Andrea Sixt und Bettina Mittendorfer
Heiße Nummer mit zwei Damen

06.07.2017 | Stand 26.07.2023, 19:27 Uhr

Riesenglück mit dem Wetter hatten die Organisatoren der Waginger Filmtage am Dienstagabend zur Premiere. Moderator Christian Reiter hatte Spass mit Bettina Mittendorfer und Autorin Andrea Sixt.

WAGING AM SEE Obwohl es in der gesamten Region am Nachmittag geregnet hatte, wurde es rechtzeitig zum Abend hin noch so richtig schön. Und die Menschen strömten dann auch in solchen Massen in den Kurpark in Waging, dass bei knapp 400 Besuchern die Eintrittskarten zur Neige gegangen sind. Und alle hatten ihren Spaß an dem Film „Eine heiße Nummer“ und dem vorangehenden lockeren Gespräch von Moderator Christian Reiter mit Schauspielerin Bettina Mittendorfer und Drehbuchautorin Andrea Sixt.

„Wir haben das Wetter im Griff wie alles andere auch“, zitierte Moderator Reiter den Organisator Günter Wimmer und fügte an, dieses Ambiente eines Open-Air-Kinos sei „einzigartig im ganzen Umkreis“: „Die Kerzerl sind aufgestellt, der Deko-Wettbewerb hat auch begonnen“ witzelte er angesichts der wohnlichen Umgebung, in der sich viele der Besucher eingerichtet hatten: mit Stühlen, Tischchen und sonstigem Hausrat, warmen Jacken und Decken, Brotzeit und Getränken – und tatsächlich leuchtete auch das eine oder andere Kerzlein auf, um das ganze noch romatischer zu gestalten: „Wo gibt’s sonst noch so was außer in Waging am See“, war dazu dann Reiters abschließender Kommentar.

Auch Bürgermeister Herbert Häusl war hochzufrieden über die Szenerie, den guten Auftakt, den hervorragenden Besuch. Er begab sich dann sogar noch extra an die Kasse und kam dann mit der stolzen Besucherzahl von über 380 zurück und mit der Nachricht, dass tatsächlich die Eintrittskarten ausgegangen waren. „Alles passt“, meinte er denn auch bei seiner Begrüßung – und erwähnte extra auch das Wetter: „Als alter Bauer hätte ich gesagt, wenn mich am Mittag jemand gefragt hätte, dass es heut abend regnet. Der Wettergott scheint es gut zu meinen.“ Und so war es auch: Den ganzen Abend über hielt das Wetter, sogar die Sonne. „Wir wollten, dass sich das ganze Jahr über in Waging etwas rührt“ meinte Häusl in Bezug auf die Einrichtung der Filmtage, und lobte Günter Wimmer, seit fünf Jahren Eventmanager in Waging, für diese seine Initiative.

Danach wurde übergeleitet zum zentralen Thema des Abends, der „Heißen Nummer“ und zwei wesentlich dafür verantwortlichen Damen, die mit riesigem Applaus begrüßt wurden: Andrea Sixt als Drehbuchautorin und Bettina Mittendorfer als eine der drei Hauptdarstellerinnen. Moderator Reiter erwähnte dabei gleich zwei Preise, die die zwei Damen damit abgeräumt haben: Bettina Mittendorfer den bayerischen Filmpreis 2012 als beste Darstellerin und Andrea Sixt den Kulturstern 2011 der Münchner Abendzeitung. Auf Christian Reiters Frage, in welchen darstellerischen Bereichen sich die gelernte Floristin Bettina Mittendorfer – „Ich war die Drittbeste in ganz Niederbayern!“ – am liebsten bewegt, antwortete sie im schönsten Dialekt: „I moch oisse gern, bin aa ganz gern dahoam bei meine Kinder.“

Ob sie die Rolle der Maria Brandner in dem Film „Eine heiße Nummer“ gern angenommen habe, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Als ich das Drehbuch gelesen habe, hab’ ich schon nach der ersten Szene g’wusst, dass ich das spielen würde.“ Diese erste Szene war, wie sie lachend erklärte, die „Sitzung“ auf dem Klo. Ob der Erfolg des Films programmiert gewesen sei, wollte Reiter weiter wissen. Mittendorfer: „Da kann man nicht drauf hinarbeiten.“

Die Drehbuchautorin Andrea Sixt, 1958 in Regensburg geboren und dort auch aufgewachsen, lebt ein bewegtes Leben. Sie hat Versorgungstechnik studiert und dann sieben Jahre lang im elterlichen Unternehmen gearbeitet. Damit war sie aber nicht glücklich. Und genau wie Bettina Mittendorfer, der ihre Floristinnentätigkeit auch bald langweilig geworden war, suchte Sixt nach Alternativen und kam dadurch zum Schreiben.

Ihr erster Kinohit war der Film „Workaholic“, ehe sich ihr Leben Mitte 30 durch die Diagnose Brustkrebs komplett verändert hat: „Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen.“ Sie hat die Krankheit aber überwunden und das, obwohl ihr nur noch ein Jahr zu leben angekündigt worden war. So hat sie in ihrer intensiven Suche nach Heilung auch den Brustkrebs Deutschland e.V. mitbegründet.

Der Impuls für die Geschichte über die Sex-Hotline, aus der „Eine heiße Nummer“ entstand, waren laut Sixt Freunde von ihr, die arbeitslos geworden sind: „Das war die erste Grundidee.“ Dann aber wollte sie irgendwann eigentlich gar nicht mehr weitermachen. „Das ist doch Schmuddelzeug, und was werden meine Eltern darüber denken“, waren ihre Bedenken. Sie wollte schon absagen, aber da das Buch samt geplantem Cover schon angekündigt war, habe sie nicht mehr zurück gekonnt.

Ihr Drehbuch und die Umsetzung im Film sind stimmig, meint sie: „Was man auf der Leinwand sieht, hat meine Vorstellungen übertreffen. vor allem was die schauspielerische Leistung anbetrifft. Das ist vor allem Bettina zu verdanken, das war eine Sensation.“ Aber auch dem „wahnsinnig tollen Regisseur Markus Goller“ gebühre größte Anerkennung.

Schwierigkeiten gab es dann allerdings mit der Kirche, deren Vertreter in diesem Film nicht so besonders positiv wegkommen. Eine Zeitung hatte daraufhin getitelt: „Die Angst des Bistiums vor dem Kino“. So wurde dann schon auch mal die Drehgenehmigung entzogen: „Bis zu den letzten zwei Drehtagen waren wir nicht sicher, ob der Film fertig gemacht werden kann.“

Der Erfolg habe dann alle Erwartungen übertroffen: „Über 1,2 Millionen Zuschauer! Einen solchen Sensationserfolg gab’s in Bayern, glaube ich, noch nie.“ Es hätte sie schon gefreut, gab sie zu, wenn der Film in ganz Deutschland hätte laufen können. Bettina Mittendorfer hätte darin auch kein Problem gesehen: „Es gibt immer mehr Dialektfilme. Ich glaub, dass das eh verstanden würde. Hochdeutsch versteht man oft auch nicht, weil die so nuscheln.“

Abschließend äußerten sich die beiden Damen begeistert über das Ambiente und den Flair der Waginger Filmtage. Sixt: „So was ist einmalig, mit den Stühlen und Liegen. Das find ich einfach ganz ganz toll. Super Kompliment!“

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