Keine entspannten Ferien
In Schwarzenfeld droht der Schul-Irrsinn

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 0:14 Uhr
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Von entspannter Ferienstimmung ist bei den Eltern künftiger Viertklässler in Schwarzenfeld keine Spur: Die Nachricht von der Auflösung einer der vier (bislang) dritten Klassen und der Aufteilung der Schüler auf zwei Standorte (Schwarzenfeld & Stulln) schlug ein wie eine Bombe.

SCHWARZENFELD  Was seit dem Frühjahr als Gerücht kursierte, ist nun Fakt. „Das kann doch wohl nicht sein!“, schimpfen die Eltern darüber, dass sich nun, in der wichtigen Übergangsklasse am Ende der Grundschule, viele Schüler neuen Lehren, Klassenkameraden und sogar Schulgebäuden und Orten gegenüber sehen. Dass Kinder, die 200 Meter von der Schwarzenfelder Schule entfernt wohnen, nach Stulln versetzt werden sollen, sowie auswärtige Schüler aus dem Schwarzacher Einzugsgebiet in Schwarzenfeld umsteigen müssen, um nach Stulln zu kommen, setzt dieser verwirrenden Situation die Krone auf.

Entstanden ist dies alles nach der Festlegung der Lehrerbudget-Stunden durch das Bayerische Kultusministerium. In der Oberpfalz wurde dieses Budget nach unten angepasst. Auch der Wegfall einer Lehramtsanwärterstelle in Schwarzenfeld trug zur aktuellen Situation bei. Nun müssen die Rechenschieber rausgeholt werden, damit alles neu eingeteilt und geplant werden kann.

Weder die Lehrer, noch der Schwarzenfelder Schulleiter Helmut Schuster, noch der Schwandorfer Schulrat Georg Kick haben hier Einfluss oder Handlungsspielraum. Sie müssen sich nach den Vorgaben des Ministeriums richten.

Dabei hat dasselbe Ministerium noch im April ein offizielles Schreiben an die Schulleitungen und Schulämter herausgegeben, in dem genau solche Zusammenlegungen von ersten und dritten Klassen als „zu vermeiden“ betitelt werden. Ruft man sich in Erinnerung, wie gern sich der Freistaat Bayern selbst als Bildungsmusterland rühmt, wird diese Vorgehensweise noch unverständlicher.

Was also tun? Die Protestnoten an die Regierung der Oberpfalz und an das Kultusministerium blieben bis dato ungehört und unbeantwortet. Doch angesichts ihrer Kinder, die aufgrund der sie im neuen Schuljahr erwartenden Situation schon jetzt verunsichert sind, gingen die Eltern nochmals in die Offensive:  Sie verfassten einen Brandbrief, den sie sowohl Kultusminister Ludwig Spaenle als auch Abteilungsdirektor Richard Glombitza von der Regierug der Oberpfalz sowie natürlich sämtlichen Bundestags- und Landtagsabgeordneten der Region zukommen ließen. Am Dienstag konnten die Eltern auch Staatsministerin Emilia Müller ihr Problem darlegen.

In Schwarzenfeld selbst können die Eltern auf breite Unterstützung zählen, nicht nur durch Bürgermeister und Marktrat. Auch 280 gesammelte Unterschriften aus Reihen der Bürgerschaft sind ein starkes Signal der Solidarität.

Falsche Hoffnungen sind jedochfehl am Platz, wie der Landtagsabgeordnete Franz Schindler in seiner Antwort zu bedenken gibt: Ohne Reaktion des Kultusministeriums sei nichts zu machen, schreibt er, hier liege die letztendliche Entscheidungskompetenz.

Fürs Erste wollen die Schwarzenfelder Eltern durch den Gang an die breite Öffentlichkeit den Druck erhöhen. Sie spielen unter anderem mit dem Gedanken, mit dem Bus nach München zu fahren und dort eine große Protestaktion zu starten. Diese Idee fand so großen Zuspruch, dass sich die Markträte Gabriele Wittleben und Ernst Münch spontan bereit erklärten, einen Großteil der Kosten dafür zu übernehmen.

Die Empörung ist also groß. Die gesamte Schwarzenfelder Gemeinschaft will verdeutlichen, dass Grundschüler keine Aktenzeichen sind, die man nach Belieben hin- und herschieben kann – erst recht nicht, wenn die ganze missliche Situation augenscheinlich durch einen Rechenfehler in der Prognose  entstanden ist, anhand derer das Kultusministerium die Einteilung für das nächste Schuljahr vornimmt.

Schwandorf