Vorbereitung auf fordernden Auslandseinsatz
Gebirgsjäger üben für Afghanistan

07.07.2017 | Stand 12.05.2024, 11:24 Uhr

Das Gebirgsjägerbataillon 232 aus Bischofswiesen verstärkt durch Gebirgspioniere aus Ingolstadt, Gebirgsaufklärer aus Füssen und Panzergrenadiere aus Regen sowie weitere Unterstützungskräfte übt seit dem Anfang Juni im Gefechtsübungszentrum Heer für den bevorstehenden Afghanistaneinsatz.

BAD REICHENHALL/BISCHOFSWIESEN In circa 6 Wochen wird es ernst für die Gebirgsjäger aus Bischofswiesen. Dann verlegen sie nach Afghanistan und lösen dort die Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 231 aus Bad Reichenhall ab. Als Northern Reaction Unit (NRU) haben sie dann vorrangig den Auftrag, die afghanischen Sicherheitskräfte in der eigenverantwortlichen Übernahme der Sicherheit, im Norden Afghanistans zu unterstützen und dem Kommandeur des Regionalkommandos als Reaktionskräfte zur Verfügung zu stehen. Ausbildungshöhepunkt vor dem Einsatz ist der 14-tägige Aufenthalt im Gefechtsübungszentrum Heer, wo zunächst an einzelnen Ausbildungsstationen und in einer anschließenden 48-Stunden-Übung, die gesamte NRU, durch das Ausbildungspersonal des Gefechtsübungszentrums beübt wird.

Harte, herausfordernde Ausbildung

Der Tag beginnt um 5:30 Uhr im Truppenlager Planken. Noch müde vom Vortag, der erst gegen 23 Uhr endete, beginnen die Soldaten des Zuges von Hauptfeldwebel M. mit den Vorbereitungen des heutigen Ausbildungstages. Neben Waschen und Frühstück gilt es insbesondere die Ausrüstung sowie die Fahrzeuge vorzubereiten. Erneut wartet eine harte und herausfordernde Ausbildung auf die Soldaten des Zuges.

Nach Eintreffen des Ausbildungspersonals beginnt Hauptfeldwebel M. mit der Befehlsausgabe an seine Patrouille. Schon hier muss der Zugführer an jede Kleinigkeit denken, gilt es doch seine Soldaten bestmöglich auf den heutigen Auftrag vorzubereiten. Nach Abschluss der Befehlsausgabe sowie aller Vorbereitungen verlässt die Patrouille das Truppenlager und die Anspannung der Soldaten steigt.

Nach einiger Zeit die erste Beobachtung. Am Marschweg wird eine Person mit Handy, ein so genannter Spotter aufgeklärt, der offenkundig Informationen über die Patrouille weitergibt. Hauptfeldwebel M. gibt dieses Aufklärungsergebnis über Funk an alle Soldaten weiter und ermahnt die Beobachtungsbereiche strikt einzuhalten.

Nach weiteren zwei Kilometern Marsch eine Explosion am Straßenrand. Das zweite Fahrzeug der Patrouille wurde durch einen versteckten Sprengsatz so beschädigt, dass es fahruntüchtig am Straßenrand liegen bleibt und die Funkverbindung abreißt. Gleichzeitig wird durch Aufständische, dargestellt durch Soldaten des Ausbildungsverbandes des Gefechtsübungszentrums, das Feuer auf die Patrouille eröffnet. Innerhalb von Sekunden hat sich durch diesen Hinterhalt die Lage grundlegend geändert.

Koordination, Sicherung, Bergung

Während die Soldaten der Patrouille das Feuer des Feindes erwidern, ist jetzt insbesondere der Zugführer gefordert, die auf ihn einströmenden Informationen zu verarbeiten und Maßnahmen und Befehle zu erteilen. Neben der Eigensicherung und der damit verbundenen Bekämpfung des Feindes, gilt es die eigenen Kräfte so zu koordinieren, dass schnellstmöglich eine Bergung der Verwundeten aus dem beschädigten Fahrzeug durchgeführt werden kann. Zusätzlich muss die Lage an die übergeordnete Führung gemeldet und Verstärkungskräfte angefordert werden.

Kurz darauf beginnt die Bergung der Verwundeten. Sie werden unter Feindbeschuss in die Verwundetensammelstelle verbracht und erstversorgt. Die eingetroffenen Reservekräfte müssen in die Lage eingewiesen werden. Währenddessen begutachtet der Arzt des beweglichen Arzttrupps die Verwundeten und kategorisiert diese nach der Schwere der Verletzung. Speziell sanitätsdienstlich ausgebildete Soldaten des Zuges unterstützen, um ihre verwundeten Kameraden schnellstmöglich zu versorgen und für den Abtransport mit Hubschraubern vorzubereiten. Nach Abschluss aller Maßnahmen und circa 90 Minuten höchster Anspannung wird die Übung durch das Ausbildungspersonal beendet und ausgewertet.

Die Ausbildung am Vormittag ist somit abgeschlossen, ein zweiter Durchgang findet am Nachmittag in anderem Gelände, unter anderen Gegebenheiten statt, wo erneut alle Soldaten der Patrouille aufs äußerste gefordert werden.

Am Ende des Tages sprechen die Ausbilder in der Abschlussbesprechung noch einmal deutlich die aufgetretenen Mängel an, sparen aber auch nicht mit Lob für die gute Leistung des Tages. Auch Hauptfeldwebel M. zieht ein positives Fazit und spricht von einer „Steigerung seiner Soldaten von Ausbildungstag zu Ausbildungstag“.

Nicht Alltag, sondern Extremfall

Erneut ist ein Ausbildungsabschnitt geschafft, der nicht den Alltag jedoch einen möglichen Extremfall im Einsatzland widerspiegelt, um die Gebirgsjäger auf jegliche Situationen vorzubereiten.

Staubige Gesichter

Mit Ende der Ausbildung ist der Tag für alle noch lange nicht vorbei. Mit staubigen Gesichtern verlassen die Soldaten ihre Fahrzeuge. Jetzt gilt es, Waffen zu reinigen und Schäden festzustellen, denn eines ist sicher: Nach der Ausbildung ist vor der Ausbildung und morgen geht sie weiter, die Ausbildung für den bevorstehenden Einsatz in Afghanistan im Gefechtsübungszentrum des Heeres.

Berchtesgadener Land