Ausbildung bei Geflüchteten nicht erste Wahl
IHK-Vizepräsident Heinz: 'Integration nicht von heute auf morgen'

12.07.2017 | Stand 21.07.2023, 0:47 Uhr
−Foto: Foto: IHK für München und Oberbayern

Wie können Geflüchtete erfolgreich über die Wirtschaft integriert werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich der IHK-Regionalausschuss Erding- Freising in seiner Sitzung im Erdinger Traditionsunternehmen „Gruberei“.

ERDING wie Monja Rohwer, Geschäftsführerin des Jobcenters ARUSO Erding, berichtet, sind derzeit insgesamt über 700 Geflüchtete in den Jobcentern und Arbeitsagenturen registriert, 449 für Freising und 261 für Erding. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien, rund ein Viertel kommt aus Ländern mit unsicherer Bleibeperspektive wie Afghanistan oder Nigeria.

Eine Ausbildung ist bei einem Großteil der Flüchtlinge jedoch nicht die erste Wahl: „Vielen geht es in erster Linie darum, Geld zu verdienen um Schulden zu bezahlen oder die Familien im Herkunftsland zu unterstützen. Eine Lehre ist hingegen eine langfristige Investition in die eigene Zukunft, auch wenn am Anfang das Gehalt zunächst vielleicht niedriger ist. Hier müssen wir viel Aufklärungsarbeit leisten“, erklärt Bernhard Reiml vom Jobcenter Freising.

Das sieht Otto Heinz, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des Regionalausschusses, genauso: „Als Unternehmen sind wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Zur erfolgreichen Integration braucht es aber beide Seiten: einen Betrieb mit der Bereitschaft, Geflüchtete aufzunehmen und geeignete Bewerber, die Neues lernen und sich in den Unternehmensalltag einbringen möchten. In jedem Fall braucht es Zeit – denn Integration kann nicht von heute auf morgen erfolgen“.

In der Praxis gibt es aber noch viele Hürden – allen voran Sprachbarrieren. Bleiben die Deutschkenntnisse unter B1-Niveau, sind laut Arbeitsagentur nur einfache Hilfsjobs möglich. Hinzu kommen kulturelle Differenzen, wie einige Unternehmer im Regionalausschuss berichten.

Hilfe bei solchen Fragen erhalten die Betriebe auch bei der IHK für München und Oberbayern. Seit einem Jahr gibt es ein eigenes Integrationsteam, wie Stefanie Gutzeit, die zuständige Integrationsberaterin für den Raum Erding-Freising, berichtet. „Wir sind Ansprechpartner bei allen Fragen rund um die Eingliederung von Geflüchteten im Rahmen einer Ausbildung. Neben der persönlichen Beratung unserer Mitgliedsunternehmen fördern wir auch den Erfahrungsaustausch zwischen den Betrieben und sind die Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Behörden, Arbeitsagentur und Helferkreisen“.

Auf dem Bild v.li.: Dr. Robert Obermeier (IHK-Chefvolkswirt), Andreas Scharf (stv. Vorsitzender IHK-Regionalausschuss Erding-Freising), Dr. Tina Emslander (Leiterin IHKGeschäftsstelle Region München), Otto Heinz (IHK-Vizepräsident & Vorsitzender Regionalausschuss), Christian Sperrer (stv. Vorsitzender IHKRegionalausschuss Erding-Freising) und Leopold Gruber (Mitglied der Geschäftsleitung Gewandhaus Hugo Gruber).

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