Wegen schweren Bandendiebstahls auf Anklagebank
"Kupfer-Brigade" leistete auch in Freising Schwerstarbeit

11.07.2017 | Stand 03.08.2023, 8:43 Uhr
−Foto: n/a

Sie leisteten Schwerstarbeit: Tonnenweise transportierten die rumänischen Mitglieder der so genannten „Kupfer-Brigade” nach Einbrüchen in Gewerbeobjekte Buntmetalle ab. Unter anderem für die Beteiligung an zwei Einbrüchen in Freising hat sich derzeit ein 27-jähriger rumänischer Gelegenheitsarbeiter vor der 6. Strafkammer des Landgerichts zu verantworten.

FREISING / LANDSHUT Laut der von Staatsanwalt Dr. Roland Zimmermann vertretenen Anklage schlossen sich zahlreiche Roma – alle aus einer rumänischen Kleinstadt – im Sommer 2014 zu einer Bande zusammen, um in der nachfolgenden Zeit im gesamten südbayerischen Raum in großem Umfang Einbruchsdiebstähle in Gewerbeobjekte, insbesondere in Elektrofirmen und metallverarbeitende Betriebe zu begehen.

Bei den Einbrüchen gingen die „Brigaden-Mitglieder”, wie sie sich nannten, so vor, dass sie mit brachialer Gewalt Eingangstüren bzw. -tore aufbrachen oder sich auf andere Weise gewaltsam Zutritt zu Firmengeländen verschafften und ev. vorhandene Überwachungskameras zerstörten. Anschließend entwendeten sie jeweils große Mengen hochwertiger Metalle, hauptsächlich Kupfer, aber auch Buntmetalle. Zur Durchführung der Taten gingen die Bandenmitglieder arbeitsteilig, koordiniert und hochgradig organisiert vor. Zum Abtransport der Metalle verwendete sie teils eigene, meistens aber zuvor entwendete Transportfahrzeuge. Die schwere Beute setzten sie in erster Linie bei Händlern in den Niederlanden ab.

Vor verschiedenen Strafkammern des Landshuter Landgerichts bzw. beim Amtsgericht läuft derzeit eine Prozessserie gegen die inzwischen über 30 festgenommenen Bandenmitglieder. Dem 27-jährigen Gelegenheitsarbeiter wird die Beteiligung an insgesamt fünf Fällen des schweren Bandendiebstahls, bei dem der Beutewert bei rund 115.000 Euro gelegen hat, vorgeworfen.

So soll er am 8. Oktober 2014 nach Mitternacht zusammen mit mindestens acht weiteren Bandenmitgliedern in eine Lagerhalle einer Hartl in der Münchener Straße eingebrochen sein und dort Kupferkabel im Wert von rund 25.000 Euro gestohlen zu haben. Wie auch in den übrigen Fällen ging die „Brigade” äußerst dreist vor: Auf das Firmengelände gelangte man durch das Übersteigen des Maschendrahtzauns, dann wurde das Plexiglassegment bei einem Rolltor eingeschlagen, um in die Halle zu gelangen. Zum Abtransport des Diebesgutes wurde dann der Maschendrahtzaun aufgeschnitten, um dem Transportfahrzeug die Zufahrt zu ermöglichen.

Bei einem weiteren Coup in Freising soll der 27-Jährige dann in der Nacht zum 8. Dezember 2014 mit weiteren Bandenmitgliedern in eine Lagerhalle am Gute Änger eingedrungen sein. Dort hebelten sie zunächst das Rolltor der Halle auf und entwendeten dann etwa 2,6 Tonnen Kupferteile im Wert von 10.000 Euro. Die weiteren Einbrüche, die dem Gelegenheitsarbeiter zur Last gelegt werden, spielten sich in Dingolfing (Beutewert 20.000 Euro) und in Neustadt a.d. Donau (Beute 60.000 Euro bei zwei Coups) ab.

Zum Prozessauftakt kam es zu Verständigungsgesprächen, in deren Anschluss Vorsitzender Richter Ralph Reiter mitteilte, dass dem 27-Jährigen im Falle eines umfassenden Geständnisses und Aufklärungshilfe im Rahmen der Prozesse gegen andere Bandenmitglieder eine Freiheitsstrafe im Bereich von drei Jahren und neun Monaten in Aussicht gestellt worden sei. Der 27-Jährige sah allerdings noch „Besprechungsbedarf” mit seinem Verteidiger und will am zweiten Verhandlungstag, der am Freitag über die Bühne gehen wird, seine Entscheidung zur Prozessstrategie bekannt geben.

Foto: Der 27-Jährige mit seinem Verteidiger Dr. Leonhard Mühlenfeld.

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