Bayern investiert in Forschungsnetzwerk
Künstliche Intelligenz und Fresszellen im Kampf gegen multiresistente Keime

23.01.2020 | Stand 04.08.2023, 3:02 Uhr
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Mithilfe von interdisziplinären Ansätzen, in denen Medizin und Künstliche Intelligenz eng zusammenarbeiten, sollen grundlegend neue Ansätze gegen multiresistente Keime entwickelt werden – das ist das Ziel des neuen bayerischen Forschungsnetzwerks „bayresq.net“, das der Freistaat Bayern mit über zehn Millionen Euro fördern wird. Dies gab Wissenschaftsminister Bernd Sibler am Montag, 20. Januar, bekannt. Bayern unterstützt insgesamt sechs Forschungsgruppen für die Projektdauer von fünf Jahren mit jährlich bis zu 275.000 Euro – die Universität Regensburg ist an zweien dieser Forschungsprojekte beteiligt.

REGENSBURG Insgesamt 1,3 Millionen Euro fließen in das Projekt „Metabodefense“, bei dem das Team um Prof. Dr. Jonathan Jantsch, PD Dr. Katja Dettmer-Wilde und Prof. Dr. Rainer Spang die Rolle von Fresszellen des Immunsystems bei der Kontrolle von Keimen untersuchen. „Multiresistente Keime sind nicht für uns alle tödlich“, sagt der Regensburger Mikrobiologe und Immunologe Prof. Jonathan Jantsch, „einige von uns verfügen von Natur aus über High-End-Fresszellen, die eine Infektion in Schach halten, während die Fresszellen anderer eher Couch Potatoes sind“. Der Regensburger Bioinformatiker Prof. Dr. Rainer Spang ergänzt: „Ob ein Patient die richtigen Fresszellen hat, werden wir mit Methoden der Künstlichen Intelligenz am Stoffwechsel dieser Zellen feststellen können. So können Risikopatienten frühzeitig identifiziert werden, und unsere Computer werden auch lernen, wie man durch neue Therapieansätze faule Immunzellen zu High-End-Zellen umprogrammiert.“

Das zweite Projekt um die Forschungsgruppe „Immunkontrollpunkte kommensaler Bakterien“ der Universitäten Erlangen-Nürnberg (Prof. Diana Dudziak) und Regensburg (Prof. André Gessner, Prof. Markus Feuerer, Prof. Uwe Ritter) beschäftigt sich mit der Identifizierung von Kontrollpunkten des Immunsystems im Kampf gegen multiresistente Bakterien und wird ebenfalls mit insgesamt 1,3 Millionen Euro gefördert. Unser Immunsystem steht im Einklang mit einem körpereigenen bakteriellen Milieu. Diese sogenannten kommensalen Bakterien sind auch für die optimale Funktion unserer Haut sehr wichtig. Unter bestimmten Umständen können einige dieser Bakterien jedoch Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln und fulminante Infektionen verursachen. Ziel des Forschungsprojektes ist es, zu verstehen, warum unser Immunsystem kommensale Bakterien der Haut wie Staphylococcus epidermidis toleriert und keine aktiven Abwehrmechanismen induziert. Ziel des Projektes ist es, diese Immuntoleranz gezielt zu durchbrechen, um schützende Immunantworten gegen multiresistente Keime zu ermöglichen.

„Die Zusage des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst ist ein weiterer Beleg für die Forschungsstärke der Universität Regensburg, gerade auch in den Bereichen KI und Immunologie“, betont Prof. Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg. „Die Förderung des Projekts „Metabodefense“, in dem die Bioinformatik eine wesentliche Rolle spielt, verdeutlicht einmal mehr, dass der Aufbau einer Fakultät für Informatik an unserer Universität auf einem starken Fundament von fachspezifischen Informatik-Lehrstühlen gründet“, so Präsident Hebel weiter.

Die Förderperiode startet im Januar 2020 und wird bis Ende des Jahres 2024 dauern. Neben Projekten der Universität Regensburg gehören dem Netzwerk „bayresq.net“ auch Forschungsgruppen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Technischen Universität München und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg an.

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