Wasserkraft-Technologie für Japan:
Japanische Delegation in Teisendorf

11.07.2017 | Stand 21.07.2023, 5:55 Uhr
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Eine Delegation aus der Region Kansai informiert sich in Teisendorf.

TEISENDORF Die Reaktorkatastrophe von Fukushima vom März 2011 verändert die Sicht Japans auf die gängige Methode der Energieerzeugung mittels Atom. Man besinnt sich wieder auf die Möglichkeit der Wasserkraft, hat aber im Laufe der Jahrzehnte die Weiterentwicklung um diese Technik vernachlässigt; das Wissen um Kleinanlagen sei sogar größtenteils in Vergessenheit geraten, wie die Delegation aus Kansai vom Verein „Association for promoting SMALL HYDROPOWER“ beim Besuch am „kleinen Wasserkraftwerk“ an der Sur bei Teisendorf/Punschern ausführt. Kansai liegt auf der Insel Honshû, der Hauptinsel von Japan.

Teisendorfs Bürgermeister Thomas Gasser begrüßt die weitgereisten Gäste aus Fernost aufs herzlichste und muss den Betreiber der „Wasserkraftschnecke“ an der Sur Ferdinand Kumminger aus terminlichen Gründen entschuldigen. Als einen Vorreiter der „dezentralen kleinen Wasserkraft“ kann sich Ferdinand Kumminger in dieser Region verstehen, der schon vor mehr als 10 Jahren seinen lange gehegten Wunsch nach dieser Art der Energiegewinnung in Eigeninitiative und mit viel Durchhaltevermögen in Bezug auf das aufwendige Genehmigungsverfahren in die Tat umsetzt. Die Energieversorgung sei keine Aufgabe der Gemeinde, so der Bürgermeister. Teisendorf unterstütze aber private Unternehmer nach Möglichkeit in ihren Bauvorhaben. „Im Berchtesgadener Land stammen bereits 64% des Stroms aus der Einspeisung von erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Wasserkraft und Biogas.“

Und gerade die Technologie der Stromgewinnung mit Wasser in Kleinkraftwerken wie hier an der Sur löst das Interesse der Japanischen Delegation aus und lässt sie die weite Reise nach Mitteleuropa auf sich nehmen. Die Technologie der Wasserkraftschnecke wie hier an der Sur verspricht einen äußerst schonenden Umgang mit der Natur durch geringen Landverbrauch und ihre Fischfreundlichkeit. Es mangle in Japan nicht an derlei kleinen Wasserläufen wie die Sur – so die Aussage der Delegation – sondern man müsse zurückkommen von den wenigen, seit 1890 im Monopol überdimensional mit 10 000den Megawatt arbeitenden 10 großen Versorgern für ganz Japan auf wieder viele kleine Werke. Nach der Katastrophe von Fukushima (Japan setzt seit 1970 auf Atom als Energielieferant) schaltet Japan sämtliche 54 Atomkraftwerke ab, mobilisiert zur Versorgung alte Kohlekraftwerke und spart mit drastischen Maßnahmen wie das Abschalten von Klimaanlagen 1/3 des Stromverbrauchs ein. Von den damals abgeschalteten Atomkraftwerken laufen inzwischen wieder drei. Man will in nächster Zeit noch einige wieder in Betreib nehmen und plant aber für die Zukunft den kompletten Umstieg auf erneuerbare Energie. Mit hoher Förderung durch den Staat setze man dabei auf Sonnenenergie, auf Wasserkraft und Biomasse. „Damit die Industrie sich entwickeln kann, braucht man viel Energie. Der Verein möchte nach dem Prinzip „aus der Region für die Region“ viele dezentrale Werke schaffen.“ Dies zu sehen und zu erlernen, dafür sei man hier.

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