Kirche
Holocaust-Leugner Williamson arbeitet weiter auf Spaltung der Piusbrüder hin

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:14 Uhr
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Der mutmaßliche Holocaust-Leugner Richard Williamson muss sich nicht nur am 16. Januar wieder vor Gericht in Regensburg verantworten, er arbeitet auch weiter auf die Spaltung der Piusbruderschaft hin.

REGENSBURG _25 ZAITZKOFEN _25 ROM Der bereits mehrfach wegen Volksverhetzung in früheren Verfahren verurteilte Bischof der Piusbruderschaft, Richard Williamson, muss sich nicht nur erneut vor einem Regensburger Strafrichter verantworten – nachdem Williamson, der einst als einer von vieren von Piusbruderschafts-Gründer Marcel Lefebvre zum Bischof geweiht wurde, von seinen Brüdern ausgeschlossen wurde, arbeitet er eifrig auf deren Spaltung zu.

Offenbar hatte Rom es zur Auflage gemacht, dass man Williamson ausschließt aus der Bruderschaft. Der habe seinen Oberen mehrfach den Gehorsam verweigert. Gemeint sein kann eigentlich nur der ebenfalls einst von Lefebvre (widerrechtlich, aber gültig) geweihte Bernard Fellay, der Generaloberer der Gemeinschaft ist und dem man nachsagt, er wolle sich unbedingt noch mit Rom einigen, weil er selbst endlich gültiger katholischer Bischof sein will. 

Der Vatikan ist in eine Krise geraten mit medial desaströser Berichterstattung weltweit, weil man die Exkommunikation Richard Williamsons und der drei anderen Bischöfe aufgehoben hatte, um die Kirchenspaltung zu beenden. Da war das Interview mit Williamsons von einem schwedischen Fernsehredakteur allerdings schon im Kasten, in dem Williamson abstreitet, dass es den Holocaust, also den Mord an Millionen Juden, Sinti und Roma und anderer Minderheiten gab. 

Einer, der schon sehr schnell klar machte, dass das nicht geht und an dem die Bruderschaft jetzt nicht mehr vorbei kommt, heißt Gerhard Ludwig Müller, ist heute Präfekt der Glaubenskongregation und hatte Williamson einst sogar Hausverbot erteilt. Als Präfekt prüft er, ob die Piusbruderschaft wieder in den Schoß der Kirche zurück kehren könnte.

Doch weil Williamson vertrieben wurde aus der eigenen Gemeinschaft, schart er jetzt Anhänger um sich – und vergleicht die Kirche gar mit einem Sportverein, dessen Trainer nicht drauf hinweise, wenn die Mannschaft nicht gut spiele. In einem Newsletter an seine Anhänger sagt er auch deutlich, dass die Messe auf Latein, die laut einem Machtwort von Papst Benedikt XVI. jetzt ausnahmsweise wieder zelebriert werden darf, niemals neben der seiner Ansicht nach falschen Messe in der Landessprache koexistieren dürfe. In Williamsons Weltsicht ist diese Messe, die das Zweite Vatikanum und damit die gesamte Weltkirche außer wenige wie Lefebvre abgesegnet hatten, des Teufels.

Der Newsletter des kruden Bischofs im Wortlaut:

"Viele Katholiken, welche die Priesterbruderschaft St. Pius X. lieben, weil sie ihnen über die Jahre so viel gegeben hat, könnten angesichts des jetzt offenbaren Schwankens der Bruderschaftsführung dem Gedanken erliegen, daß sie als einfache Laien nicht viel dagegen tun können. Womit sie falsch lägen. Solchen Gläubigen seien die folgenden Überlegungen eines Freundes von mir gewidmet. Zwischen den Zeilen werden sie lesen können, daß, falls Gott die Bruderschaft nicht rettet – was er natürlich jederzeit könnte –, dies teilweise auch an ihnen liegt. Der Brief des Freundes lautet, leicht angepaßt, wie folgt:–

»Eine praktische Vereinbarung zwischen Rom und der Priesterbruderschaft wäre für die katholische Tradition verheerend. Es genügt ein Blick auf die traditionellen Redemptoristen in Schottland und was mit ihnen geschah... Die beiden Messen können nicht nebeneinander existieren. Die eine Messe wird die andere stets vertreiben... Als ich kürzlich eine Novus Ordo Messe besuchte, war die ganze Kirche von ständigem Geschwätz und Klatschen durchdrungen... Die hinter diesen zwei Messen stehenden Lager liegen einfach zu weit auseinander, als daß eine Einigung möglich wäre. Die Geisteshaltung des Modernismus einerseits und der Tradition andererseits passen unmöglich zusammen.«

»Sodann gibt es diese tiefgreifende Revolution, welche die moderne Zivilisation einschließlich der Tradition überwältigt hat und von der Traditionsführung meistens verpaßt wurde. Die Elektronik-Technologie hat eine kulturelle Revolution in unser Leben und vor allem in das Leben der jüngeren Generation hineingetrieben. Wenn die Elektronik nicht planvoll gehandhabt und gelenkt wird, schwächt sie mit Sicherheit den Glauben, weil sie das gesamte Leben der Menschen übernehmen kann. Insbesondere sind die Jüngeren anfällig dafür, von der Elektronik erfaßt zu werden. Sie „hängen“ den ganzen Tag an der Elektronik. Menschen, die sehr in sie hineinversinken, werden am Ende sogar funktionsgestört: sie vermögen morgens nicht mehr aufzustehen, keine lebendigen Gespräche mehr zu führen, geschweige denn am Arbeitsplatz durchzuhalten.«

»Wenn eine Sportmannschaft nicht mehr von ihrem Sportlehrer ermahnt wird, fällt schnell ihr spielerisches Niveau ab. Werden Katholiken bezüglich kultureller Themen wie Musik, weiblicher Kleidung, Fernsehen, usw. nicht mehr ermahnt, so beginnt ihr kultureller Niveau zu sinken - mit tiefgreifenden Folgen für ihren Glauben. Im Kampf, die Weltlichkeit aus ihren Heimen fernzuhalten, stehen traditionskatholische Eltern mit ihren Familien alleine da, weil die Bruderschaftsführung diese Kulturrevolution entweder verpaßt hat oder ihr nicht die nötige Aufmerksamkeit widmet. Ich habe viele und lange Unterhaltungen mit traditionellen Familien geführt, welche tief besorgt sind über die Richtung, in welche die traditionelle Bewegung marschiert. Wollen religiöse Bewegungen aufblühen, so müssen sie gegenüber kulturellen Themen Flagge zeigen. Beispielsweise erfuhr die Tradition eine Stärkung, als sie damals Stellung gegen das Fernsehen bezog. Doch wenn bezüglich kulturellen Themen keine Stellung bezogen wird, so beginnt alsbald auch die Stellung bezüglich doktrinären Themen zu bröckeln.«

»Vielleicht hat das letzte Generalkapitel die Bruderschaft momentan noch vor dem Abgrund bewahrt, doch beruhigt mich das kaum. Dem Festlegen von klaren Bedingungen für künftige Diskussionen mit Rom im Hinblick auf ein Abkommen widmete es viel Zeit. Aber Rom ist seit 1988 im Wesentlichen unverändert. Ich denke, daß die Bruderschaft wieder ihre prophetische Rolle übernehmen sollte, so wie sie es zu Zeiten von Erzbischof Lefebvre tat. Die traditionelle Bewegung muß dringend den Modernismus und Liberalismus verurteilen, welche die Kirche in ihre Selbstzerstörung führen. Doch in letzter Zeit verstummten diese Verurteilungen. Vielleicht sind viele traditionelle Priester von jenem Komfort abgelenkt, welchen sie sich von einer Einigung mit Rom versprechen."

Regensburg