Ausstellung im Bahnhofskeller
Kleine Welt ganz groß: Landshuter Modellbauer im Eisenbahn-Himmel

10.07.2017 | Stand 29.07.2023, 2:02 Uhr
−Foto: Foto: Graf

Immer im Januar öffnet der Landshuter Modelleisenbahn-Club seine Pforten unterhalb des Landshuter Bahnhofsgebäudes. Zu bestaunen gibt es dann einen wahren Spielwaren-Schatz, der Groß und Klein gleichermaßen fasziniert.

LANDSHUT Es ist wahrscheinlich das populärste Weihnachtsgeschenk für Jungs in den 50er und 60er Jahren gewesen: die Modelleisenbahn. Und so manchen Freizeit-Lokführer, der in dieser Zeit eine Miniatur-Lok unter dem Christbaum fand, hat die Faszination des kleinen und ach so detailreichen Spielzeugs nicht mehr losgelassen. Auch die Mitglieder des Landshuter Modelleisenbahn Clubs "MECL" hat auf diese Weise ihre große Leidenschaft, das Zugfahren im Maßstab 1:87, gepackt.

"Man kann der Kreativität bei diesem Hobby freien Lauf lassen. Und was dabei entsteht, ist nicht so vergänglich wie die Beschäftigung mit Computern", schwärmt Reinhard Holzner, erster Vorstand des MECL. Tatsächlich haben viele Modell-Landschaften – und Züge – schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Der "Bahnhof Oberzwieselberg" stammt beispielsweise aus dem Jahr, in dem der MECL gegründet wurde: 1958.

Im derzeitigen Ausstellungsraum, unterhalb des Landshuter Bahnhofes, ist der MECL seit 1965 beheimatet, als Mieter der Deutschen Bahn. Hierhin brachten die ersten Vereinsmitglieder ihre Modelleisenbahnen, um gemeinsam Bahnhöfe, Landschaften und Dörfer aufleben und Kleine-Jungen-Träume wahr werden zu lassen. Die erste Ausstellung fand 1967 statt. Seitdem öffnet der MECL jährlich seine Pforten, um an mehreren Wochenenden im Januar große und kleine Besucher an seinem Spielwaren-Schatz teilhaben zu lassen. Und mit jedem Mal wird die Landshuter Miniaturwelt ein kleines bisschen größer und bunter.

Am 23. und 24. Januar das letzte Mal geöffnet

Wer sich am kommenden Wochenende, 23. und 24. Januar, die Modelleisenbahn-Ausstellung anschauen möchte, kann sich auf 105 Quadratmeter Anlagenfläche freuen. Auf den Mini-Schienen toben sich über 70 Züge auf insgesamt 625 Meter Strecke aus. Dabei fahren sie an Fantasie-Städten, Burgen und neckischen Straßenszenen vorbei, die mit so vielen aufwendigen und lustigen Details gespickt sind, dass der erste Blick nicht ausreicht, um alle Einzelheiten dieses "Eisenbahn-Himmels" zu entdecken. Wer sich jedoch etwas Zeit nimmt, wird sich unter anderem über einen "Tatort", eine voll funktionstüchtige Autowaschanlage oder den berühmten "Silbermann" aus der Landshuter Altstadt freuen.

Mit Fragen kann man sich freilich immer an die Mitglieder des MECL wenden, die bei laufendem Betrieb über die insgesamt sechs Bahnhöfe wachen, die zur Landshuter Miniaturwelt gehören. Weil die Modelleisenbahn eine analoge und keine digitale ist, reicht es nämlich nicht, einfach den Strom anzustellen und den Zügen beim Fahren zuzusehen. Stattdessen müssen die „Zugführer“ an echten Stellwerken dafür sorgen, dass es an den Bahnhofsgleisen nicht zu Staus kommt und jede Lok auch dort ankommt, wo es der Fahrplan vorsieht.

Wer bei der Modelleisenbahn-Ausstellung selbst auf den Geschmack kommt, dem sei im übrigen gesagt: Neue Mitglieder sind beim MECL, der derzeit etwa 80 Mann stark ist, immer willkommen. "Am besten ein junger Bursche, der sich gut mit Elektrik auskennt", flachst Holzner und spielt auf den "demografischen Wandel" unter den Freizeit-Lokführern an. Weil die meisten Landshuter Modellbauer nämlich im Rentenalter sind, fällt es ihnen zunehmend schwerer, unter die Anlage zu krabbeln und etwaige Störungen im dort versteckten Wust aus Stromkabeln zu beheben. Schon deshalb würde eine Blutauffrischung nicht schaden. Aber auch "oberirdisch" sind neue Mitglieder freilich willkommen. Der MECL trifft sich immer dienstags und freitags, um an der Miniatur-Welt im Bahnhofskeller zu basteln.

Die Modelleisenbahn-Ausstellung des MECL hat noch an diesem Wochenende, 23. und 24. Januar, geöffnet. Jeweils von 13 bis 17 Uhr ist der Zugang durch den Fußgängertunnel geöffnet und ausgeschildert. Erwachsene zahlen 4 Euro Eintritt, Kinder 2 Euro.

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