Engagement
Johanna Werner-Muggendorfer besucht das Sozialpädagogischen Förderzentrum

11.07.2017 | Stand 21.07.2023, 5:09 Uhr
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Landtagsabgeornete Johanna Werner-Muggendorfer bevorzugt Einrichtungen, "die meist weniger im Licht der Öffentlichkeit stehen."

THALDORF Die Wahl der SPD-Landtagsabgeordneten fiel daher auf die Eduard-Staudt-Schule, das Sonderpädagogische Förderzentrum im Kelheimer Ortsteil Thaldorf, dem sie im Rahmen der Familienwoche ihrer Fraktion einen Besuch abstattete. Einen Vormittag nahm sich Schulleiterin Christine Jochheim Zeit für die Politikerin, der als gelernte Erzieherin die positive Entwicklung im bayerischen Bildungswesen aber auch die Mängel nicht fremd sind. "Grundsätzlich habe ich Probleme mit dem Bayerischen Schulsystem", gestand die Abgeordnete, die sich als früheres Mitglied des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag für den Weg, den der finnische Staat für seine Schüler beschreitet, begeistern kann. Dort können alle Kinder die bestehenden Bildungs- und Gesundheitsangebote annehmen. Zudem steht das Kind im Mittelpunkt, nicht nur dessen Leistungen. Daher werden ihm wesentlich mehr Spielräume geboten, sich und seine Fähigkeiten zu entfalten. Auch die Qualität der Ausbildung der Lehrer im fachlichen und pädagogischen Bereich ist in Finnland sehr anspruchsvoll. Wie an den Grund- und Mittelschulen im Landkreis Kelheim, wurde wegen der starken Nachfrage auch in Thaldorf die Zahl der Ganztagsangebote erhöht, was nur mit Hilfe der Arbeiterwohlfahrt (AWO) möglich ist. Diese Organisation stellt Erzieherinnen und eine Sozialpädagogin. Die Hausaufgabenbetreuung einschließlich der Bildungs-, Spiel- und Freizeitangebote ist kostenlos, nur das Mittagessen muss bezahlt werden. Letzteres trifft bei der Schulleiterin aber auch bei Johanna Werner-Muggendorfer auf Unverständnis: "Zur kostenlosen Bildung gehört auch ein kostenloses Essen."

Insgesamt werden am Sonderpädagogischen Förderzentrum in Thaldorf 115 Schüler aus dem ganzen Landkreis betreut. Acht von den insgesamt 23 Sonderschullehrkräften unterstützen die Kollegen in elf Kooperationsklassen an 21 Grund-und Mittelschulen im Landkreis bei der Inklusion. "Ein Tropfen auf den heißen Stein", kommentiert Christine Jochheim die aktuelle Situation. Wie Johanna Werner-Muggendorfer befürwortet auch die Schulleiterin die Inklusion, bedauert aber: "Leider ist in der Praxis vieles noch sehr verbesserungswürdig." Die Eingliederung von behinderten Kindern in normale Schulen benötige vor allem wesentlich mehr Lehrkräfte und Erzieher. Überhaupt herrsche grundsätzlich ein Mangel an pädagogisch ausgebildetem Personal bedauert Christine Jochheim. Eine der Folgen: die Klassen müssen bis an die Höchstgrenzen gefüllt werden, das ist in jedem Fall zu viel für eine einzige Lehrkraft, wenn zusätzlich inklusive Maßnahmen oder Integrationsarbeit geleistet werden soll. "Viele Lehrkräfte und Erzieher müssen oft zwangsläufig weit über ihre Belastungsgrenzen hinaus arbeiten, um einen Mindeststandard halten zu können", sagt die Rektorin. Ein Mindeststandard wäre auch für die Medien-Ausstattung der Eduard-Staudt-Schule notwendig, die in den Klassen nur über veraltete und zu wenig PCs sowie keinen offenen WLAN-Anschluss verfügt: "Da sind mir so oft schon Verbesserungen versprochen worden, doch der Fortschritt lässt auf sich warten. Die Technik schreitet schneller voran, als wir die Medien zum Arbeiten erhalten."

Im Rahmen der Familienwoche der SPD Landtagsfraktion besuchten die Abgeordneten Familieneinrichtungen und -projekte im gesamten Freistaat. Doris Rauscher, die sozialpolitische Sprecherin der SPD Fraktion zog ein positives Fazit aus der Aktion: "Im Freistaat engagieren sich viele Menschen für und im Rahmen von Familien." Um ihre Arbeit jedoch optimal unterstützen zu können müssten auch die Infrastrukturen stimmen. Rauscher: "Hier gibt es noch erheblichen Verbesserungsbedarf."

Kelheim