Bau für schnelles Internet
Glasfaserkabel verbindet Arnbruck mit der Welt

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:08 Uhr
Hans Weiß
−Foto: Foto: Hans Weiß

Faszinierende Technik der Erdverkabelung für die moderne Telekommunikation

ARNBRUCK Seit Herbst letzten Jahres sind mehrere Bautrupps im Arnbrucker Untergrund zugange: Sie verlegen fast  elf Kilometer Glasfaserkabel, die künftig für ein noch schnelleres Internet sorgen werden, aber auch für alle anderen Formen der modernen Telekommunikation. Dabei wenden sie eine Einbautechnik an, die faszinierend ist.

Der verantwortliche Bauleiter Karl Müller, der tagsüber zwischen mehreren Baustellen im Ortsbereich pendelt, hat sich für ein Gespräch Zeit genommen und erläutert anschaulich technische Details. Müller: „Die Arbeiten, mit der uns die Telekom beauftragt hat, haben wir im Herbst 2015 begonnen und wir werden in Arnbruck bis Ostern 2016 fertig.“ Bereits jetzt kann man sehen, dass die Leitungsstränge in die kleineren Ortschaften wie Hötzelsried, Thalersdorf und Niederndorf weitergeführt werden bis zum Anschluss im Bereich Kötzting. Zuerst werden die bestehenden Kabelschutzrohre, die in der Regel unter den Bürgersteigen verlaufen, an verschiedenen Knotenpunkten aufgegraben, geöffnet und für das Einziehen der ca. 7cm starken orangefarbenen „Verbände“ vorbereitet. Diese enthalten ihrerseits wieder zwölf etwa 7mm starke und verschieden gefärbte „Speedpipes“, in die später die Glasfaserkabel eingeblasen werden.

Die reinen Grabarbeiten erledigt ein Fünf-Mann-Bautrupp, der zeitweise mehr als zehn Arbeitsstellen zur gleichen Zeit zu öffnen und gegen den vorbeifließenden Verkehr abzusichern hatte und die „Verbände“ in offener Bauweise verlegte. Das Verlegen und Einziehen der Verbände, der Speedpipes und schließlich der Glasfaserkabel besorgt die firmeneigene „Einziehkolonne“. Deren Chef ist der Fernmeldetechniker Tibor Berna, der ebenso wie seine Mannschaft aus Ungarn kommt und bestens mit den Bautrupps zusammenarbeitet.

Um die vielen Verzweigungen im Ortsnetz herstellen zu können, wurden elf hellgraue „Multifunktionsgehäuse“ (MFG) installiert, daneben ein kleinerer Kasten zur Stromversorgung. Die verlegten Verbände mit den Speedpipes und Glasfaserkabeln enden dort und werden – wenn die Verlegearbeiten abgeschlossen sind – von Kollmer-Technikern mit den ebenfalls dort mündenden Kupferkabeln der Hausanschlüsse mittels eines „Glasfaser-Glasfaserbezogene Abschlusspunkt Linientechnik“ verbunden. Dort wird das opto-elektronische Signal in ein elektronisches Signal umgewandelt, das durch das Kupferkabel beim Telekom-Kunden ankommt. Ein Glasfaserkabel enthält 8 Stränge mit je 12 Glasfasern, also insgesamt 96 Fasern, die dünner als ein Haar sind. Die wohl faszinierendste Arbeit ist das „Einblasen“ der Glasfaserkabel in verschiedenfarbige Speedpipes. Tibor Bernas Mannschaft hat nahe der Arnbrucker Vermittlungsstelle oben am Fichtenweg sein Equipment postiert: Einen Kompressor, der den Luftdruck erzeugt, der Anhänger mit der Kabeltrommel und dem „Bagela Miniflow“, das Herzstück der Einblastechnik, die quasi das Glasfaserkabel mit den Speedpipes verheiratet.

Größte Sorgfalt bei der Vorbereitung: Mit Luftdruck wird ein Schaumstoffpfropf durch die Speedpipe gejagt, um auch feine Staubpartikel zu beseitigen; Tibor Berna rundet die Spitze des Glasfaserkabels, fügt ein Gleitmittel hinzu, reinigt den Transportmechanismus im Miniflow und wenn alle Werte stimmen und die Partner an der Austrittsstelle des Glasfaserkabels ihr ok gegeben haben, drückt er auf den Startknopf. Zwei Mann streifen das abrollende GFK mit Microfasertuch im Laufen noch ab und auf dem Meterzähler verfolgt Tibor Berna den Weg der Kabelspitze: „Heute blasen wir 800m ein, den Lärchenweg hinunter und die Zellertalstraße bis zum Sturmschlosser und dann unter der Eckerstraße bis hoch zum Multifunktionsgehäuse bei der GenoBank.“

Ein weiterer Fernmeldetechniker ist mit Spleissen beschäftigt: Er dröselt das Glasfaserkabel bis in seine Fasern auf und sortiert sie in ein spezielles Tableau ein, auf dem sich die Glasfasern verbinden lassen. Dieses filigrane Knüpfwerk wird luft- und wasserdicht in einer Muffe verschlossen und verschwindet im Boden. Jede Arbeitsstelle wird unmittelbar nach Beendigung der Arbeiten wieder zugemacht, die Teerdecke sauber geschlossen oder auch das Pflaster wieder fachmännisch gesetzt.

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