Vorzugsbehandlung gefordert
Keine Lebensmittel für Mitterfelser Flüchtlinge bei den Tafeln?

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 0:47 Uhr
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Mitterfelser Flüchtlinge beklagen sich, bei den Straubinger Tafeln keine Lebensmittel mehr zu erhalten. Wir haben bei Tafel-Geschäftsführer Franz Liebl nachgefragt, was es damit auf sich hat ...

STRAUBING/MITTERFELS Lothar Eich versteht die Welt nicht mehr. Seit Jahren setzt er sich ehrenamtlich für Flüchtlinge ein. Er sammelte Spenden für die Erstaufnahmeeinrichtung in Deggendorf (das Wochenblatt berichtete). Heute hilft er dabei, rund 75 Flüchtlinge in Mitterfels zu betreuen. Organisiert unter anderem Integrationskurse und sammelt Spielzeugspenden für den „Flüchtlingskindergarten“. Eich ist stolz darauf, was in Mitterfels in der ehemaligen Mondi-Hotelanlage erreicht wurde. Nur bei einem Thema ist Eich mit seinem Latein am Ende: Bis vor etwa zwei Monaten erhielt er mit seinen Flüchtlingen regelmäßig am Donnerstag bei den Straubinger Tafeln Lebensmittel.

Doch seit kurzem werden die Mitterfelser Flüchtlinge abgewiesen. Trotz Berechtigungsausweisen bekommen sie seitdem in Straubing keine Lebensmittel mehr. Begründung: Fehlanzeige. Man solle sich an die Tafeln in Bogen wenden, soll man Eich auf Nachfrage geantwortet haben. Doch auch dort ist nichts zu bekommen. Man sei für Mitterfels nicht zuständig. Eich wendet sich an den Geschäftsführer der Straubinger Tafeln, möchte erfahren, warum seine Schützlinge keine Lebensmittel mehr erhalten. Doch die E-Mails bleiben laut Eich unbeantwortet.

Dem Wochenblatt gegenüber erklärt Franz Liebl, Geschäftsführer der Tafeln in Straubing, die Situation: „Grundsätzlich kann sich jeder Empfangsberechtigte an die Tafeln wenden, egal ob aus der Stadt Straubing oder aus dem Landkreis. Egal ob Deutscher oder Flüchtling.“ Aber: „Wir können nicht mehr verteilen, als wir haben. Es wäre schön, genug Ware zu haben, um alle bedienen zu können.“ Ein Problem, mit dem viele Tafeln zu kämpfen haben: Die Zahl der Bedürftigen steigt, Lebensmittel-Spenden aber sind knapp. „Möglicherweise müssen wir statt eines wöchentlichen über einen 14-tägigen Ausgabe-Rhythmus nachdenken, um mehr Menschen bedienen zu können“, so Liebl.

Im „Fall Mitterfels“ komme laut Liebl aber noch ein weiteres gravierendes Problem dazu: Die Gruppe aus Mitterfels fordert eine Vorzugsbehandlung bei der Lebensmittelausgabe, weil am Donnerstagnachmittag in ihrer Einrichtung ein Integrationskurs angeboten werde, den sie bei längerer Wartezeit nicht mehr wahrnehmen könnten. Aber: „Eine Vorzugsbehandlung können und werden wir nicht leisten“, so Liebl, „bei uns ist jeder Mensch gleich“.

Nichtsdestotrotz erklärt sich der Tafel-Geschäftsführer bereit mit der Gruppe aus Mitterfels in Kontakt zu treten, um eine Lösung zu finden. „Nur mit dem Herrn Eich werde ich nicht sprechen, der hat bei uns Hausverbot“, fügt Liebl hinzu und deutet so an, dass hier wohl auch zwischenmenschlich etwas im Argen liegt.

Straubing-Bogen