Mit der Ausstellung „Gefühlswellen“ vom Netzwerk Krise nach der Geburt aus Bamberg und ausgezeichnet mit dem Bayerischen Präventionspreis 2013 klärt die Schwangerschaftsberatungsstelle am Gesundheitsamt Mühldorf speziell über psychische Erkrankungen nach der Geburt auf.
MÜHLDORF Die postpartale Depression, umgangssprachlich auch Wochenbettdepression genannt, und andere nachgeburtliche psychische Erkrankungen treten in unterschiedlicher Ausprägung bei 10 – 15 % der Gebärenden auf. „Bei etwa 1000 Geburten im Landkreis Mühldorf sind dies im Jahr über 100 betroffene Frauen. Nur ein Bruchteil davon kommt frühzeitig in Beratung bzw. in Behandlung“, erklärt Dr. Benedikt Steingruber, Leiter des Gesundheitsamtes Mühldorf. Die Ausstellung und die Infotafeln sind bis Mitte September im Landratsamt zu sehen und zu den normalen Öffnungszeiten frei zugänglich.
„Eigentlich hätte ich total glücklich sein sollen – ich hatte ein gesundes Kind geboren, ein Wunschkind – aber ich fühlte mich nur leer, müde, erschöpft und traurig. Das wird schon wieder, haben alle gesagt, aber so war es nicht. Mit der Zeit kamen dann immer mehr Scham- und Schuldgefühle dazu. An manchen Tagen konnte ich gar nichts mehr tun, da wäre ich am liebsten gar nicht mehr da gewesen.“ Anna B. litt an einer postpartalen Depression, die bis zwei Jahre nach der Geburt auftreten kann. Heute geht es Anna wieder gut, aber es hat gedauert, da sie selbst und das Umfeld diese Krankheit lange nicht erkannten.
„Betroffene erleben die Krankheit häufig als ihre Schuld oder Unfähigkeit - dabei handelt es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung, die in der Regel nicht von alleine vergeht. Ein frühzeitiges Hilfsangebot kann viel Leid verhindern“, erläutert Dr. Benedikt Steingruber.
Das soziale Umfeld kennt leider selten Warnhinweise oder Symptome, steht dem Ganzen hilflos gegenüber. Trotz der Häufigkeit wissen sowohl Laien als auch Fachleute oft nur sehr wenig über diese Krankheit. Die Ausstellung informiert mittels verschiedener Medien über das Krankheitsbild und gibt Einblicke in die Seelenwelt von Betroffenen. Außerdem werden Hilfsmöglichkeiten und Ansprechpartner aufgezeigt. Zusätzlich sind noch Banner und Schautafeln des Vereins „Schatten & Licht“ ausgestellt, einer Initiative, die sich ebenfalls mit psychischen Erkrankungen rund um die Geburt befasst. Anschließend wird die Ausstellung in verschiedenen weiteren Stellen im Landkreis eingesetzt.
„Im Herbst führen wir darüber hinaus ein Podiumsgespräch mit mehreren Fachleuten durch, das über diese Krankheitsbilder informiert und Hilfen aufzeigt“, führt Carola John-Hofmann – Sozialpädagogin an der Schwangerschaftsberatungsstelle – aus. Die Veranstaltung am Mittwoch, den 14.11.2018 im Landratsamt richtet sich – ebenso wie die Ausstellung – sowohl an Schwangere und ihre Angehörigen als auch an Fachleute sowie die breite Öffentlichkeit.
Bei Fragen zur Ausstellung, aber auch psychischen Störungen nach der Geburt oder allgemein rund um die Schwangerschaft können sich Interessierte an die Schwangerschaftsberatungsstelle am Landratsamt – Gesundheitsamt Mühldorf wenden. Unter den Telefonnummern 08631/699-522, -526, -527 stehen Klaus Lorenz, Carola John-Hofmann und Sylvia Wimmer gerne zur Verfügung, ebenso per E-Mail unter schwanger@lra-mue.de. Hier können sich auch Arztpraxen oder Einrichtungen melden, die daran interessiert sind, die Ausstellung bei sich zu zeigen.
Mühldorf a.Inn