Bürgermeister trafen sich
Freilassing und Salzburg wollen gemeinsame Wege gehen

13.09.2017 | Stand 04.08.2023, 9:04 Uhr
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Freilassings Bürgermeister Josef Flatscher und Salzburgs künftiger Interims-Bürgermeister Harald Preuner reichen sich die Hand bei einem Treffen im Zollhäusl.

FREILASSING/SALZBURG Salzburg und Freilassing haben eine anstrengende Zeit hinter sich. Verschiedene Ziele und unterschiedliche Prioritäten der Nachbarstädte sorgten für einen schwelenden Zwist und eine gewisse Distanz – und das obwohl beide Städte in vielen Dingen in guter Partnerschaft zusammengearbeitet haben und sie sogar eine gemeinsame Vergangenheit vereint.

Am 20. September übernimmt Dipl.-Ing. Harald Preuner als Interims-Bürgermeister das Ruder der Stadt Salzburg bevor er sich im kommenden November zur Neuwahl für die restliche Wahlperiode bis 2019 stellt. Freilassings Erster Bürgermeister Josef Flatscher und Harald Preuner sprachen jetzt im „Zollhäusl“ – also bei einem Salzburger Wirt in Freilassing quasi auf neutralem Boden – über eine stärkere Zusammenarbeit. 

Kennengelernt haben sich beide bereits 1999 bei einem Treffen der lokalen Politiker, ebenfalls im Restaurant „Zollhäusl“ in Freilassing. Flatscher war frisch Erster Bürgermeister in Freilassing, Preuner gerade in den Salzburger Gemeinderat gewählt worden. Jetzt, 18 Jahre später, wünschen sich beide einen Neustart der politischen Beziehungen zwischen Salzburg und Freilassing. „Das gelingt nur indem man Miteinander spricht!“ sind sich beide einig.

Das „Dritte Gleis“ zwischen Freilassing und Salzburg, das einen häufigeren S-Bahn-Takt ermöglicht, ist so gut wie fertig und wird zum Fahrplanwechsel im Dezember die beiden Städte noch besser vernetzen. „Wir sind eine Region. Mit dieser Verkehrsverbindung wachsen wir noch mehr zusammen“ stellt Preuner fest, „der öffentliche Personennahverkehr soll ohnehin stärker ins Zentrum der Salzburger Bemühungen rücken“. Zuletzt machte ein geplantes Vorhaben Salzburgs Schlagzeilen, welches jeden Auto-Parker im gesamten Stadtgebiet zur Kasse bitten soll, um so zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu animieren. „Diese Art der Parkraumbewirtschaftung wird nicht kommen“ so Preuner, „das ÖPNV-Netz muss schrittweise erweitert und mehr Park&Ride Plätze müssen geschaffen werden“.

Das hohe Verkehrsaufkommen ist aber nicht nur den Salzburgern ein Dorn im Auge, auch etliche Freilassinger, die täglich über die Grenze fahren, um zur Arbeit oder zur Schule zu gelangen, stecken häufig in den verstopften Straßen fest. „Der Lieferinger Spitz auf der Münchener Bundesstraße ist immer noch ein Nadelöhr!“ so Bürgermeister Flatscher. Gegenüber Preuner bittet er um einen schnellen Ausbau dieses Abschnittes. Der restliche Teil der Straße ist schon seit längerem bis nach Freilassing vierspurig befahrbar. „Wenn man nach Salzburg fährt, steht man vor dem Lieferinger Spitz im Stau, fährt man heraus, verzögern die Grenzkontrollen die Heimreise“, stellt Flatscher fest.

Die Grenzkontrollen halten beide hingegen für notwendig. Eine Abschaffung der Grenzkontrollen würde ein eindeutiges Zeichen an sämtliche Schlepperbanden senden. Außerdem liege eine mögliche Abschaffung der Kontrollen ohnehin nicht in den Händen der lokalen Politik. Sowohl Flatscher als auch Preuner wollen sich allerdings auch weiterhin für eine Verbesserung und Beschleunigung der Kontrollen, z.B. durch mehr Personal und Kontrollen auf mehreren Spuren, einsetzen.

Den Wohnungsmangel sehen beide als ein Großraumproblem. „In Salzburg werden ständig Wohnungen gebaut, sie reichen aber nicht“ stellt Preuner fest. Flatscher ist ähnlicher Meinung: „Freilassing ist geographisch gesehen fast ein Teil von Salzburg. Ich denke wir leiden unter einem typischen Problem einer Gemeinde im Speckgürtel einer großen Stadt. Bei uns sind die Preise für Wohnraum um ein vielfaches günstiger“.

Im Vorfeld zu dem gemeinsamen Gespräch ließ sich Harald Preuner vom Flughafen Salzburg über das modifizierte Pistennutzungskonzept informieren, das die österreichische Seite als Kompromiss im Fluglärmstreit vorgeschlagen hat. Mit versöhnlichen Worten signalisiert Preuner, dass auch er eine verträgliche Lösung sowohl für Salzburg als auch die bayerischen, vom Fluglärm betroffenen Gemeinden im Sinn hat. „Das modifizierte Pistennutzungskonzept bringt sicherlich gewisse Verbesserungen, schöpft aber leider nicht das technische Mögliche voll aus“ betont Freilassings Stadtoberhaupt. „Ich bin ebenfalls der Meinung, dass weitere Konsultationen auf Bundesebene notwendig sind, um eine Lösung zu finden“ ergänzt Preuner.

Ein offenes Miteinander ist beiden wichtig. Das hat das gemeinsame Gespräch am Ende gezeigt. Auch wenn man nicht immer einer Meinung sein muss, können mit gemeinsamen Bemühungen auch unterschiedliche Vorstellungen in Einklang gebracht werden. Salzburg und Freilassing sind schon seit vielen Jahrzehnten eng miteinander verbunden, diese Partnerschaft soll wieder stärker gelebt werden. „Ein Gewinn für beide Städte wäre es“ schließt Bürgermeister Flatscher ab.

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