Bodenmais rückt Schwarzvermietern auf den Pelz
Kleiner Trick verursacht riesigen finanziellen Schaden

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 19:31 Uhr
−Foto: n/a

Schwarzvermietung schadet Bodenmais im Jahr mit bis zu 200.000 Euro: Neue Kontrollmethoden sollen dies stoppen – und es drohen hohe Strafgelder im vierstelligen Bereich

BODENMAIS Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Zu diesem Schluss ist man in der Marktgemeinde Bodenmais gekommen, weil die Zahl der Schwarzvermietungen in diesem Jahr sprunghaft angestiegen ist. Seit Herbst 2011 gibt es keinen Kontrolleur mehr und es wird nur noch sporadisch überprüft, ob alle Urlauber gemeldet sind. Die Zahlen, die jetzt vorliegen, sprechen eine deutliche Sprache.

„Es fällt uns schon länger auf, dass die Gästeankünfte von den Vermietern um einen oder zwei Tage später gemeldet werden“, sagt BTM-Chef Andreas Lambeck. Der Hauptanreisetag im Tourismus ist traditionell der Samstag. 27,77 Prozent der Gästeankünfte fanden im Jahr 2011 am Samstag statt. 2012 nur noch 13,51 Prozent. Und am Montag, der als Anresetag normalerweise gar keine Rolle spielt, werden mittlerweile 25 Prozent der Gästeankünfte gemeldet, eine Steigerung um über 150 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Das ist der eindeutige Beweis, dass manche Vermieter ihre Gäste erst am Wochenanfang melden, auch wenn sie am Samstag oder Sonntag anreisen“, sagt Lambeck. „Dabei kann man nicht von einem Kavaliersdelikt sprechen“, ergänzt seine Stellvertreterin Katharina Hartl. „Denn dadurch entsteht der Gemeinde ein immenser finanzieller Schaden.“ Die beiden Touristiker beziffern ihn alleine in dieserm Jahr auf jetzt schon knapp 100000 Euro, die durch den kleinen Schwindel an Einnahmen aus der Kurabgabe fehlen.

Dass die Touristiker mit ihrer Vermutung richtig liegen, beweisen Fallbeispiele aus der täglichen Arbeit, wie Barbara Haller von der Tourist-Info in Bodenmais berichten kann: „Aus dem Hallenbad hören wir immer wieder, dass Gäste keine Gästekarte haben. Wenn nachgefragt wird, wollen sie aber auch ihren Vermieter nicht nennen.“ In der Tourist-Info selbst tauchten zahlreiche Gäste auf, die nicht einmal wüssten, dass es eine Gästekarte gibt.

„Das alles bringt uns dazu, künftig wieder auf verstärkte Kontrollen zu setzen“, macht Lambeck deutlich. Dabei will Bodenmais auf modernste Technologie zurück greifen. 25 Stunden soll ein Kontrolleur pro Woche unterwegs sein – und kontrolliert wird in Windeseile. Denn auf dem Meldeschein ist künftig auch das Kfz-Kennzeichen der Gäste einzutragen. Bei der Kontrolle werden auf den Pensions- oder Hotelparkplätzen dann nur noch die Nummern abgetippt „und in Sekundenschnelle weiß der Kontrolleur, ob der Gast gemeldet ist oder nicht“, so Lambeck. Ein großes Hotel sei auf diese Weise in einer Viertelstunde kontrolliert, ohne dass der Kontrolleur überhaupt ins Haus gehen müsse. Die zweite Neuerung setzt auf eine aufwendige Computer-Software, die auf den schönen Namen „Black Control System“ hört: „Diese gleicht ständig die erfassten Daten ab und sucht automatisch nach Unregelmäßigkeiten“, erklärt Katharina Hartl. Beispiel: Eine Pension ist bei der Tourist-Info als ausgebucht gemeldet, hat aber nur für die Hälfte der Betten Gäste gemeldet: „Das ist eine Auffälligkeit, die die Software sofort erkennt.“

Es gibt noch mehr Möglichkeiten, den Schwarzvermietern auf die Pelle zu rücken. Unter anderem werden für das Jahr 2012 rückwirkend Kontrollen durchgeführt, kündigt Lambeck an. „Dazu werden wir zum Teil auch Urlauber anrufen und die Daten abgleichen.“ Gleichzeitig will die Gemeinde aber allen Vermietern jetzt noch die Möglichkeit einräumen, die versäumten Meldungen für 2012 nachzureichen, „ohne dass sie irgendwelche Folgen befürchten müssen.“ Wer allerdings erwischt wird, der soll künftig von der Gemeinde mit einem Verfahren geahndet werden. Der Vermieter muss mit Strafen in vierstelliger Höhe rechnen.

Die Touristiker wissen natürlich, dass die neuerlichen Kontrollen Ärger unter den Bodenmaiser Vermietern hervorrufen werden. „Aber niemand muss stolz darauf sein, wenn er mit den Gästemeldungen bescheißt“, macht Lambeck deutlich. Denn mit der aktuellen Entwicklung könnten der Gemeinde pro Jahr bis zu 200000 Euro an Einnahmen verloren gehen. „Dieses Geld fehlt in der Kasse und muss über Steuererhöhungen wieder zurück geholt werden. Das geht zu Lasten aller Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde“, so Lambeck. „Es kann doch nicht ein, dass die Ehrlichen für die Unehrlichen die Zeche zahlen müssen.“

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