Ein weiteres Stück Geschichte zum Leben erweckt
Hallooo: Die neue Sänfte ist da!

11.07.2017 | Stand 24.07.2023, 13:03 Uhr
−Foto: n/a

Neuzugang für den LaHo-"Fuhrpark": Die neue Sänfte für die Landshuter Hochzeit hat den ersten Testlauf auf der Ringelstecherwiese bestanden.

LANDSHUT Die Vorbereitungen für die diesjährige Landshuter Hochzeit laufen auf Hochtouren, für alle Einwohner der niederbayerischen Hauptstadt deutlich sichtbar aufgrund der täglichen Fortschritte beim Aufbau des Zehrplatzes auf der „Ringelstecher-Wiese“. Gut drei Monate vor Beginn der Aufführung am 30. Juni wurde am vergangenen Samstag auch die neue Sänfte vom Erbauer an „Die Förderer“ e.V. übergeben. Entscheidender Punkt der Abnahme: Passt das Zusammenspiel von Pferd, Geschirr und Sänfte? Dieser Test sorgte zusätzlich für Gänsehaut der anwesenden Förderer, bedeuten doch Pferde im Zeughaus, dass es bald losgeht.

Auch beim Bau der neuen Sänfte blieb der Verein seinem Anspruch nach größtmöglicher spätmittelalterlicher Authentizität der gesamten Aufführung treu. Dr. Ernst Pöschl, Vorstandsvorsitzender von „Die Förderer“ e.V.: „Hier standen wir vor einer kniffligen Aufgabe, da das Reisen in Pferdesänften nun schon länger aus der Mode ist. Deshalb gab es auch keine Baupläne und Verfahrensanweisungen, auf die unser Wagenbauer zurückgreifen konnte. Auf diese Weise haben wir vergessenes Wissen und damit ein Stück Geschichte zum Leben erweckt. Gerne teilen wir auch unsere Erkenntnisse mit allen interessierten Fachleuten.“

Auch wenn bisher keine Quelle zur Landshuter Hochzeit belegt, dass Herzog Ludwig eine Sänfte benutzt hatte: Sie ist seit den Aufführungen nach dem 2. Weltkrieg Teil des „Fuhrparks“ der Landshuter Hochzeit und fester Bestandteil des Umzugs an den Aufführungssonntagen. Die alte Sänfte wurde seinerzeit nach den Vorstellungen von Franz Högner gefertigt und war, anders als alle anderen Schöpfungen des langjährigen und für die Landshuter Hochzeit prägenden Vorstands, nicht möglichst originalgetreu, sondern im so genannten „neu-gotischen“ Stil gebaut. Damit entspricht sie nicht mehr den heutigen Ansprüchen der Veranstalter.

Vorlage für die neue Sänfte war ein sehr detailgetreues Gemälde des französischen Königs Karl V. aus dem 15. Jahrhundert, das in einen Bauplan für die neue Sänfte umgesetzt wurde. Dabei kamen die Fachleute zum Einsatz, mit denen „Die Förderer“ bereits beim neuen Brautwagen zusammen gearbeitet hatten, der bei der Aufführung 2013 erstmalig Teil der Aufführung war: konzipiert wurde die neue Sänfte von Dr. Rudolf Wackernagel, dem erst kürzlich verstorbenen Experten für Wagenbau des Mittelalters. Erbauer war erneut Florian Staudner aus Wien.

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