Das Ende eines Leuchtturmprojekts
Kinderkrankenhaus kann sich das Bio-Essen nicht mehr leisten

01.08.2018 | Stand 13.09.2023, 2:01 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: n/a

Es war ein „Leuchtturmprojekt“, das im ganzen Freistaat für Aufsehen gesorgt hat. Im Jahr 2007 begann das Kinderkrankenhaus St. Marien damit, seine Patienten und Mitarbeiter mit Bio-Essen zu versorgen. Zum fünfjährigen Jubiläum des Projekts stattete sogar der damalige Landwirtschaftsminister Helmut Brunner dem Kinderkrankenhaus einen Besuch ab. Jetzt geht dem Leuchtturm das Licht aus, Ärzte und Patienten müssen sich in Zukunft wieder mit herkömmlichen Lebensmitteln zufriedengeben.

LANDSHUT „Wir waren damit hier einzigartig und Vorreiter in der Krankenhausernährung, mindestens in Bayern“, sagt Geschäftsführer Bernhard Brand. Jetzt könne man das Angebot aber nicht mehr aufrecht erhalten. „Der Grund sind die zunehmend höheren Kosten im Vergleich zur konventionellen Speisenversorgung.“ Durch die Bio-Kost entstünden dem Krankenhaus Mehrkosten in Höhe von rund 120.000 Euro, so Brand.

Ein Betrag, den sich das Kinderkrankenhaus nicht mehr leisten kann. „Wir bedauern das außerordentlich, aber wir müssen mit dem Geld, das wir einnehmen, auch auskommen. Ein Defizit können wir uns nicht leisten.“ Die Mehrkosten könnten nicht mehr kompensiert werden.

Das Kinderkrankenhaus ist als GmbH eine eigene juristische Person, der Alleingesellschafter ist die Kongregation der Solanusschwestern. Die Kinderklinik ist auch wirtschaftlich eigenständig, Stadt oder Landkreis Landshut leisten keine Unterstützung.

In einem „offenen Brief“, der dem Wochenblatt vorliegt, zeigt sich „Tagwerk“-Geschäftsführer Dr. Michael Rittershofer „sehr enttäuscht über diese Entscheidung.“ Die Initiative aus Dorfen hatte das Krankenhaus von Anfang an mit Bio-Lebensmitteln versorgt und verliert jetzt einen großen Abnehmer. Rittersdorfer: „Der Rückschritt zu einer konventionellen Versorgung des Kinderkrankenhauses ist für uns ein herber Schlag. Mit unserer Enttäuschung meinen wir gar nicht vorrangig die Umsätze unserer Regionalinitiative, auf die wir in Zukunft verzichten müssen. Wir meinen vor allem das Zeichen, das die Einrichtung einer kirchlichen Organisation wie das Kinderkrankenhaus St. Marien damit nach außen setzt – billig statt ökologisch und nachhaltig. Schade.“

Das Kinderkrankenhaus wiederum bedauert den notwendigen Schritt, betont aber gleichzeitig, auch weiterhin kein Billigfleisch auf den Tisch bringen zu wollen. „Die neue Küchenchefin, Franziska Beck-Eller, wird natürlich auch künftig auf eine hohe Qualität der Lebensmittel achten. Wir werden so weiterkochen wie bisher, nur mit anderen Rohstoffen. Ich werde mich bemühen, eine regionale und saisonale Küche zu bieten. Eine Packerlküche wird es nicht geben.“

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