Zu wenig Hebammen!
Hebammenpraxis Bauchgefühl muss schließen

10.07.2017 | Stand 29.07.2023, 2:26 Uhr

Hebammenmangel führt zu einem Versorgungsengpass für Schwangere in Deggendorf

DEGGENDORF Es gibt wohl kaum eine Tätigkeit, mit der man dem Wunder des Lebens näher kommt. Kleinen Menschen mit Liebe und Fürsorge auf die Welt zu helfen muss einfach traumhaft sein. Doch der eigentlich wunderbare Beruf der Hebamme hat auch seine Schattenseiten. Der Hebammenmangel führt nun dazu, dass die Hebammenpraxis „Bauchgefühl“ in Deggendorf ab Juni schließen wird.

Es werden immer weniger Hebammen

Die Arbeitsbedingungen von Hebammen gestalten sich seit Jahren immer schwieriger. Obwohl sie eine sehr hohe Verantwortung tragen, ist die Vergütung nicht gerade berauschend. Besonders freiberufliche Hebammen haben es schwer. Hinzu kommt die unbefriedigende Regelung bei der Berufshaftpflichtversicherung. Schwangere Frauen haben deshalb immer mehr Schwierigkeiten, eine Hebamme zu finden.

Dementsprechend sorgt eine Ankündigung auf der Facebook-Seite der Deggendorfer Hebammenpraxis „Bauchgefühl“ gerade für Enttäuschung. Dort heißt es: „Liebe Frauen, wir müssen euch schweren Herzens mitteilen, dass wir ab Juni unsere Hebammenpraxis in Deggendorf schließen werden. Die aktuelle Hebammensituation und der damit verbundene Hebammenmangel macht es uns gerade nicht mehr möglich, die Praxis weiter aufrecht zu erhalten. Diese Entwicklung bedauern wir sehr!“

Wo sollen Schwangere noch hingehen?

In etlichen Kommentaren äußern Frauen ihre Betroffenheit dazu. „Das ist unfassbar traurig! Ich kann es nicht fassen, dass nicht endlich etwas für den Hebammenberuf gemacht wird! Ihr wart die beste Stütze bei der Geburt meiner Kinder und ich bin euch so dankbar dafür!“, bedauert eine Mutter. Und eine andere Frau schreibt dazu: „Sehr schade, dass die Situation sich so zuspitzt. Es werden immer weniger Hebammen, wo sollen die Schwangeren noch hingehen?“ Im Jahr 2008 wurde die Hebammenpraxis „Bauchgefühl“ von Hebammen am Donauisar Klinikum Deggendorf gegründet. „Bislang wurden von uns dort Geburtsvorbereitungskurse, Rückbildungskurse und PeKip angeboten“, erklärt Hebamme Barbara Kusser gegenüber dem Wochenblatt.

Die in der Bahnhofstraße ansässige Praxis steht Schwangeren mit einem vielfältigen Kursangebot rund um Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach zur Seite. „Im gemütlichen Ambiente der Hebammenpraxis können Sie unter fachkundiger Anleitung ganz für sich und Ihr Kind das sein“, heißt es auf der „Bauchgefühl“-Internetseite. Doch nun wird die Belastung für die Hebammen einfach zu groß.

„Da die Geburtenzahlen am Klinikum Deggendorf jährlich steigen, haben wir Ende letzten Jahres unseren Dienstplan umgestellt und es sind jetzt mehr Hebammen pro Tag im Dienst“, erläutert Barbara Kusser. „Dies war unserer Meinung nach notwendig, um den schwangeren Frauen eine gleichbleibende Qualität und Sicherheit während der Geburt und im frühen Wochenbett zu gewährleisten. Dies führt jedoch auch dazu, dass wir kaum mehr Kapazitäten haben, um Geburtsvorbereitungskurse, Wochenbettbetreuung im häuslichen Umfeld, Rückbildungskurse und sonstige Kursangebote anzubieten“, bedauert die Hebamme. Dadurch entstehe leider ein momentaner Versorgungsengpass der schwangeren Frauen im Landkreis Deggendorf. Barbara Kusser kündigt aber an, dass die momentane Situation wieder verbessert werden soll: „Wir sind jedoch sehr bemüht, neue Hebammen für Deggendorf zu gewinnen und sind zuversichtlich, dass sich die Lage in naher Zukunft wieder entspannen wird“, sagt sie.

„Bis zu diesem Zeitpunkt müssen wir auf die außerklinisch arbeitenden Hebammen im Landkreis Deggendorf verweisen.“

Deggendorf