Beinahe-Fiasko für Große Koalition
Kulturreferenten-Wahl: Kranker SPD-Stadtrat rettet Unger

05.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:23 Uhr
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Klemens Unger bleibt für weitere sechs Jahre Kulturreferent von Regensburg. Seine Wiederwahl am Donnerstagabend erfolgte unter turbulenten Umständen erst im zweiten Wahlgang mit 26:25 Stimmen.

REGENSBURG Im ersten Wahlgang waren inklusive OB Hans Schaidinger 50 stimmberechtigte Stadträte anwesend. Thomas Burger (SPD), der an den Folgen eines Leistenbruchs laboriert, fehlte entschuldigt. Auch ohne Burger hätte die Koalition aus CSU und SPD eine Mehrheit von 28:22 gehabt - drei "Abweichler" sorgten jedoch für ein 25:25-Patt zwischen dem von der Koalition favorisierten Unger und seinem Herausforderer Hermann Hage.

Der OB kündigte daraufhin eine viertelstündige Sitzungsunterbrechung an, die sich letztlich 43 Minuten hinziehen sollte. Diese Pause wurde genutzt, um den kranken Burger ins Rathaus zu holen. "Es kann nicht sein, dass der Kulturreferent von Regensburg per Losentscheid bestimmt wird", meinte SPD-Fraktionschef Norbert Hartl angesichts der Möglichkeit, dass bei einem weiteren Patt im zweiten Wahlgang tatsächlich das Los hätte entscheiden müssen.

Nachdem Burger in den Sitzungssaal gehumpelt war und Schaidinger die Sitzung wieder eröffnet hatte, warf Freie Wähler-Fraktionschef Ludwig Artinger der Koalition fehlendes Demokratie-Verständnis und Trickserei vor. Rechtsreferent Wolfgang Schörnig stellte jedoch klar, dass Burger zu behandeln sei wie ein verspätet erschienener Stadtrat und daher mitstimmen dürfe. Schaidinger kommentierte Artingers Vorwürfe daraufhin als "bodenlos".

Im folgenden zweiten Wahlgang blieb der Großen Koaltion dann eine weitere Blamage erspart. Dank Burgers Stimme lautete das Ergebnis nun 26:25 für Unger. CSU-Stadtrat Franz Rieger, der in den Augen so manches Großkoalitionärs im Verdacht steht ein Abweichler zu sein, ging als einer der ersten Gratulanten zum sichtlich mitgenommenen Unger, was wütende Kommentare seines Fraktions-"Kollegen" Herbert Schlegl zur Folge hatte.

Nach der Wahl, die nur der erste von zahlreichen Tagesordnungspunkten der Plenumssitzung war, verließ die gesamte Opposition den Sitzungssaal. Man sei dennoch noch beschlussfähig, meinte Schaidinger daraufhin trocken. "Die Demokraten sind noch anwesend."

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