Schwaches Herz:
Herzinsuffizienz mit neuartigen Mitteln behandeln

19.07.2019 | Stand 31.07.2023, 2:03 Uhr
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Bluthochdruck und die koronare Herzkrankheit führen in vielen Fällen zu Herzinsuffizienz.

Etwa vier Millionen Deutsche leiden an der chronischen Form von Herzschwäche, wie Herzinsuffizienz umgangssprachlich genannt wird. Professor Stefan Störk, Leiter der Ambulanzen am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz am Uniklinikum Würzburg, kennt neue Therapien, die Herzpatienten mehr Lebensqualität schenken können.

Herzinsuffizienz erkennen und behandeln

Das Herz ist bei Herzinsuffizienz nicht mehr in der Lage, den Körper mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Betroffene klagen über Atemnot, Erschöpfung und Müdigkeit. Bei vielen kommt es zudem zu Wassereinlagerungen in Beinen und Füßen.

Diese ersten Anzeichen werden häufig nicht ernst genommen. Professor Störk mahnt jedoch: „Patienten sollten ihren Hausarzt ansprechen, wenn sie derartige Symptome verspüren.“ Mit einem speziellen Bluttest lässt sich Herzinsuffizienz sicher diagnostizieren: Wird der Herzstress-Marker Brain Natriuretic Peptide (BNP) in erhöhtem Maße nachgewiesen, sollte ein Kardiologe weitere Untersuchungen durchführen. „Je früher Herzinsuffizienz entdeckt wird, desto besser lässt sie sich behandeln“, weiß der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie.

Neue Behandlung bei Herzinsuffizienz

Herzinsuffizienz ist nicht heilbar, die richtigen Medikamenten können das Herz in seiner Pumpfunktion aber unterstützen. Professor Stefan Störk empfiehlt beispielsweise die neue Wirkstoffkombination Sacubitril-Valsartan: „Sie ist gut verträglich und sehr wirksam“, erklärt der Herzspezialist. „Studien zeigten, dass sich damit die Sterblichkeit um 20 Prozent verringert und die häufigen Krankenhauseinweisungen um gut 20 Prozent zurückgehen.“ Störk bezeichnet das als „großen Durchbruch“.

Durch die für Menschen mit Herzproblemen unverzichtbaren ACE-Hemmer kommt es bei manchen Patienten zu erhöhten Kaliumwerten im Blut, die wiederum zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen können. Deshalb ist laut Professor Störk der Wirkstoff Patiromer empfehlenswert: „Er bindet das Kalium im Darm und normalisiert so den Kaliumspiegel.“

Wirkstoffe gegen Herzinfarkt und Amyloidose

Selbst gegen Herzinfarkt kennt die Forschung mittlerweile Mittel, wie Professor Störk erklärt: „Der Wirkstoff Rivaroxaban kann bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod verringern.“ Wichtig hierbei: Der Wirkstoff muss in niedriger Dosierung in Kombination mit Acetylsalicylsäure (ASS) eingenommen werden. „Eine weltweit durchgeführte Studie zeigte, dass das Gefäßrisiko mit der neuen Therapieform um 24 Prozent abnahm.“ Risikopatienten, die zusätzlich an Herzschwäche oder Diabetes leiden, hätten den größten Nutzen von dieser Medikamenten-Kombination.

An einem anderen Wirkstoff wird derzeit noch geforscht. Professor Störk zufolge könnte Tafamidis bald Patienten mit der seltenen Amyloidose helfen. Durch veränderte Eiweißablagerungen am Herzmuskel kommt es bei ihnen zu Herzschwäche. Studien mit dem Wirkstoff hätten gezeigt: „Die Beschwerden der Patienten gingen zurück, ein Drittel weniger Patienten verstarben, und die Krankenhausaufenthalte waren um 32 Prozent reduziert.“ Zusätzlich war die Lebensqualität der Betroffenen höher.