Spiegel-Bericht
Hitler-Haus: Diskussionen hören nicht auf

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 22:12 Uhr

Vor einem Monat berichtete das Wochenblatt über die um die künftige Nutzung des Geburtshauses von Adolf Hitler. Jetzt griff auch das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ das Thema in seiner Online-Ausgabe auf (24. Oktober).

BRAUNAU AM INN „Wohnungen wären an dem Standort mit Sicherheit leichter umzusetzen", greift der „Spiegel“ sie ein Zitat des Braunauer Bürgermeisters Johannes Waidbacher aus dem „Standard“ auf. Das Echo auf die Worte des Bürgermeisters war beträchtlich, vor allem im Ausland. „Hitler apartments?“, fragte die „Washington Post“, es gab Hunderte Berichte, unter anderem von der „New York Times“, der „Daily Mail“, dem „Corriere della Sera“ und „The Times of Israel“.

Bürgermeister Johannes Waidbacher gab gegenüber dem Wochenblatt vor einem Monat eine Stellungnahme zur weiteren Nutzung des Geburtshauses von Adolf Hitler ab. Waidbacher wies darauf hin, dass das Haus Salzburger Vorstadt 15, in dem Adolf Hitler geboren wurde, in Privatbesitz steht und seit vielen Jahren vom Bundesministerium für Inneres angemietet ist. Untermieter ist die Stadtgemeinde Braunau am Inn, die bis September 2011 der Organisation „Lebenshilfe Oberösterreich“ die Räumlichkeiten zur Betreuung geistig und körperlich beeinträchtigter Mitmenschen überlassen hatte.

„Dieser Verwendungszweck war für das Haus und seine Geschichte geradezu ideal und hatte sich außerordentlich gut bewährt“, so der Bürgermeister. Da Um- und Einbauten zur behindertengerechten Ausstattung des Hauses nicht möglich waren, musste die Lebenshilfe neue, den modernen Anforderungen entsprechende Räumlichkeiten suchen. Seit September 2011 steht das Haus daher leer, der Mietvertrag ist aber weiterhin zu erfüllen. Laut Waidbacher will man alles dafür tun, dass dieses Haus niemals eine Wallfahrtsstätte für ewig Gestrige werden darf.

Es sei auch nicht seriös, wenn Personen, Gruppierungen oder Medien den Eindruck erwecken, als ob sich das Haus bereits im Eigentum der öffentlichen Hand befände und es nur an politischem Mut fehle, sich der Geschichte zu stellen. Nach Waidbachers Aussage soll Grundlage für alle Überlegungen das gemeinsame Bestreben aller Beteiligten sein muss, für das Haus eine sinnvolle und zweckmäßige Nachnutzung zu finden. Letztendlich liegt diese Entscheidung beim Bundesministerium für Inneres und beim Liegenschaftseigentümer. Dass die Stadt Braunau sehr wohl Verantwortung für den Umgang mit der jüngeren Geschichte trägt, dazu zählte er einige Beispiele auf. So wurde auf Veranlassung des ehemaligen Bürgermeisters Gerhard Skiba im Jahr 1989 ein Mahnstein aus Granit aus dem ehemaligen KZ Mauthausen vor dem Haus gesetzt.

Vor dem Mahnstein findet alljährlich Anfang Mai eine von der Stadt, dem Verein „Mauthausen aktiv“ und dem Verein für Zeitgeschichte organisierte Gedenkfeier für die Opfer von Krieg und Nationalsozialismus statt. Seit 21 Jahren werden mit wesentlicher Unterstützung der Stadt die Braunauer Zeitgeschichte-Tage abgehalten, die sich mit der jüngeren Geschichte befassen. Ein Jägerstätter-Park im Krankenhausareal wurde geschaffen – im Gedenken an den im Bezirk Braunau geborenen Franz Jägerstätter, der als Wehrdienstverweigerer 1943 hingerichtet wurde.

Die Stadt Braunau setzt sich zudem für andernorts oft ausgegrenzte Roma und Sinti ein: Sie betreibt mit dem Verein „RoSi“ einen Rastplatz für durchreisende Roma und Sinti und schafft damit eine geordnete Möglichkeit des Campierens.

Rottal-Inn