsgeist.

Auch das Landratsamt hat sich nach telefonischer Auskunft von Thomas Holzwarth, dem Sachgebietsleiter Katastrophenschutz, "nicht eingemischt". Das Landratsamt sei informiert gewesen und habe die Entwicklungen abgewartet. Anders wie in Regensburg, wo der stellvertretende Landrat Josef Weitzer einen Krisenstab anführte, sah man in Schwandorf hier keine Veranlassung. Aktuell gehen die Pegel zurück, die Schäden müssten nun aufgenommen werden. Von Seiten des Landkreises werde man behilflich sein, wenn Gemeinden den Wertstoffhof länger öffnen wollen, oder wenn ein Sperrmüllcontainer gebraucht wird. Betroffene sollten sich an die Gemeinde oder an die Stadt wenden, dort könne man Auskünfte über die Hilfsmöglichkeiten geben.

Innenminister Herrmann hat mittlerweile allen Helferinnen und Helfern für ihren Einsatz gedankt. Rund 4.000 Personen waren in Bayern im „Kampf gegen das Hochwasser“ im Einsatz. "Trotz widriger äußerer Umstände am Wochenende waren die Einsatzkräfte hoch motiviert, schlagkräftig und routiniert", so Herrmann am Montag. Der Finanzminister hat steuerliche Hilfen ür die Betroffenen in Aussicht gestellt.

Schwandorf