Firmen setzen weiter aufs Ausland
IHK-Gremium Schwandorf diskutierte über Freihandel und Handelsschranken

11.07.2017 | Stand 24.07.2023, 15:30 Uhr
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Die Weltpolitik hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt im Landkreis Schwandorf. Das zeigte eine Podiumsdiskussion bei der Sitzung des IHK-Gremiums Schwandorf zu Gast bei der Tremco Illbruck Produktion GmbH in Bodenwöhr.

BODENWÖHR Im Januar haben die Industrieunternehmen im Landkreis 77 Millionen Euro Auslandsumsatz getätigt. Das Exportgeschäft schafft Jobs in der Heimat. Vor diesem Hintergrund plädierten die Teilnehmer auf dem Podium für den freien Handel.

Auf die Wertschöpfung kommt es an Die gegenwärtige Politik in den USA sorgte für Gesprächsstoff. Spüren die Unternehmen schon Veränderungen? "Wir haben alle die gleiche Marktsituation", berichtet IHK-Vizepräsident Thomas Hanauer, Chef des international aufgestellten Familienunternehmens Emz-Hanauer aus Nabburg, vom US-Geschäft. Da es in seiner Branche gegenwärtig keinen US-Konkurrenten gebe, wäre keiner seiner Wettbewerber in den USA bevorzugt. Skeptisch steht der Oberpfälzer Unternehmer einer Produktionsverlagerung in die USA gegenüber. "Wir müssten sogar die Vormaterialien in die USA exportieren, weil es die dort nicht gibt." In der Produktion sollten immer die gesamten Wertschöpfungsketten betrachtet werden. Das betont auch Dr. Michael Klimes, Vorstand der Nabaltec AG in Schwandorf. "Für ein Rohstoffunternehmen wie die Nabaltec AG sind steigende Transportkosten Gift.“ Dennoch sieht er das Exportgeschäft in die USA entspannt und rät zur Besonnenheit. „Wir sollten abwarten, wie sich die Dinge entwickeln und keine Schnellschüsse wagen."

Auf die Frage, ob es seitens des amerikanischen Mutterkonzerns eine Neuausrichtung der Unternehmenspolitik gebe, antwortete Walter Geyer, Geschäftsführer des gastgebenden Unternehmens Tremco Illbruck: "Ganz im Gegenteil. Wir haben erst kürzlich eine größere Investition bewilligt bekommen, die den Produktionsstandort Bodenwöhr nachhaltig sichert." Größere Sorgen bereiten den Unternehmen schon eher der Brexit und die vermutlich zähen Austrittsverhandlungen zwischen UK und der EU in den nächsten beiden Jahren. "Hier herrscht große Unsicherheit, welche nicht zuletzt aufgrund der Wechselkursthematik unsere Produktion in England massiv beeinflusst", sagte Geier.

Der Handel läuft weiter Die wissenschaftliche Sicht lieferte Stephan Huber, Volkswirt an der Universität Regensburg. "Ein Handelsrückgang aufgrund protektionistischer Tendenzen ist weltweit kaum zu beobachten." Er glaubt, dass künstliche Zollbarrieren aufgrund geltender Regeln der Welthandelsorganisation nur schwer durchsetzbar sind.

Wegen der wirtschaftlichen Verflechtungen werde es kaum zum Erliegen des internationalen Handels kommen, war sich das Podium einig. Dennoch sollte die EU politische Reformen wagen, um als wichtiger Handelspartner weltweit wahrgenommen zu werden und gestärkt aus der aktuellen Situation hervorzugehen.

Schwandorf