Nachbar lag drei Wochen lang tot in Wohnung – Reinigung noch nicht erfolgt:
Horror: Fliegen aus Nachbarswohnung machen Vilshofenerin (63) krank!

11.07.2017 | Stand 13.09.2023, 6:59 Uhr
−Foto: Foto: Tatjana Kerlin

"Das ist kein Zustand, ich fühl mich nicht mehr wie zuhause“, beklagt Annette Müller (Name wurde von der Redaktion geändert). Dieser Zustand besteht bereits seit drei Wochen in ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung in einem Mehrparteienhaus.

VILSHOFEN Dort wohnt die 63-Jährige seit 23 Jahren: „Es ist eigentlich eine schöne Wohnung“, so die Vilshofenerin. Nun hält sie aber ständig Wache und das hat einen Grund: Fliegen haben es sich in ihrer Wohnung gemütlich gemacht. „Ich sitz auf der Lauer und töte sie gleich, wenn ich sie sehe“, erklärt Annette Müller. Sie kriechen aus den Ecken und Bodenleisten.

„Fenster war schwarz vor lauter Fliegen“

Für diese „Plage“ kann die 63-Jährige aber nichts. Ihr Nachbar lag etwa drei Wochen lang tot in der Wohnung. Zunächst kursierte das Gerücht, dass der Mann im Krankenhaus sei, daher habe auch niemand anfangs etwas unternommen.

„Im Haus hat‘s aber gestunken“, berichtet Annette Müller und ergänzt: „Genau vor drei Wochen haben‘s den Toten aus der Wohnung geholt“, erinnert sich die 63-Jährige an den Tag, als Polizei und Feuerwehr kamen. Doch eine gründliche Reinigung bzw. Desinfektion der Nachbarswohnung habe laut ihrer Aussage noch nicht stattgefunden. Und das hatte Folgen für die Vilshofenerin. „Das ganze Fenster war schwarz vor lauter Fliegen“, so die 63-Jährige. Und: „Ich bin psychisch fertig.“ Diesen Schock, als sie eines Morgens das Wohnzimmer betrat und den „Albtraum“ sah, hat sie bis heute nicht überwunden und ist daher seit Anfang vergangener Woche krankgeschrieben.

„Die Türe ist gleich nebenan, die Fliegen schlüpfen, suchen sich den nächsten Weg, kommen hier rein und legen ihre Eier ab“, berichtet Annette Müller. Auf derselben Etage wohnt ein weiterer Nachbar: „Der arbeitet schichtweise, aber wenn er auch Fliegen hätte, hätte er sich bestimmt schon bei der Hausverwaltung gemeldet.“

Überall stehen Schüsseln mit Teebaumöl und Essig in der Wohnung von Annette Müller. „Den Geruch mögen die Fliegen nicht“, weiß die Vilshofenerin. Auch ihre Blumen hat sie bis auf zwei Grünpflanzen entsorgt, damit keine Fliegen in die Erde kriechen. Jeden Tag desinfiziert sie Küche und Wohnzimmer, wo die Fliegen sich einquartiert haben. Wenn die 63-Jährige ins Bad geht, das Schlafzimmer betritt oder die Wohnung verlässt, wird die Tür nur für einen kurzen Moment aufgemacht und sofort wieder geschlossen, damit keine weiteren Fliegen in die Wohnung bzw. in die bisher verschonten Räume gelangen.

Die Bodenleisten und Ecken hat sie abgeklebt sowie die Türen mit Styropor unten abgedichtet. Auch die Fenster werden täglich geputzt, denn dort ist die Fliegenklatsche hauptsächlich im Einsatz. Die Asthmatikerin kämpft jeden Tag mit dem strengen Geruch von Essig, Desinfektionsmitteln und Insektensprays in ihrer Wohnung. Annette Müller vermeidet es auch, zuhause zu kochen. „Der Geruch lockt die Fliegen“, so die 63-Jährige und fügt hinzu: „Ich hab auch keinen Appetit mehr.“ Derzeit steht ihr ihre Schwester mit Ehemann zur Seite.

Annette Müller kann nicht nachvollziehen, wieso die Nachbarswohnung noch nicht gereinigt wurde. „Es kann erst etwas geschehen, wenn die Erbangelegenheit geklärt ist, hat’s vom Nachlassgericht geheißen, das kann zwei, drei Wochen dauern“ – erst wenn dieser Schritt getan ist, könne desinfiziert werden, wie die 63-Jährige schildert. Das ärgert die Vilshofenerin: „Man kann doch nicht so lange mit der Reinigung warten.“

Die Eigentümerin der Wohnung des Verstorbenen war zu einer Stellungnahme gegenüber der PaWo nicht bereit. Nun ist die Vilshofenerin mit dem Mieterschutzbund in Kontakt. Denn der Vermieter ihrer Wohnung sei nicht zu erreichen. Ihm wurde vom Mieterschutzbund eine Frist für eine Rückmeldung gesetzt. „Ich würde ja meine Sachen packen und die Wohnung verlassen, aber bei dem derzeitigen Wohnungsmarkt geht das ja nicht“, so die 63-Jährige.

„Es fühlt sich keiner zuständig dafür“

Und: „Es fühlt sich keiner zuständig dafür, aber es muss doch von Amts wegen etwas getan werden. Das kann nicht sein, dass so etwas einem Menschen zugemutet wird.“ Annette Müller hofft nun, dass der Albtraum endlich ein Ende nimmt und die Nachbarswohnung gereinigt wird. Danach muss die 63-Jährige „erst mal mei Wohnung in Schuss bringen“. 

Passau