Typ1-Diabetes bei Kindern
Kleine Patienten mit Herz und chronischer Krankheit

10.07.2017 | Stand 31.07.2023, 1:19 Uhr
−Foto: n/a

Sie tritt immer häufiger auch bei Kindern auf: Die Typ1-Diabetes. So tapfer leben kleine Patientinnen und Patienten mit der mysteriösen Zuckerkrankheit, die nach wie vor nicht heilbar – aber zumindest gut behandelbar ist.

ERDING / LANDSHUT Bei der kleinen Lea fing es mit starken Bauchschmerzen und einem nicht löschbaren Durst an. Die Eltern der 7-Jährigen konnten sich auf die Symptome zunächst keinen Reim machen, hatten aber sofort große Sorge um ihr Kind – auch weil die Grundschülerin im Gesicht immer blasser wurde. Seit April wissen sie: die kleine Lea ist Diabetikerin!

Was man erst bei Menschen im Erwachsenenalter erwarten würde, betrifft immer häufiger die jüngsten Familienmitglieder: ihre Bauchspeicheldrüsen hören auf, Insulin zu produzieren. Sie leiden unter Typ1-Diabetes und müssen sich mehrfach am Tag das lebenswichtige Hormon in die Bauchdecke spritzen.

„Diese Autoimmunerkrankung hat stark an Häufigkeit zugenommen“, muss Dr. Johannes Hamann, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin im Landshuter Kinderkrankenhaus St. Marien, feststellen. „Heute gibt es in Deutschland über 20.000 Kinder mit Typ1-Diabetes. In Landshut behandeln wir etwa 250 Kinder. Jährlich kommen etwa 15 bis 20 neue Fälle hinzu. Vor etwa 17 Jahren waren es insgesamt nur 20 Patienten in unserer Klinik“, so Hamann weiter.

Was Ärzte und Eltern dabei am meisten verunsichert: die Ursache für diesen rasanten Anstieg – der vor allem in Europa und Nordamerika registriert wird – ist noch ungeklärt. Theorien, die einen Zusammenhang mit Impfungen oder der Nähe zu Atomkraftwerken herstellen wollten, seien mittlerweile widerlegt, erklärt der Oberarzt. Das Einzige, was er mit Sicherheit über die „Kinderkrankheit“ sagen kann: „Sie hat nichts mit der als Altersdiabetes bekannten Typ2-Diabetes zu tun.“

Wird die Diabetes nicht behandelt, kann sie im schlimmsten Fall zu Störungen der Gehirnfunktion und Atmung führen. Ist eine Typ1-Diabetes diagnostiziert, sind die Kinder auf eine regelmäßige Insulinzufuhr angewiesen, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Für regelmäßige Kontrollen müssen sie in eine Diabetologie, wie es sie am Landshuter Kinderkrankenhaus gibt. Hier lernen die kleinen Patienten, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen können.

„Typ1-Diabetes ist nicht heilbar, aber gut behandelbar“, erklärt Hamann. Achten die Kinder auf ihre Insulinzufuhr und berechnen stets die Broteinheiten von jeder Mahlzeit, können sie ein ebenso unbeschwertes Leben führen, wie alle anderen Jungen und Mädchen.

Doch die Routine ist schon „anstrengend“, gibt die Mutter der achtjährigen Magdalena aus Erding zu, die wie die kleine Lea an Typ1-Diabetes leidet. Aber die Grundschülerin lässt sich von der Beeinträchtigung nicht unterkriegen. „Magdalena ist überall dabei“, erzählt ihre Mutter. Sogar Hip-Hop- und Gardetanz zählt die Drittklässlerin zu ihren Hobbys.

Eine Form der Freizeitbeschäftigung, die Hamann befürwortet: „Kinder mit Typ1-Diabetes sollen sich erst recht viel bewegen. Sport verbessert die Insulinwirkung und die Blutzuckerschwankungen fallen nicht mehr so extrem auf.“

Haben sich die zuckerkranken Kinder einmal an den Umgang mit der Diabetes gewöhnt, hilft ihnen die Gewöhnung dabei, die notwendigen Handlungen zu einem fast nebensächlichen Teil ihres Alltags zu machen.

Erding