Aus für das Marienstift
Kindergarten am Peterstor wird geschlossen

05.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:49 Uhr
−Foto: n/a

Der evangelische Kindergarten Marienstift wird im Sommer 2012 geschlossen. Diese Entscheidung haben am Mittwochnachmittag die Kirchengremien getroffen.

REGENSBURG In der am selben Tag erschienenen Print-Ausgabe des Wochenblattes hatte Kirchenvorstandsmitglied und Studentenpfarrer Friedrich Hohenberger noch betont, dass ein Weiterbetrieb des am Peterstor gelegenen Kindergartens nach wie vor diskutiert werde. Doch wenige Stunden später wurde diese Aussage von der Aktualität überholt.

„Für mich war das eine der schwersten Entscheidungen, die hat mich wirklich viel Schlaf gekostet”, sagte Dekan Ekkehard Herrmann bei einem Pressegespräch am Freitag. Als Grund für die Schließung wurden die hohen Sanierungskosten für das marode Gebäude angeführt. Wolfgang Lahoda, Pfarrer der Gemeinde Neupfarrkirche, sprach von einem „nicht kalkulierbaren Risiko”.

Konkrete, aktuelle Zahlen bezüglich der Sanierung konnten oder wollten die Kirchenvertreter zwar nicht nennen – allerdings machten sie deutlich, dass die Landeskirche die Renovierung ungleich großzügiger bezuschusse, wenn das Gebäude künftig allein der evangelischen Studentengemeinde zur Verfügung stehe. Ein weiteres Argument für die Schließung war in diesem Zusammenhang, dass eine Architektin von einer gemeinsamen Nutzung durch Kindergarten und Studentengemeinde abgeraten habe: „Damit wären beide nicht gut bedient”, gab Lahoda das Urteil der Planerin wieder.

Der an dem Pressegespräch ebenfalls teilnehmende Elternbeirat Christoph Hauser, gleichzeitig Vorstand des Vereins „Pro Marienstift”, zeigte sich tief enttäuscht. Obwohl der Bedarf an Kindergartenplätzen in der Innenstadt langfristig vorhanden sei, ziehe sich die Evangelische Kirche immer mehr zurück. Von ursprünglich fünf Gruppen seien nach der Schließung des Kindergartens in der Dechbettener Straße und dem nun beschlossenen Aus für das Marienstift nur noch zwei (nämlich im Kindergarten Dänzergasse) übrig.

Eine für den Reformationstag an der Neupfarrkirche geplante Protestaktion wollen Hauser und seine Mitstreiter dennoch durchziehen – allerdings in abgeschwächter Form. Wie das Wochenblatt am Mittwoch berichtete, sollten die Kirchenbesucher ursprünglich gezwungen werden, getreu dem Motto „Die Kirche tritt uns mit Füßen” über die Fotos von Kindern zu gehen. Da diese Aktion nicht nur von Kirchenvetretern als geschmacklos verurteilt worden war, werden die Banner mit den Bildern nun nicht ausgerollt.

Im Spannungsfeld zwischen Konfrontation und dem Zwang zur Zusammenarbeit müssen Eltern und Kirche nun einen Weg aus der Misere finden. Wenn das Marienstift im Sommer schließt, muss für 50 Kinder (abzüglich derer, die in die Schule kommen) eine neue Heimat gefunden werden. Die Suche nach einem Alternativ-Standort soll ab sofort forciert werden. „Diesen Plan B hatten wir bislang nicht verfolgt, weil wir bis zuletzt die Möglichkeit zur Weiterführung des Betriebs im Marienstift untersucht haben”, beteuerte Pfarrer Hohenberger abschließend.

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