Abstimmung im Verkehrsausschuss
Ismail Ertug: "Gigaliner: Nein! – Sichere Fahrerkabinen: Ja!"

09.07.2017 | Stand 29.07.2023, 19:56 Uhr
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Nach monatelangen Verhandlungen hat der Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments am Dienstag, 24. Februar, die so genannte Gigaliner-Richtlinie für höchstzulässige Maße und Gewichte von Straßenfahrzeugen verabschiedet. Nachdem das Parlament den grenzüberschreitenden Fahrten von Riesen-Lkw bereits in der letzten Legislatur einen Riegel vorgeschoben hatte, ging es bei der heutigen Abstimmung vor allem um die Sicherheitsbestimmungen für grenzüberschreitende Lkw-Fahrten.

AMBERG/EUROPA "Mit den in der Richtlinie getroffenen Kompromissen können wir leben. Wir konnten zum einen erreichen, dass es weiterhin keine Regelzulassung für Gigaliner in EU-Ländern geben wird, in denen Lang-Lkw bisher verboten sind. Zum anderen konnten wir durchsetzen, dass Lkw-Fahrerkabinen zukünftig aerodynamischer und sicherer gemacht werden", so Ismail Ertug, SPD-Abgeordneter aus Amberg und verkehrspolitischer Sprecher der europäischen Sozialdemokraten im EU-Parlament.

Durch die in der Richtlinie festgelegten Höchstgewichte und -abmessungen dürfen Lkw nur dann länger sein, wenn dadurch die Verkehrssicherheit erhöht und der Kraftstoffverbrauch verringert werden kann. Das Europäische Parlament hatte sich für eine sofortige Zulassung der aerodynamischeren und sichereren Fahrerkabinen eingesetzt, konnte dies aber in den Verhandlungen mit dem europäischen Rat nicht durchsetzen. In dem nun beschlossenen Kompromiss können die verbesserten Fahrerkabinen erst drei Jahre nach einer Anpassung der Typzulassungsgesetze eingesetzt werden, ein Prozess der sich über mehrere Jahre hinziehen kann.

"Das Parlament hat stets dafür gekämpft, dass die sichereren Fahrerkabinen sofort eingesetzt werden können, aber leider hat die Lobby in diesem Punkt ganze Arbeit geleistet. Wir haben in der EU zwar seit Jahren sinkende Verkehrstotenzahlen - allein in Bayern den niedrigsten Wert seit 60 Jahren-, jedoch dürfen wir uns darauf nicht ausruhen. Vor allem im Bereich der LKWs sehe ich riesiges Verbesserungspotenzial, wie zum Beispiel die Sichterweiterung für den Fahrer durch rundere Fahrerkabinen" bekräftigt Ismail Ertug.

Die seit 2012 durchgeführten Gigaliner-Feldversuche in Deutschland sieht Ertug weiterhin kritisch:"„Bei einer möglichen Zeitverlängerung nach 2016 ist es mehr als fraglich, ob man hier noch von einem wirklichen Feldversuch sprechen kann". Er fordert: "Verkehrsminister Dobrindt muss diesem Experiment endlich ein Ende setzen."

"Auf EU-Ebene haben wir die Gigaliner schon abgehakt: Würde man die derzeit auf der Schiene transportierte Fracht auf die Straße verlagern, hätte dies viele negative Folgen: Staus, erhöhter Ausstoß von Treibhausgasen, Abbau von Arbeitsplätzen in der Lager- und Logistikbranche und ruinierter Asphalt obendrauf", so Ertug abschließend.

Schwandorf