Timo Pielmeier freut sich auf heiße Bruder-Duelle
"Kalifornien, New York – am schönsten ist Niederbayern"

06.07.2017 | Stand 10.05.2024, 14:05 Uhr

Er ist erst 22 Jahre alt – und hat doch schon eine Menge erlebt. Und die neue Station bei den Cannibals soll nicht die letzte Erfolgsstufe für Timo Pielmeier sein.

LANDSHUT Nach fünf Jahren in Nordamerika – der gebürtige Deggendorfer wechselte mit 17 über den „großen Teich“ – hat es den Torhüter wieder in seine Heimat gezogen. „Ich war in New York, in Kalifornien – am schönsten ist es aber in Niederbayern“, sagt Pielmeier zum Wochenblatt. Als die Entscheidung feststand, dass er zurück nach Europa gehen würde, war er sich schnell mit den Landshutern einig.

„Die Cannibals sind eine Top-Adresse. Hier stimmt alles: tolle Organisation, super Kulisse, starke Mannschaft!“ Deshalb habe er nicht lange überlegen müssen, bevor er sich für die Landshuter entschied – und dabei sogar Gehaltseinbußen in Kauf nimmt. Pielmeier: „Ich will spielen. Und das kann ich in Landshut.“

In seiner Station am Gutenbergweg will sich der 22-Jährige in DEL-Form bringen, um in ein, zwei Jahren dort Stammtorhüter zu werden. „Vielleicht ja weiter bei den Cannibals“, liebäugelt der Deggendorfer mit einem DEL-Aufstieg.

Auch wenn der Goalie schon erste Erfahrungen in der NHL machen durfte, hat ihm letztlich die fehlende Spielpraxis zugesetzt. Zumal die langen Fahrten und Flüge quer durch Nordamerika „gescheit geschlaucht“ hätten. Pielmeier erinnert sich: „Einmal sind wir im Bus 30 Stunden nach Florida gefahren. Und dann haben wir noch gespielt. Das war die Hölle.“

Und doch will der Neu-Kannibale diese Erfahrungen („eine tolle Zeit“) nicht missen. „Aber jetzt ist es freilich schön, bei der Familie und Freunden zu sein. Das hat mir ziemlich gefehlt.“ Auch auf das Weihnachtsfest unterm eigenen Christbaum freue er sich besonders. Er ist es aber gewohnt, gerade in der Weihnachtszeit viel unterwegs zu sein.

Denn in der Familie Pielmeier dreht sich schon immer alles um Eishockey: Papa Martin war selbst Zweitligaspieler (Deggendorf und Straubing) und Timos Jugendtrainer. Bruder Thomas (25) hat gerade für eine weitere Saison beim Landshuter Ligarivalen Crimmitschau verlängert. Dass Mama Petra und Schwester Lisa natürlich auch eingefleischte Eishockeyfans sind, versteht sich im Hause Pielmeier in Deggendorf von selbst.

„Auch meine Großeltern fiebern immer mit“, sagt Timo Pielmeier. „Meine Oma hat mir sogar am Anfang die Ausrüstung angezogen: Ich musste mich auf den Bauch legen und sie hat mir hinten die Schoner zugemacht“, schmunzelt der 22-Jährige. „Noch heute läuft das Anziehen ab wie bei meiner Oma. Außer dass ich aufm Bauch liege.“

Natürlich freut sich die ganze Familie, dass Timo ab sofort im nahen Landshut zwischen den Pfosten steht. „Meine Eltern kommen bestimmt zu jedem Heimspiel und meine Großeltern so oft es geht.“ Erst recht wenn es die Familienduelle gegen Crimmitschau gebe. Wobei Thomas Pielmeier schon jetzt mit einem Augenzwinkern frotzelt: „Du bist zwar ein Guter, Timo. Aber gegen uns wirst dann schon sehen, wo die Scheiben reinhüpfen!“

Aber die Rivalität beginnt freilich erst auf dem Eis. Jetzt bereiten sich Timo und Thomas gemeinsam auf die neue Saison vor. Zusammen mit ihren Deggendorfer Spezln Christoph Gawlik (Ingolstadt) und Andreas Gawlik (Ravensburg). „Das macht schon Spaß. Vor allem, weil mittlerweile wieder das Kabinen-Feeling fehlt“, so Timo Pielmeier. Es wird also höchste Zeit für ihn, dass es in Landshut losgeht.

Das sagt Timo Pielmeier über...

...seine Stärken: „Durch die Zeit drüben bin ich mental recht weit. Vielleicht weiter als andere in meinem Alter. Darüber hinaus verfüge ich über ein gutes Scheibenspiel und spiele gerne mit. Ich bin auch sehr diszipliniert und kann auf Dinge verzichten. Eishockey ist nicht nur Sport, es ist meine Leidenschaft. Zweimal am Tag zu trainieren gehört zum Tagesablauf dazu.“

...seine Schwächen: „Ich habe erst bei NHL-Goalies gesehen, wie man sich wirklich hundertprozentig aufs Spiel und Training konzentriert. Wenn man auf dem Eis steht, gilt: Jeder Schuss muss gestoppt werden, egal wie.“

...den ehemaligen EVL-Keeper Rupert Meister: „Er hat mich als Jugendlicher nach Köln geholt und mich wahnsinnig gefördert. Er hat mich immer ernst genommen. Mittlerweile sind wir gute Freunde und gehen sogar Golfspielen. Ich bin auch der Taufpate seines Kindes.“

...die große Distanz von Amerika nach Niederbayern: „Es war nicht leicht, den intensiven Kontakt zu halten. Meine Familie hat sich immer sonntags daheim vorm Fernseher getroffen und unsere Nachmittagsspiele geschaut.“

...das Alleinsein in der Fremde: „Mit 17 allein in den USA zu sein, hieß, schnell selbstständig zu werden. Ich musste mich um alles kümmern: Auto, Wohnung, Möbel. Da steht man schnell auf eigenen Beinen.“

...die Nationalmannschaft: „Auf der Torhüterposition sind wir gut besetzt. Dass ein Mann wie Thomas Greiss nicht mit zur WM durfte, sagt doch alles. Ich konzentriere mich jetzt auf meine Mannschaft. Und wenn‘s mal läuft, kommt das vielleicht von allein.“

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