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Gute Nachrichten von der Großen Hufeisennase – trotz Sperber und Hitze wächst die Kolonie

26.03.2020 | Stand 04.08.2023, 18:58 Uhr
−Foto: n/a

Ein turbulentes Jahr liegt hinter den Großen Hufeisennasen in der letzten Wochenstube Deutschlands im Oberpfälzer Hohenburg. Im Frühjahr 2019 musste die seltenste deutsche Fledermausart noch mit einem Skydancer vor einer Sperberfamilie geschützt werden. Diese hatte sich auf die Hufeisennasen spezialisiert und drohte deren Bestand stark zu dezimieren.

Hohenburg an der Eger. Im Sommer hatten dann vor allem die Jungtiere mit den hohen Außentemperaturen von 35 Grad und mehr zu kämpfen. Dennoch gibt es gute Nachrichten: „Trotz einiger Verluste durch den heißen Sommer konnten 2019 so viele Jungtiere wie noch nie, insgesamt 95, ausfliegen“, freut sich Johannes Pirner, LBV-Gebietsbetreuer des Fledermaushauses. „Und die Winterzählung der Fledermäuse bestätigt: Mit 273 gezählten Großen Hufeisennasen ist die Winterzahl, wie bereits in den letzten zehn Jahren, erneut um 20 Prozent angestiegen.“ Die ersten Hufeisennasen haben auch schon wieder ihr Sommerquartier im Fledermaushaus Hohenburg bezogen und sind für jeden von zu Hause über die Webcam zu beobachten unter www.lbv.de.

Eine Sperberfamilie, die bereits seit Herbst 2017 Verluste bei den Großen Hufeisennasen verursacht hat, sorgte auch im Frühjahr 2019 für Turbulenzen. Die Vergrämung mit den sogenannten Skydancern, sich ständig in Bewegung befindliche aufblasbare Stoffsäulen, war zum Glück sehr erfolgreich. Ab Mai konnte dann auch auf die Skydancer verzichtet werden. Zwar zeigte sich der Sperber tagsüber noch, allerdings nicht zur Flug- und Jagdzeit der Fledermäuse. Direkte Attacken auf Fledermäuse wurden also glücklicherweise nicht mehr beobachtet. „Wir haben das Problem mit dem Sperber weiterhin im Blick und werden in den nächsten Tagen wieder mit der Vergrämung durch die bewährten Skydancer beginnen“, so Johannes Pirner.

Der heiße Sommer 2019 ging an den Großen Hufeisennasen, vor allem den Jungtieren, nicht spurlos vorbei. Durch Außentemperaturen von 35 Grad oder mehr Ende Juni bis Anfang Juli, hatte sich der Dachboden stark aufgeheizt. Für die Jungtiere eine noch stärkere körperliche Belastung als für die Alttiere und so haben fünf Jungtiere nicht überlebt. „Normalerweise ziehen sich die Hufeisennasen bei starker Hitze in kühlere Stockwerke zurück. Warum das bei den fünf Jungtieren nicht geklappt hat liegt wohl daran, dass sie zu dem Zeitpunkt noch nicht flugfähig waren und die Mütter die Kleinen im Dachboden zurückgelassen haben“, erklärt der LBV-Fledermausexperte.

Die Fledermauszählung in den Winterquartieren ergab erfreuliches: in insgesamt 24 Höhlen im Umkreis von 35 Kilometern des LBV-Fledermaushauses in Hohenburg und der weiteren Umgebung konnten über 270 Große Hufeisennasen gezählt werden. „Wie in den vergangen zehn Jahren seit der Sanierung des Fledermaushauses und dem Start eines Life-Natur-Projekts ist die Kolonie auch 2019 um 20 Prozent gewachsen“, sagt der LBV-Gebietsbetreuer.

Hintergrund

Von 2012 bis 2018 führte der LBV mit Projektpartnern ein von der EU finanziertes und dem Bayerischen Naturschutzfonds unterstütztes Life-Natur-Projekt durch, um die Fledermausart vor dem Aussterben zu bewahren. Ein Teil des Life-Natur-Projekts war auch die Sicherung der Nahrungsgrundlage der Großen Hufeisennase. So besitzt der LBV eine Herde Rotvieh, die unter anderem in einem Waldstück weidet. Die sogenannten Hutewälder sind ideale Jagdgebiete für die Fledermäuse. Hier finden sie nicht nur ihre Lieblingsbeute, Dung- und Mistkäfer, in großen Mengen, sondern auch ideale Hangplätze an Ästen und Zweigen, von denen aus sie ihre Jagdflüge starten. Ein Fledermaus-Pfad bei Hohenburg zeigt das Zusammenspiel von Hufeisennase, Landschaftsstrukturen und Rinderbeweidung und informiert die Öffentlichkeit.

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